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Graf | G 1069
LebenspartnerInnen, Kinder: Heirat mit dem Eisenbahnarbeiter Graf, beide in sozialdemo-
kratischen Vereinen engagiert.
Ausbildungen: Volksschule.
Laufbahn: Neben der Schule Arbeit als Dienstmädchen, ab 1888 Dienstmädchen in Leoben.
1908 Mitgründung der sozialdemokratischen Frauenorganisation Amstetten, Vorsitzende
der Frauenorganisation des Wahlkreises St. Pölten und später Niederösterreich; Gemeinde-
rätin und Fürsorgerätin von Amstetten, Abgeordnete zum Niederösterreichischen Landtag
1921–34; Mitglied des Bundesrates SdP 25. 7. 1922–15. 9. 1933; ab 1924 Teilnahme an allen
Parteitagen der Ersten Republik, 1928 in der österreichischen Delegation der Dritten Inter-
nationalen Frauenkonferenz der SAI in Brüssel, 1929 Wahl in den Parteitagsvorsitz und in
die Parteikontrolle, damit im Parteivorstand der SDAP, seit 1931 Mitglied des Frauenzen-
tralkomitees der SDAP.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
L.: Hauch 1995, Parlamentarierinnen, Pasteur 1986, Protokoll Frauenkonferenz 1928, Ver-
handlungen Frauenkonferenzen 1917, Verhandlungen Parteitage 1889 –1932, Die Frau 4, 1933
Graf Rosalia; Hilfsarbeiterin, Hausgehilfin und Widerstandskämpferin
Geb. Breitenbrunn, NÖ, 1. 6. 1897
Gest. Wien, 21. 6. 1944
R. G. wird als Tochter der Elisabeth Moser und des Landwirtes Mathias Moser am 1. Juni
1897 in Breitenbrunn geboren. Nach dem Besuch der Pflichtschule arbeitet sie als Haus-
gehilfin in Wien und Ungarn. 1930 heiratet sie den Gemeindebediensteten Johann Graf.
Das Ehepaar Graf gehörte vor 1934 der Sozialistischen Partei an. Laut Anklageschrift be-
teiligte sich R. G. in der Wohnung des befreundeten Ehepaares Emilie und Anton Tol-
nay an politischen Gesprächen, die sich insbesondere nach Ausbruch des Krieges mit der
Sowjetunion verschärften und eindeutig kommunistische Färbung annahmen. R. G. nahm
in weiterer Folge auch ihren Mann zu diesen Besprechungen mit. Im Juni 1941 erklärte
das Ehepaar ihren Beitritt zur KPÖ und stellte später ihre Wohnung für Unterkünfte und
Funktionärsbesprechungen des Zentralkomitees der KPÖ zur Verfügung. In der Nacht zum
1. Mai 1942 beteiligte sich das Ehepaar Graf an einer Flugblattaktion, bei der Streuzettel
folgenden Inhalts gestreut wurden: „Mit großem Geschrei kündigt Hitler eine neue Offen-
sive an. Das bedeutet neue Blutopfer für unsere Jugend. Das bedeutet aber auch neue Opfer,
neues Elend für uns Arbeiter und Arbeiterinnen. Arbeiter und Arbeiterinnen! Denkt stets
an dieses Blutvergießen. Kämpft mit uns gegen Hitler! Er allein ist der Mörder unserer
Jugend. Sabotiert Hitlers Kriegsmaschinerie, wo ihr nur könnt! Arbeitet so langsam wie nur
möglich! Jedes Stück mehr verlängert den Krieg!“
R. und Johann Graf werden am 15. Juli 1942 wegen „Verdachtes auf Vorbereitung zum
Hochverrat“ festgenommen. Sie werden am 22. Dezember 1943 vom Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof angeklagt und am 14. April 1944 gemeinsam mit Emilie Tolnay und
Therese Dworak vom Volksgerichtshof Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und
Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt.
R. G. wird am 21. Juni 1944 gemeinsam mit ihrem Mann am Schafott des Wiener Landes-
gerichts hingerichtet. Ihr Name steht auf der Gedenktafel in der Weihestätte im Wiener Lan-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika