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Niederbayern geteilt worden. Ludwig, dessen Feindschaft zu seinem Bruder Rudolf sich seit
dem Tod des Vaters noch vertiefte, was in der wissenschaftlichen Literatur Mechthild ange-
lastet wird, war nicht nur am Wiener Hof, als der Vater gestorben war, mit den Söhnen Kö-
nig Albrechts erzogen worden, sondern hatte immer wieder die Allianz mit den Habsbur-
gern gesucht, während sein Bruder an der Seite Adolfs von Nassau (reg. 1292–1298), dessen
Schwiegersohn er auch geworden war, und dann an der Seite König Heinrichs VII. (reg.
1308–1313), dessen Tochter seine Schwiegertochter wurde, zu finden war. Über die Ausstat-
tung der luxemburgischen Schwiegertochter Rudolfs 1310 kam es zwischen den Brüdern
zum endgültigen Bruch. 1312 erfolgte nun das Heiratsabkommen zwischen dem älteren der
Neffen Ottos III. von Niederbayern, den damals zehnjährigen Herzog Heinrich XIV. (1310
[1323]- 1339) und den Herzögen von Österreich. Als aber Ludwig sich mit seinem Bruder
1313 aussöhnte, um seinen Einfluss in Niederbayern nicht zu verlieren, bedeutete das für die
Habsburger einen Affront. Der Gegensatz zu den Habsburgern vertiefte sich, als die beiden
oberbayerischen Herzöge ihre Mündel gefangen hielten und die beiden Herzogswitwen die
Vormundschaft Friedrich dem Schönen von Österreich übertrugen.
Das nächste Hochzeitsprojekt, das nun auch verwirklicht wurde, fällt in die Zeit nach der
Königswahl von 1314, die in der Doppelwahl und jeweiligen Königskrönung Ludwigs von
Oberbayern und Friedrich dem Schönen gemündet war. Auf der Suche nach Bündnispart-
nern, um eine Entscheidung herbeizuführen, kam es den Habsburgern gelegen, dass Graf
Ludwig von Öttingen, ein enger Parteigänger des Wittelsbacher, bereit war, die Seiten zu
wechseln. Unklar ist jedoch, was den Grafen zu diesem Frontwechsel bewogen hat. Die
reichsfreien Grafen von Öttingen, benannt nach der städtischen Siedlung an der Wörnitz,
gehörten zu den bedeutendsten Adelsfamilien Bayerns. Allerdings ist weder ihre genaue
Abkunft noch die genealogische Reihenfolge bis ins Detail geklärt. Ludwig war der Sohn
des Grafen Ludwigs des Älteren und der Maria, Burggräfin von Nürnberg, 1288 geboren.
Vor der Hochzeit mit G., die Ende April 1319 in Baden im Aargau stattfand, war Ludwig
bereits zwei Mal verheiratet. Aus der Ehe mit G. gingen zwei Kinder hervor, Albrecht und
Elisabeth, deren Namen ganz der habsburgischen Familientradition entsprachen. Weiteres
lässt sich über sie nicht ausmachen.
Die Hinwendung zu den Habsburgern hat Ludwig den Bayern sehr erzürnt. Ob die Heirat
auch den erhofften politischen Nutzen für die Habsburger brachte, ist nicht genau ersicht-
lich. In der Schlacht bei Mühldorf scheint sich Ludwig von Öttingen nicht exponiert zu
haben. Nach der Annäherung der beiden Könige nach der Schlacht von Mühldorf erfolgte
auch die allmähliche Aussöhnung, und 1336 ist Ludwig von Öttingen Mitglied der bayeri-
schen Gesandtschaft an den päpstlichen Hof nach Avignon.
G. selbst hat das nicht mehr erlebt. Im Mai 1316, vermutlich aufgrund einer Krankheit
oder einer schweren Geburt, machte sie ihr Testament. Sie wollte in Königsfelden begra-
ben werden. Ihren Bruder Albrecht († 1358) bestimmte sie zum Testamentsvollstrecker. Im
Dezember 1324 langte auch der päpstliche Ehedispens ein, denn ihre Schwester Agnes
hatte herausgefunden, dass G. mit der ersten Frau ihres Mannes in viertem Grad verwandt
gewesen war. Am 5. oder 6. März 1329 ist G. angeblich in Wien gestorben. Ihrem Wunsch
gemäß wurde ihr Leichnam zum Zeitpunkt des Ablebens ihres Bruders Friedrich des Schö-
nen nach Königsfelden überführt und dort beigesetzt.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika