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Helbich | H 1253
Helbich Ilse, geb. Hartl; Verlagskauffrau, Journalistin und Schriftstellerin
Geb. Wien, 22. 10. 1923
Herkunft, Verwandtschaften: Der Großvater Wenzel Hartl, ein aus Böhmen eingewander-
ter Häuslersohn, machte die Zimmerlehre in Nussdorf und arbeitete sich zum Firmengrün-
der und reichen Unternehmer hinauf; 1910 errichtete sein Unternehmen das erste vorgefer-
tigte Einfamilienhaus. Später folgte die serienmäßige Erzeugung von Holz-Fertighäusern,
dem Hartl Haus. Der Vater Dipl.-Ing. Dr. Fritz (Friedrich Carl) Hartl (1896 –1985) war
Bautechniker und Juniorchef, dann Chef der Baufirma Wenzel Hartl in Wien.
Die Mutter Maria, geb. Seidl wurde 1900 in Brod/Save als Tochter eines Berufsoffiziers ge-
boren (gest. 1987 in Wien). I.s fünfzehnjähriger Bruder Fritz (1927–1953) musste mit seiner
Klasse als Luftwaffenhelfer einrücken; der Siebzehnjährige kam mit stark fortgeschrittener
Lungentuberkulose zurück, woran er acht Jahre nach Kriegsende starb.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1951 schloss sie die Ehe mit Dr.iur. Franz Helbich (27. 9. 1924–
27. 6. 2012), Rechtsanwalt, Generalsekretär der Österreichischen Industriellenvereinigung,
Honorarprofessor, der über Steuerrecht und Privatstiftungsrecht publizierte. Aus der Ehe
stammen die Kinder Lisa (1952–2000), deren Tod sie zutiefst traf, Martin (geb. 1953), Niko-
laus (geb. 1956), Franz (geb. 1960) und Anna (geb. 1963). Die Beziehung des Ehepaares war
von Anfang an nicht harmonisch; dazu kam I. H.s Dauerbelastung durch den Tagesablauf:
vormittags die eigenen Arbeiten, nachmittags die Betreuung der Kinder, abends gesell-
schaftliche Verpflichtungen („ich musste funktionieren“). Ständig hatte sie das unbestimmte
Gefühl, es sollte sich etwas ändern. Doch erst nach 30 Ehejahren fasste sie den spontanen
Entschluss, sich von ihrem Mann zu trennen. „Jetzt kannst du gehen, ich schaffe es schon
allein; wenn du jetzt nicht gehst, wirst du noch kränker und stirbst“, hatte ihre jüngste Toch-
ter zu ihr gesagt. I. H. zog zunächst in eine leer stehende Wohnung von Freunden. Später
folgte die Ehescheidung. Doch jetzt bestehe ein echt freundlicher Umgang mit ihrem Mann,
bemerkte sie in der Sendung „Tonspuren“ (2008).
Freundschaften: Aus ihrer Jugendzeit hob sie vor allem zwei Persönlichkeiten hervor: den Univer-
sitätsprofessor Heinrich (von) Ficker (1885 –1957), Sohn des Historikers Julius von Ficker, Mete-
orologe, Geophysiker und Bergsteiger, für sie „Onkel Heinz“, der so wunderbar erzählen konnte;
und den Dompfarrer Arnold Dolezal in St. Nepomuk im 2. Wiener Bezirk, der stets half, wo er
konnte, während der Nazizeit Verfolgte versteckte, Juden im Dachboden seiner Kirche unter-
brachte und wunderbarer Weise nie angezeigt wurde; in Schönberg im Kamptal dann Frau Hed-
wig, im Hauptberuf Vorarbeiterin der Forstarbeiter, welche die Pflege ihres Gartens übernahm.
Ausbildungen: Sie besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in der Klosterschule
Maria Regina im 19. Wiener Bezirk, wo sie sich nicht wohl fühlte, und setzte ab der fünften
Klasse Gymnasium den Wechsel in die Neulandschule (ebenfalls im 19. Bezirk) durch, von
deren Ideen sie begeistert war, bis deren Verwaltung von den Nationalsozialisten übernom-
men wurde. Im Frühling 1941 legte sie die Matura ab; daran schloss sich der Reichsarbeits-
dienst und nach krankheitsbedingter Entlassung der Kriegshilfsdienst in einem Kinderheim
der Stadt Wien. Im Herbst 1941 begann sie ihr Studium an der Universität Wien (Germa-
nistik, Philosophie, Geschichte), unterbrochen durch kriegsbedingten Arbeitseinsatz, den
sie in der väterlichen Firma leisten konnte. Ab Herbst 1945 setzte sie ihr Studium fort und
schloss es 1947 mit der Promotion ab.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika