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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
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Kaus | K 1605 auch die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus Literatur, Wirtschaft und Politik in je- nem elitären Zirkel zusammenzubringen. Sie hatte bald ein eigenes Atelier (das zugleich als Redaktionssitz von Bleis Zeitschrift „Summa“, als Treffpunkt und Kommunikationszentrale für Freunde oder auch als Veranstaltungsort zahlreicher Soireen fungierte), später ihre eige- ne Zeitschrift, ein Novum am deutschsprachigen Markt. Mitte der 1920er-Jahre etablierte sich G. K. erfolgreich in Wien und Berlin als Feuilletonis- tin und Schriftstellerin, der Großteil ihres literarischen Schaffens erschien in Berlin beim liberalen Verlag Ullstein, der mit seinen zahlreichen und vielfältigen Medien zum größten Verlagshaus Europas der Zwischenkriegszeit avancierte und für seine führenden Autoren massive Imagebildung betrieb. Viele ihrer Beiträge für die Presse wurden über eine Agentur höchst professionell im gesamtdeutschen Sprachraum vertrieben, im Ausland wurde die Romanautorin durch einen internationalen Agenten vertreten. Diese zu jener Zeit zwar durchaus üblichen Praktiken waren im überwiegend patriarchalen Literaturbetrieb dieser Epoche für eine Frau indes höchst ungewöhnlich. Die Freunde und Schriftstellerkollegen Werfel und Musil setzten K. sehr früh ein litera- risches Denkmal: als Muse, Femme fatale und weiblicher Mittelpunkt illustrer Kreise im literarischen Leben Wiens jener Jahre in der Figur der Hedda in Werfels Roman „Barbara oder die Frömmigkeit“ (1929) und in der Figur der Alpha in Musils Posse „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer“ (1924). G. K. zählt zu jenen Schriftstellerinnen, die in der Zwischenkriegszeit einen neuen Ton in die Literatur brachten und ein verändertes Verständnis, ein verändertes Selbstbewusstsein weiblicher Autorschaft definierten und etablierten. Als Vertreterin der Neuen Sachlichkeit fokussierte sie den ungeschönten Blick auf die (vornehmlich weibliche) reale Lebenswirk- lichkeit der Zeit zwischen den Kriegen, auf die krisengezeichneten zwischenmenschlichen Beziehungen und das Seelenleben des Menschen. Gemäß der zentralen Maxime dieser Bewegung, eine moderne, „demokratische“ sowie „brauchbare“ Literatur anzustreben, hielt sie ihre lakonisch-pointierten, niveauvoll unterhaltenden journalistischen wie literarischen Texte in einer bewusst einfachen, jedermann verständlichen, jedermann zugänglichen, je- doch präzise formulierten Sprache. Ihre Weltanschauung prägten ganz entscheidend zwei zen trale und für das gesellschaftspolitische, geistige und kulturelle Leben im Wien der Re- publik charakteristische Bewegungen: Individualpsychologie und Austromarxismus. Alfred Adlers Individualpsychologie, die sich im Roten Wien von der Schule zu einer Bewegung, Weltanschauung und Kulturtheorie entwickelte, bildete das theoretische Fundament für K.s Gesellschaftsbild und Gesellschaftskritik. Die der Sozialdemokratie nahestehende Autorin sah ihre Aufgabe in einer aufklärerischen, die gesellschaftlichen Verhältnisse und Missstände und die nicht zuletzt auch daraus resultierenden zwischen- menschlichen Probleme aufzeigenden Haltung. G. K. war eine scharfe Beobachterin und Kommentatorin des Zeitgeschehens. Engagiert bezog sie Position im öffentlichen, im literarischen wie kultur- und gesellschaftspolitischen Diskurs. Im Fokus ihrer kri- tisch-analytischen, aber zugleich humorvollen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und dem Lebensalltag stand im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Emanzipation die Psychologie der Frau, ihre Stellung, Funktion und Aufgabe in der Gesellschaft. K.s dringlichstes Anliegen war, Erfahrungen der Frau unter patriarchalen Verhältnissen und
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
2, I – O
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1026
Category
Lexika
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