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demie 1930/31 bis 1941/42, ausgetreten am 17. April 1942. Schülerin von Prof. Ebenstein,
Sauer, Wührer.
Laufbahn: Als Pianistin führten sie ihre Konzerttourneen durch Österreich, CSSR, Ungarn,
Schweiz, England und sie durfte auch in der Zeit des Nationalsozialismus ins Ausland reisen.
Wie der Tiroler Geschäftsmann mit brasilianischem Pass Franz Messner (Generaldirektor
des kriegswichtigen Semperit-Konzerns) nutzte B. I. ihre Reisen um u. a. im Züricher Hotel
„Belle Rive au Lac“ Kontakt mit einem Verbindungsmann des amerikanischen Geheimdiens-
tes aufzunehmen. So gelangten die Alliierten an Informationen über Rüstungsbetriebe, aber
auch über die Konzentrationslager und den Massenmord an den Juden. Letzteres eine Nach-
richt, die bei den Amerikanern in Zürich auf verstörte Ungläubigkeit stieß. Durch einen
„Doppelagenten“ flog die Widerstandsgruppe um den Gersthofer Priester Heinrich Meier
1944 jedoch auf. Alle drei wurden verhaftet. Im Gegensatz zu Meier und Messner, die beide
zum Tode verurteilt wurden, trat B. I. im Prozess weder als Angeklagte noch als Zeugin auf.
Die Verhöre, wenn auch in ihrem Fall ohne physische Folter, hatten sie zermürbt. „Sie ist ein
liebes Mädel mit viel Interesse für Fetzen und Freunde“
– so hatte Messner in einem Kassiber
vom 29. Mai 1944 die Freundin zu entlasten versucht. „Magenkrank“ geschrieben, überlebte
sie im Gefängniskrankenhaus. Danach wollte sie nicht mehr über diese Ereignisse sprechen.
L.: BLÖF, Stehle 1996, Wer ist Wer in Österreich 1951
Isser Stefanie, geb. Karpf; Juristin und Lehrerin
Geb. Wien, 8. 6. 1909
Gest. Albany, New York, USA, 17. 2. 1997
Herkunft, Verwandtschaften: St. I. wurde als älteste von drei Töchtern am 8. Juni 1909 in
Wien geboren. Der Vater, Heinrich Karpf (1880–1948) stammte aus einer jüdisch-ortho-
doxen galizischen Familie und besaß nach seinem Umzug nach Wien ein Geflügelgeschäft.
Die Mutter, Julie Rosenberg (1874–1966), stammte aus einem ebenfalls orthodoxen Rabbi-
nerhaushalt und wuchs mit einer Ehrfurcht für Bildung auf, die sie selbst nicht befriedigen
konnte, aber umso mehr in ihrer ältesten Tochter förderte. Die Mutter führte einen kosche-
ren Haushalt, alle Feiertage wurden festlich begangen, so dass die drei Töchter im Glauben
aufwuchsen. Die beiden Schwestern Risa Gundorfer und Dora Wortsman waren 1911 und
1914 geboren worden. Daneben erhielt St. I. in der Schule jüdischen Religionsunterricht,
wurde in jüdischer Geschichte unterrichtet und lernte ein wenig Hebräisch. Der Vater war
bis zu seinem Tode Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Beide Eltern standen
der Sozialdemokratischen Partei nahe, der Vater war sogar Mitglied.
Ausbildungen: St. I. besuchte für zwei Jahre die Grundschule in Wien, dann die Grund-
schule in Ungarn, wo sie bei den Großeltern mütterlicherseits wohnte. Nach einem weiteren
Jahr erneut auf der Grundschule in Wien, wechselte sie für die letzten acht Schuljahre an
ein Knabengymnasium, das gelegentlich auch Mädchen zuließ. So war sie in der Klasse
nicht nur das einzige Mädchen, sondern auch die einzige Jüdin. 1924 legte sie die Matura ab.
Von Beginn ihrer Schulausbildung an war es für St. I. klar gewesen, dass sie studieren wollte,
um Rechtsanwältin zu werden und in dieser Funktion anderen Menschen helfen zu können.
So immatrikulierte sie sich ausgestattet mit einem Stipendium im Jahr 1928 an der Univer-
sität Wien für ein Jusstudium. Am 22. März 1933 schloss sie ihr Studium mit dem Doktor
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika