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hatte. Doch sie erbat sich zunächst Bedenkzeit, da erst zu klären war, ob sie aufgrund von
Außenständen und anfallender Gebühren das Erbe annehmen konnte.
So unterstützte Franz Steindachner, der damalige Intendant des k. k. naturhistorischen
Hofmuseums, der ihren wichtigen Beitrag zu den Forschungen in Südarabien kannte und
schätzte, ein Gnadengesuch der Forschungsreisenden. Nicht zuletzt, da die Pensionsbezü-
ge nach Wilhelm Hein „bescheiden“ ausfielen, befürwortete er in seinem Schreiben vom
2. 12. 1903 an das Oberstkämmeramt einen Zuschuss von sechshundert Kronen jährlich.
Diese Zuwendung war jedoch nicht erforderlich, da bereits eine Woche nach dem Tod von
Wilhelm Hein der Antrag gestellt wurde, M. H. in der anthropologisch-ethnographischen
Abteilung des naturhistorischen Hofmuseums zu beschäftigen. Sie sollte die ethnographi-
sche Sammlung der Südarabien-Expedition inventarisieren, bearbeitete und prüfte aber
in der Folge auch andere Bestände, etwa die Schausammlungen aus Afrika und Amerika.
Ebenso nahm sie mit Hilfe des Präparators Ausbesserungsarbeiten vor. Ab 1. Jänner 1904
wurde sie, befristet für ein Jahr, als Volontärin (mit Gehalt) angestellt, schließlich wurde sie
in ein unbefristetes Dienstverhältnis übernommen. In den folgenden Jahren war sie am Mu-
seum weiterhin mit Katalogisierungs- sowie zunehmend mit Konservierungsarbeiten be-
schäftigt, bis sie am 31. Juli 1925 im 73. Lebensjahr in Pension ging. Die Position, die M. H.
im Museum zugestanden wurde, entsprach keineswegs ihren Fähigkeiten, sondern brachte
vor allem untergeordnete Tätigkeiten mit sich. Jedoch wurde sie dadurch ihrer finanziellen
Probleme enthoben, auch wenn sie während der mehr als zwanzig Jahre dauernden Tätigkeit
nie mehr als die ursprünglich zugestandenen hundert Kronen monatlich erhielt.
Aufgrund seines frühen Todes konnte Wilhelm Hein die Ergebnisse der Expedition nur
in äußerst eingeschränktem Rahmen verarbeiten, er publizierte nur einen Artikel selbst. In
den folgenden Jahren bemühte sich M. H. das wissenschaftliche Erbe ihres Ehemannes
einer weiteren Bearbeitung zuzuführen, wie einigen erhaltenen Briefen zu entnehmen ist.
Auch an der von Müller im Jahr 1909 vorgenommenen Herausgabe der von ihrem Mann
aufgezeichneten Mehri- und Hadrami-Texte hatte sie sich, wie oben dargelegt, beteiligt.
Ebenfalls auf Wunsch Müllers verfasste sie ein Verzeichnis sämtlicher Gewährsmänner mit
kürzeren oder längeren Personenbeschreibungen, da sie „alle die Leute genau kannte“. Sie
konnte somit „bei jedem die von ihm herrührenden Stücke“ verzeichnen, wie Müller (1909:
17) festhält. Für die im Text genannten Personen verfasste sie auch Hinweise auf nicht im
Band publiziertes Material. Abgesehen von einem Bericht einer Expedition der Wiener
Anthropologischen Gesellschaft im Jahr 1903, noch zu Lebzeiten ihres Mann, erschienen
in den Mitteilungen der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, entschied sich M. H. je-
doch nicht für eine eigenständige wissenschaftliche Publikationstätigkeit, auch wenn einige
überlieferte handschriftliche Dokumente ihr weiter bestehendes Interesse an den Sprach-
forschungen im Jemen belegen. Nur einen Text aus dem Nachlass ihres Mannes entschloss
sie sich 1914 zu veröffentlichen, um ihn für künftige Forschungen zugänglich zu machen. Es
handelte sich um die Wegebeschreibungen und -rekonstruktionen, insbesondere in damals
den EuropäerInnen noch weitgehend unbekannte Regionen des Hadramaut, die Wilhelm
Hein als Vorarbeiten für spätere Reisen nach Südarabien erstellt hatte.
Über M. H.s Lebensjahre nach ihrer Pensionierung ist nichts bekannt. Sie verstarb zwei Monate
nach ihrem 90. Geburtstag, am 18. März 1943, im „Kaiserin Elisabeth-Heim für Witwen, Wai-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika