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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
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H | Hanke1182 die Situation für Ärztinnen im Hinblick auf berufliche Möglichkeiten und Karriere al- lerdings schwierig. In welchem Rahmen diese Tätigkeit stattfand, kann heute nicht mehr verifiziert werden, eine eigene Praxis dürfte sie jedoch nicht geführt haben, einem Zeitungs- artikel ist zu entnehmen, sie habe als Nervenärztin in verschiedenen Anstalten gearbeitet. Davor soll sie außerdem an der Lehrkanzel für Strafrecht in Köln beschäftigt gewesen sein. Aufgrund einer hartnäckigen psychischen Erkrankung musste sich W. H. mehrmals für län- gere Zeit in stationäre Behandlung begeben, bereits im Sommer 1917 hatte sie ihr Studium aus gesundheitlichen Gründen unterbrochen. Mitte 1934 reiste sie, im Alter von 40 Jahren, zum ersten Mal nach Südamerika, im August kam sie in Buenos Aires an und besuchte erstmals die Cainguá, danach begab sie sich nach Paraguay und unternahm mehrere Expeditionen zu den Guayaki. Nach zwei Jahren Feld- forschung in Paraguay und Argentinien kehrte sie im Oktober 1936 nach Wien zurück. Es war der Beginn eines jahrzehntelangen Forscherinnenlebens in Südamerika, vor allem in den Ländern Argentinien, Paraguay, Brasilien und Bolivien. Nach nicht einmal einem Jahr reiste W. H. wieder von Wien ab und lebte, mit zahlreichen Ortswechseln, bis 1955 in ver- schiedenen Ländern Südamerikas. Im Herbst 1955 kehrte sie ein letztes Mal nach Europa zurück, um Ende 1956 wieder abzureisen und sich bis zu ihrem Tod 1958 unermüdlich ihren Feldforschungen zu widmen. Ihren Sohn, der 1934 elf Jahre alt war, ließ sie in der Obhut ihrer Mutter Ida Hanke in Wien zurück. Der Versuch, die beiden Ende 1938 nach Argentinien nachzuholen, wo sie sich niederlassen wollte, scheiterte aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges, eben- so ihre baldige Rückkehr nach Wien. Schließlich nahm sie im Laufe der 1940er Jahre die Staatsbürgerschaft Paraguays an, vermutlich um den immer wieder notwendigen Formali- täten um Aufenthaltsgenehmigung, die zum Teil äußerst schwierig und langwierig waren, zu entkommen. Allerdings gestaltete sich der Forschungsalltag  – ohne institutionelle Anbindung und prak- tisch ohne finanziellen Rückhalt  – doch eher schwierig, nicht zuletzt aufgrund einer äußerst angespannten finanziellen Situation. Diese Geldsorgen sollten W. H.s zukünftige Unter- nehmungen begleiten, nicht selten konnte sie nicht einmal die Fahrtkosten selbst bestreiten. Darüber hinaus erkrankte sie am Ende ihrer ersten Reise in Buenos Aires schwer, und auch die gesundheitlichen Probleme begleiteten sie fortan, zweifellos gefördert durch die Stra- pazen während ihrer Forschungen. Es gibt Berichte, dass sie während ihrer Expeditionen aufgrund ihrer Arthritis, von der sie jahrelang geplagt wurde, zum Teil auf einer Bahre ge- tragen werden musste. W. H. stirbt schließlich während ihrer Feldforschung bei den Tukuna am 31. 8. 1958 in Benjamin Constant, in Brasilien, einer Stadt im nordwestlichen Bundes- staat Amazonas, an der Grenze zu Peru und Kolumbien, an Malaria und Herzschwäche. Nach wie vor der Forschung verpflichtet, hatte sie zuletzt unter schwierigsten Bedingungen ihr Dasein gefristet, von der Wissenschaft nahezu vergessen. Ihre dringenden Hilferufe nach Europa kamen zu spät, um ihr noch rechtzeitig Unterstützung zukommen zu lassen, wie Eckert und Trimborn (1964: 8) bedauernd festhielten. Weiters war sie bereits bei ihrer Reise ersten Anfeindungen ausgesetzt, die über die österreichische Gesandtschaft in Rio de Janeiro an den damaligen Direktor des Wiener Museums für Völkerkunde, Fritz Röck, herangetragen wurden und ihr in der Folge einige Schwierigkeiten bereiten sollten, wie der
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
1, A – H
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1422
Category
Lexika
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