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Hauberger Siegfriede, „Frieda“, geb. Sterner; Trafikantin und Widerstandskämpferin
Geb. Kapfenberg, Stmk., 9. 8. 1916
Gest. Kapfenberg, Stmk., 12. 3. 2009
S. H. wird unter dem Namen Siegfriede Sterner am 9. August 1916 in Kapfenberg gebo-
ren. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule sowie einer einjährigen Haushaltungs-
schule arbeitet sie zwei Jahre als Hausgehilfin in Wien, ehe sie wieder nach Kapfenberg
zurückkehrt. 1935 heiratet sie den Schlosser Otto Hauberger (1912–1944), den sie beim
Theaterspielen im Rahmen der Sozialistischen Jugend kennen gelernt hat. Otto Hauberger,
Februarkämpfer und Schutzbündler, wird aus politischen Gründen nach den Februarkämp-
fen 1934 mehrmals verhaftet und ist bis 1938 zumeist arbeitslos. Im Jahr 1935 wird auch
ihr Sohn Helmut geboren, den Helmut Qualtinger in seinem berühmten Satz – „Die Stier-
kämpf‘, a matte Sache [ … ] Simmering gegen Kapfenberg, das nenn’ i Brutalität“
– indirekt
verewigt hat, da Qualtinger im Stadion war, als der gerade erst in das österreichische Nati-
onalteam einberufene Kapfenberger Stürmer Hauberger 1958 kurz nach seinem Tor gegen
Simmering so brutal gefoult wurde, dass er nie wieder Fußball spielen konnte.
Während Otto Hauberger nach dem „Anschluss“ 1938 bei Böhler Arbeit erhält, beginnt
F. H. 1940 als Briefträgerin in Kapfenberg zu arbeiten. Kapfenberg und speziell die Böh-
ler-Werke sind Zentren des kommunistischen Widerstands in der Steiermark. Auch F. H.
und ihr Mann sind in einer dieser Gruppen aktiv, der auch Maximilian Haitzmann und
Franz Büschinger angehören. Im Herbst 1943 schließt sich dieser Gruppe ein Mann an, der
sich „Erich Ritter“ nennt, in Wirklichkeit aber Hubert Moretti, ein V-Mann der Gestapo,
ist. So arrangiert dieser im Auftrag der Gestapo am 26. März 1944 im Hotel „Ungarischer
Hof“ in Wien ein Treffen zwischen Vertretern des Zentralkomitees der KPÖ, das in Wirk-
lichkeit aus Gestapoleuten besteht, und Büschinger, Haitzmann und Hauberger. Ebenfalls
im Herbst 1943 knüpft diese Gruppe Verbindungen zu den slowenischen Partisanen in Las-
ko (Tüffer), zu denen F. H. einen Kurierdienst aufbaut und wohin ab Jänner 1944 Personen
gebracht werden, die in Kapfenberg untertauchen müssen. So begleitet F. H. etwa Mitte
März 1944 die beiden Kapfenberger Otto Gleisler und Albert Freund zu den Partisanen
nach Loka (Laak) und nimmt auf dem Rückweg Sprengstoff nach Kapfenberg mit, mit dem
auf der Strecke zwischen Kindberg und Kapfenberg die Schienenanlage gesprengt wird.
Am 20. April 1944 werden die Mitglieder dieser Widerstandsgruppe in Kapfenberg verhaf-
tet. Otto Hauberger wird dabei beim Fluchtversuch angeschossen. Am 6. Mai 1944 soll er in
Gestapohaft Selbstmord begangen haben. Gegen die anderen wird am 28. November 1944
in Graz am Oberlandesgericht, Senat für Hoch- und Landesverrat, ein Verfahren geführt,
bei dem neben Maximilian Haitzmann und Franz Büschinger auch F. H. zum Tode verur-
teilt werden. Im Urteil heißt es dazu: „Sie haben sich in der Zeit von 1942 bis März 1944
in den Dienst der kommunistischen Partei und der slowenischen Banden gestellt, denen
Maximilian Haitzmann und Siegfriede Hauberger auch Leute zugeführt haben, und sich
dadurch der Vorbereitung zum Hochverrat und der Feindbegünstigung schuldig gemacht.“
Nach dem Urteil wird sie in die Zelle 57, die „Todeszelle“ gebracht, wo sieben Betten stehen.
„Immer wieder habe ich Zuwachs bekommen. Da war einmal die Leitner Anni aus Juden-
burg, dann kamen drei Frauen aus Kärnten, dann eine Mutter von drei Kindern. Wenn man
alle umgebracht hatte, war ich wieder alleine“, sollte sie später berichten.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika