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Kautsky-Ronsperger1610
LebenspartnerInnen, Kinder: 1890 Heirat mit Karl Kautsky (1854 –1938), sozialdemokrati-
scher Theoretiker und Historiker, als dessen 2. Frau. Söhne: Felix (1891–1953), Karl (1892–
1978), beide konnten rechtzeitig in die USA auswandern, Sohn Benedikt (1894 –1960), Dr.,
1921–28 Sekretär der Wiener AK, Freiheitsstrafen 1938 – 45 in KZ Dachau, Buchenwald und
Auschwitz, Univ. Doz. in Wien, wirkte am Parteiprogramm der SPÖ 1958 entscheidend mit.
Laufbahn: L. K.-R. entwickelte keine Beziehung zum Judentum, war jedoch bekennende
Sozialistin. Zunächst Mitarbeiterin in der elterlichen Konditorei, Politikerin SDAP, füh-
rende Pionierin der Arbeiterbewegung. Nach der Hochzeit zog das Paar nach Stuttgart, wo
Karl Kautsky die „Neue Zeit“ herausgab und sie seine Mitarbeiterin wurde. Als „brillante
Sekundantin“ las und beurteilte L. K.-R. die Artikel ihres Mannes. Sie machte sich auch
als Übersetzerin aus dem Französischen, Englischen und Russischen einen Namen. Wei-
ters schrieb sie zahlreiche biografische Skizzen und persönliche Erinnerungen über Frauen
und Männer der sozialistischen Bewegung und war Mitarbeiterin der sozialdemokratischen
Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“. Wegen einer Affäre mit einem anderen Mann kam es
zu einer kurzzeitigen Trennung der Kautskys. Nach kurzer Wohnsitzverlegung nach Berlin
übersiedelte die Familie mit ihren drei Söhnen 1924 nach Wien. Nach dem „Anschluss“
Österreichs gingen sie über Prag nach Amsterdam ins Exil. Zwei ihrer Söhne lebten damals
schon in den USA und rieten ihren Eltern, zu ihnen zu ziehen. Doch sie lehnten dies ab,
ebenso wie den Rat der Labour Party, nach England zu übersiedeln, da L. K.-R. sich um
ihren Sohn sorgte, der im KZ Buchenwald inhaftiert war. Kurz nach ihrem 80. Geburtstag
wurde sie von der Gestapo in Amsterdam aufgespürt und in das KZ Auschwitz-Birkenau
deportiert. Sie wurde durch die Hilfe der Wiener Ärztin Ella Lingens
– selbst Häftling
– ins
Krankenrevier geschmuggelt, was ihr jedoch den Tod nicht ersparte.
Qu.: Nachlass Luise Kautsky, Internationales Archiv für Sozialgeschichte Amsterdam http://
www.iisg.nl/collections/kautsky.php; Tagblattarchiv (Personenmappe); Manuskript Hilde
Koplenig.
W. u. a.: „Beiträge zur Naturgeschichte des Krieges. Hg. v. Georg Graf Areo, A. Einstein,
Walburga Geiger, Helmut v. Garlach, Maximilian Harden, Max Hodann, Luise Kautsky,
Elisabeth Rotten, Erich Schlesinger, Helene Stöcker. 1. Heft“ (1919), „Rosa Luxemburg:
Briefe an Karl und Luise Kautsky (1896–1918). Hg. v. L. Kautsky“ (1923), „Rosa Luxem-
burg. Ein Gedenkbuch“ (1929), „Karl Kautsky“ (1930), „Erinnerungen aus der Frühzeit der
Arbeiterinnenbewegung. In: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich. Hg. v. d. AK Wien“
(1930), „Russische Frauen von gestern und heute. In: Frauentag 1932“. Übersetzungen:
„Boudin, Louis: Das theoretische System von Karl Marx. Übersetzung aus dem Französi-
schen“ (1909), „Lafargues, Paul: Ursprung und Entwicklung des Begriffs der Seele. Überset-
zung aus dem Französischen“ (1909), „Marx, Karl/Engels, Friedrich: Gesammelte Schriften
von Karl Marx und Friedrich Engels 1852–1862. 2 Bände, Übersetzung aus dem Englischen“
(1920), „Marx, Karl: Die Inauguraladresse der internationalen Arbeiter-Association, Über-
setzung aus dem Englischen“ (1928)
L.: BLÖF, Buchegger 2002, Dick/Sassenberg 1993, ÖBL, ÖNB 2002, Pasteur 1986,
Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Sporrer 1983, Steiner 1973, AZ 11. 8. 1954
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika