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Haslauer1208
28. September 1939 als erste österreichische Wehrdienstverweigerer in Salzburg-Glanegg
erschossen werden. Die Gestapo fotografiert alle Anwesenden.
Am 9. bzw. 10. November wird M. H. zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und wei-
teren Zeugen Jehovas aus Salzburg wegen „Betätigung für die Internationale Bibelforscher-
vereinigung (IBV)“ von der Gestapo verhaftet und in das Polizeigefängnis Salzburg einge-
liefert. Johann Haslauer lehnt es bei der Verhaftung ab den Wehrdienst zu leisten. Er wird
ins KZ Sachsenhausen überstellt, wo er bereits am 12. August 1940 verstirbt.
M. H. wird gemäß Gestapobericht als „unbelehrbare Anhängerin der IBV“ bezeichnet, die
Staat und Partei ablehnt. Sie wird Ende Dezember 1939 ins KZ Ravensbrück überstellt und
zur Nummer 2558/62.
Als M. zusammen mit ihrer 17jährigen Tochter Antonia, die zur Nr. 2797 wird, nach Ra-
vensbrück eingeliefert wird, bilden die Zeuginnen Jehovas mit beinahe 40% aller Häftlings-
frauen die größte Gruppe; sie werden besonders brutal und unbarmherzig behandelt.
Vom 19. Dezember 1939 bis 9. Jänner 1940 werden über 400 Zeuginnen Jehovas mit Steh-
appellen sowie Dunkel- und Hungerarrest in überfüllten, eiskalten Zellen des Zellenbaus
bestraft, da sie geschlossen Arbeit für Kriegszwecke verweigern. Ob M. und Antonia eben-
falls bei dieser Gruppe bereits dabei sind, ist nicht bekannt, aber anzunehmen. Offensicht-
lich gehört M. auch zu den sogenannten „Extremen“ unter den Zeuginnen Jehovas, die
besonders wegen ihrer konsequenten Kriegsdienstverweigerung, viele Qualen zu erleiden
haben. Im Jänner 1942 kommt es wegen der Verweigerung Kriegsmaterial herzustellen zur
erneuten Eskalation. Etwa 90 Zeuginnen Jehovas, darunter wahrscheinlich auch M. und
ihre Tochter Antonia, werden wegen ihrer Arbeitsverweigerung zu Bunker und Dunkel-
arrest verurteilt. Bei eisiger Kälte werden sie ohne Jacken, ohne Decken und ohne jegliche
Sitzgelegenheit in dunkle Barackenräume gesperrt. Sie erhalten eine Ration Brot und alle
vier Tage Essen, dann noch zusätzlich 25 Stockhiebe. Nach vierzig Tagen sind sie wan-
delnde Skelette und machen den Eindruck von Geisteskranken. M. H. erkrankt an Typhus.
Im August 1942 werden in einem 2. Transport nach Auschwitz etwa 100 Zeuginnen Jehovas,
darunter viele der „Extremen“, überstellt. Es ist anzunehmen, dass sich M. darunter befindet.
Am 27. September 1942 wird sie im Alter von 52 Jahren ermordet, „in Auschwitz von den
Hunden totgebissen“, wie ihre das KZ überlebende Tochter Antonia berichtet. Die letzten
Monate ihrer Inhaftierung arbeitet Antonia Mackinger auf dem SS-Versuchsgut Comthu-
rey von Oswald Pohl. Dort erlebt sie als einzige der Familie auch ihre Befreiung und kehrt
nach Salzburg zurück. Sie heiratet im Dezember 1945 den Zeugen Jehovas Otto Stessun,
den sie im KZ Ravensbrück kennenlernte.
Ausz.: Seit 28. August 2008 erinnern in der Salzburger Getreidegasse 33 zwei Stolpersteine
des Künstlers Gunter Demnig an M. und Johann Haslauer.
Biograph. Mitteilungen, Hinweise: Geschichtsarchiv der Zeugen Jehovas in Deutschland:
Bericht von Antonia Mackinger, Polizeikartei Salzburg: Meldeschein.
Qu.: DÖW, www.ravensbrück.de, www.stolpersteine.com, Jehovas Zeugen in Österreich,
Geschichtsarchiv.
L.: Dokumentationsarchiv 1991, Hader/Hesse 2001 Heidi Gsell
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika