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Ersten Weltkriegs beginnt L. H.s Aufstieg zum Filmstar. Ihr späterer Ehemann, der Groß-
industrielle Baron Fritz von Haymerle, die beiden heiraten 1924, schenkt ihr eine eigene
Filmgesellschaft, die „Micco-Film“. Doch nicht die Produktionen ihrer eigenen Filmgesell-
schaft verhelfen L. H. zum Durchbruch, sondern der Historienfilm „Lady Hamilton“ des
Regisseurs Richard Oswald. L. H. spielt in diesem Film mit Stummfilmgrößen wie Conrad
Veidt und Werner Krauss. Einen weiteren großen Erfolg hat die Schauspielerin in Richard
Oswalds Film „Lucrezia Borgia“, der 1922 in die Kinos kommt. Ihre PartnerInnen sind dies-
mal Albert Bassermann und Adele Sandrock. L. H.s weitere Erfolge in der Stummfilmära
sind: „Schlagende Wetter“ von Karl Grunes, „Liebesfeuer“, ein Film der 1925 für die UFA
gedreht wurde, „Die Brüder Schellenberg“ (1926), oder die „Csardasfürstin“ (1927).
Die Umstellung auf den Tonfilm, die für viele Stummfilmstars das Ende ihrer Karriere bedeute-
te, stellte für L. H. kein Problem dar. L. H. und Willi Forst gelten als Traumpaar des deutschen
Films. In dem 1930 herausgekommenen Film „Das Lied ist aus“, der zweite Tonfilm nach „Der
unsterbliche Lump“ aus dem gleichen Jahr in dem L. H. mitwirkt, ist wieder Willi Forst ihr Part-
ner. Sie singt darin den berühmten Robert Stolz-Schlager: „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“.
Das berufliche Engagement in Deutschland verändert auch das Privatleben der Schauspie-
lerin. Nachdem sie sich freundschaftlich von ihrem Ehemann Fritz von Haymerle getrennt
hat, heiratet sie den Kölner Anwalt Hans Somborn. Aus dieser Ehe stammt ihr einziger
Sohn Hans Peter, der 1940 geboren wird.
Der technische Umbruch von Stummfilm auf Tonfilm konnte der Laufbahn der Schauspie-
lerin, wie erwähnt, nicht schaden, der politische Umbruch schadete ihr umso mehr. L. H.
bekommt ab 1934 keine Rollenangebote in Deutschland. In Österreich entstehen noch die
Filme „Ungeküßt soll man nicht schlafen geh’n“ mit Heinz Rühmann (1936) und „Peter im
Schnee“ mit Paul Hörbiger. 1942 flüchtet L. H. mit ihrem Sohn in die Schweiz. Sie lernt
dort ihren dritten Ehemann, den Schweizer Herzspezialisten Carl Spycha, kennen, den sie
nach dem Tode von Hans Somborn 1944 heiratet. Das Paar unternimmt zahlreiche Tropen-
reisen und lebt einige Jahre in Afrika und Indien. 1979 stirbt Carl Spycha.
L. H. kann nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Karriere nicht mehr fortsetzen; ein geplantes
Comeback in der Löwinger Filmposse „Fünf Karnickel“ scheitert. L. H. gilt als erster öster-
reichischer Filmstar, dass sie zufällig so alt ist wie das Kino selbst haben viele als günstiges
Omen für ihre Filmerfolge angesehen.
L. H. stirbt einige Monate nach ihrem 105. Geburtstag am 28. 11. 2000 in ihrem Haus in
Wabern, einem Vorort von Bern. Am 15. 12. 2000 wird sie in der Familiengruft am Dornba-
cher Friedhof beigesetzt.
Ausz.: 2008 wird die Verkehrsfläche in 1170 Wien, im Gebiet Klampfelberggasse, nach ihr
benannt. In den zwanzig Jahren ihrer Schauspielerinnenlaufbahn wirkte L. H. in 90 Filmen
mit. Für ihr „langjähriges hervorragendes Wirken im deutschen Film“ erhält sie 1969 den
Deutschen Filmpreis. Österreich verleiht ihr 1992 den Rosenhügelpreis.
L.: Der Standard 30. 11. 2000. Die Presse 30. 11. 2000, Täglich Alles 20. 1. 1996, Kurier
15. 8. 1995, Kurier, 15. 8. 2000, Kurier 30. 11. 2000, Neues Volksblatt 16. 8. 2000, NWJ 8. 6. 1930,
NWJ 17. 12. 1931, NWT 21. 1. 1932, 22. 1. 1932, 25. 5. 1936, 2. 8. 1936, NZZ 16. 8. 1995, VZ
8. 10. 1940, WZ 16. 8. 2000, WZ 30. 11. 2000
Karin Nusko
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika