Page - 1362 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Image of the Page - 1362 -
Text of the Page - 1362 -
H |
Holub1362
zu dem Erfolge derselben beitrug“ (Steindachner 1894: 16). Kaiser Franz Joseph verlieh ihr
für ihre Leistungen das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
Als Emil Holub schließlich, nach längerem schwerem Leiden, am 21. Februar 1902 im 55.
Le-
bensjahr an den Folgen seiner Malaria-Erkrankung starb, blieb R. H. mittellos zurück. Der
Nachlass ihres Ehemannes enthielt kaum Wertvolles. Noch zu Lebzeiten hatte er, wie nach
seinem ersten Südafrika-Aufenthalt, den Großteil seiner Sammlungen verschenkt, diesmal an
Hunderte von Museen und Schulen in der gesamten Donaumonarchie sowie im Ausland, ein
lukratives Kaufangebot aus den USA hatte er abgelehnt. Trotz des finanziellen Desasters seiner
„Südafrikanischen Ausstellung“ hatte er hohe Ämter, die ihm laut Medienberichten angeboten
worden waren, abgelehnt, wollte er doch neuerlich eine große Afrika-Expedition in Angriff
nehmen, und dies, obwohl sein Gesundheitszustand zuletzt immer bedenklicher wurde. Den
gemeinsamen Lebensunterhalt hatte er, immer unterstützt von R. H., durch seine Vortrags-
und Publikationstätigkeit bestritten. Anfang November 1894 begleitete sie ihn auch zu einer
Vortragsreise nach Nordamerika. Das lebenslange Ehrengehalt von 5.000 Kronen jährlich, das
der Kaiser aufgrund der schweren Erkrankung des Forschungsreisenden schließlich für ihn
ausgesetzt hatte, kam nur in zwei Raten, Anfang 1902, zur Auszahlung.
Nach dem Tod ihres Mannes gewährte Kaiser Franz Joseph R. H. eine weitere Audienz. Auf
dessen Veranlassung wurde ihr daraufhin, mit Erlass des Ministers für Kultus und Unter-
richt vom 14. Juni 1902, ein „Gnadengehalt“ von jährlich 2.400 Kronen „auf die Dauer des
Witwenstandes oder bis zur sonstigen Versorgung“ zuerkannt (Weltmuseum Wien, Schrift-
archiv). Sie blieb noch einige Jahre in der Rotunde wohnen, bis 1910 die „Erste Interna-
tionale Jagd-Ausstellung“ zu Ehren des 80. Geburtstages des Kaisers dort gezeigt wurde,
dann musste sie ihre Wohnung räumen. Bei einer neuerlichen kaiserlichen Audienz erbat
sie deshalb zu ihrer Pension einen Wohnungszuschuss. Im selben Jahr zog sie in ein Bie-
dermeierhaus in der Wattmanngasse 8 im 13. Wiener Gemeindebezirk, wo sie zuletzt mit
ihrer ebenfalls verwitweten Schwester Anna Rain wohnte. Nach dem Zusammenbruch der
Monarchie verschlechterte sich R. H.s Situation ein weiteres Mal. Sie war ab 1918, aufgrund
ihrer Ehe, Staatsbürgerin der Tschechoslowakei, die somit für die Auszahlung ihrer Pension
zuständig gewesen wäre. Wie einem Schreiben des Generalkonsulats der Tschechoslowa-
kischen Republik in Wien vom 20. 7. 1923 zu entnehmen ist, wurde ihr diesbezügliches
Gesuch jedoch zunächst abgelehnt. Als sie sich schließlich schriftlich bereit erklärte, eine
Schenkung auf den Todesfall zugunsten des Prager Náprstek-Museums zu errichten, erklär-
te sich die tschechoslowakische Regierung bereit, ihr eine Gnadenpension zu gewähren. Al-
lerdings behielt sich R. H. vor, eine „kleine Gruppe von zoologischen und ethnographischen
Objekten“ dem „Kulturhistorische(n) Museum in Chicago“ zuzuerkennen, als Dank für die
Unterstützung, die sie in den Jahren 1920 und 1921 von den „amerikanischen Freunden“
ihres Mannes erhalten hatte, der allein sie „in dieser schweren Zeit die Möglichkeit einer
würdigen Existenz verdanke“ (NHM Wien, Archiv für Wissenschaftsgeschichte, Korres-
pondenz R. H.). Im Dezember 1948 wurde ihr schließlich die dauernde Aufenthaltsbewilli-
gung in Österreich erteilt (WStLA, Meldezettel).
Bis ins hohe Alter konnte R. H. von ihrem Ruf als unerschrockene Begleiterin ihres Mannes
ins nahezu unerforschte Innere des südlichen Afrika zehren, auch wenn sie selbst, außer einem
kurzen Artikel in der „Wiener Mode“ im Jahr 1888, keine Publikationen über ihre Erlebnisse
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika