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Jerusalem | J 1493
LebenspartnerInnen, Kinder: 1901 Heirat mit Alfred Jerusalem, Fabrikant und Psychologe;
zwei Kinder: Edith und Fritz Albert, gesch. Alfred Jerusalem nahm nach der Trennung den
Namen Jensen an, die Kinder blieben bei ihm; 2. Ehe um 1910 mit Viktor Widakowich,
Professor an der Universität zu Buenos Aires.
Ausbildungen: E. K. absolvierte die Bürgerschule und Fortbildungskurse, ab 1893 Hospitan-
tin an der Universität Wien (Philosophie, Literaturwissenschaft).
Laufbahn: Als Vortragskünstlerin und Schriftstellerin tätig. Ging mit ihrem zweiten Ehe-
mann nach Angaben diverser Lexika 1929 nach Buenos Aires, Argentinien, dürfte jedoch be-
reits deutlich früher ausgewandert sein (siehe Zolles). Mit ihren emanzipatorischen Werken
zu Prostitution und Sexualerziehung erregte sie großes Aufsehen. E. J. trat vor dem Ersten
Weltkrieg engagiert gegen die Reglementierung der Prostitution, gegen die gesellschaftliche
Doppelmoral und für eine radikale Änderung der Geschlechterbeziehungen ein. Die Positio-
nen, die sie in ihren agitatorischen Vorträgen wie auch v. a. in ihrem Prostituierten-Roman
„Der heilige Skarabäus“ vertrat, wurden in den einzelnen Gruppierungen der Frauenbewe-
gung und in deren Medien heftig diskutiert. „Der heilige Skarabäus“, der innerhalb weniger
Jahre mehr als zwei Dutzend Auflagen erlebte, war das umfangreichste und am meisten dis-
kutierte Werk zur Prostitutionsthematik. Die zeitgenössischen Reaktionen sind überwiegend
enthusiastisch. In den 1930er Jahren publizierte E. J. religionsphilosophische Werke.
Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Venus am Kreuz. Novellen“ (1899), „Gebt uns die Wahrheit! Ein Beitrag zu unserer
Erziehung zur Ehe“ (1902), „Komödie der Sinne“ (1902), „Der heilige Skarabäus. Roman“
(1909), „Die Angst der Geschlechter“ (1910), „Steinigung in Sakya. Ein Schauspiel in 3
Ak-
ten“ (1928), „Die Dreieinigkeit der menschlichen Grundkräfte“ (1939)
L.: Bittermann-Wille/Hofmann-Weinberger 2005, BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Borst
1993, Borst 1999, Jusek 1990, ÖNB 2002, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek
1982a, Spreitzer 1999, Zolles 2003/04, Wikipedia, www.onb.ac.at/ariadne/
Jerusalem Irene; Gymnasialprofessorin
Geb. Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechien), 10. 9. 1882
Gest. KZ Litzmannstadt, deportiert am 23. 10. 1941 (Łódź, Polen), Todesdatum unbekannt
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Wilhelm Jerusalem (1854–1923), Philosoph an der
Universität Wien; vier Geschwister, lebte zeitlebens im Haus ihrer Eltern in Wien-Hietzing,
gemeinsam mit ihrem Bruder, dem Juristen Erwin Jerusalem (1881–1943) und dem Neffen
Hans Jerusalem, für den sie eine Art Mutterersatz darstellte.
Laufbahn: I. J. war fast drei Jahrzehnte lang Deutsch-Lehrerin am Mädchengymnasium in
Wien 13, Wenzgasse und bei ihren Schülerinnen sehr beliebt. Ihr Engagement für Mädchen
und Frauen ging aber über die Schule hinaus. Sie war in der 1916 gegründeten Zentralstelle
für weibliche Berufsberatung als Schriftführerin tätig. In der Zwischenkriegszeit engagierte
sie sich sozial, z. B. für Spendensammlungen für obdachlose Mädchen (Wiener Settlement).
1937 ging sie in Frühpension und kam so ihrer Kündigung durch die Nationalsozialisten
1938 zuvor. 1941 wurde sie nach Polen deportiert.
Ausz.: 1980 wurde im Gymnasium Wenzgasse auf Initiative ehemaliger Schülerinnen eine
Gedenktafel für I. J. angebracht. Verkehrsflächenbenennung: Auf Antrag der Grünen wurde
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika