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Kerschbaumer1626
Kerschbaumer Rosa, Raissa, Putiata von Schlikoff; Augenärztin
Geb. Moskau, Russland, 21. 4. 1851
Gest. Los Angeles, Kalifornien, USA, 27. 7. 1923
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus dem russischen Landadel. Vater: Wassilij D.
Schlykow (1815 –1875), kaiserlich russischer Beamter; Mutter: Adelaida A. Ogarjowa
(1826 –1895); Schwester: Virginie Abeljanz-Schlikoff (1853–1949), Dr. med.
LebenspartnerInnen, Kinder: In 1. Ehe verheiratet mit dem Studenten und Beamten der
Zensurabteilung des Moskauer Hauptpostamtes, Wladimir Putjata/Poutiata, der seine Fa-
milie verließ um Schauspieler zu werden (1876 geschieden), drei Kinder. In 2. Ehe verheira-
tet mit dem österreichischen Augenarzt Dr. Friedrich Kerschbaumer (1847–1906), Assistent
von Ferdinand v. Arlt, 1890 getrennt.
Ausbildungen: Begann nach gescheiterter erster Ehe ab 1872 an den Universitäten Zürich
und Bern Medizin zu studieren, 7. 7. 1876 Dr.med. an der Universität Bern. Danach absol-
vierte sie eine Fachausbildung in Augenheilkunde in Wien und arbeitete an der Augenkli-
nik bei F. v. Arlt.
Laufbahn: Nach ihrer Heirat gründete sie 1878 in Salzburg aus eigenen Mitteln eine private
Augenheilanstalt, die sie bis 1890 mit ihrem Mann, 1890–96 allein, auch als Operateurin,
erfolgreich leitete. Durch Majestätsgesuch erreichte sie eine Entschließung, womit ihr 1890
die Ausübung der Augenheilkunde und die Leitung ihrer Anstalt offiziell zuerkannt wurde,
zehn Jahre bevor Frauen in der Habsburgermonarchie zum Medizinstudium zugelassen
wurden. 1896 verließ sie Salzburg und ging nach Russland zurück, wo sie in St. Petersburg
an der medizinischen Akademie unterrichtete. Von 1897 bis 1903 leitete sie auf Augenheil-
kunde spezialisierte Wanderkliniken entlang der Transsibirischen Eisenbahn. 1903 wurde
sie Leiterin der Augenklinik in Tiflis (Georgien). 1907–11 lebte und arbeitete sie in Wien
und wanderte schließlich 1911, im Alter von 60 Jahren, in die Vereinigten Staaten, zunächst
nach Seattle, aus. Ab 1915 praktizierte sie in Los Angeles und war auch am Good Sama-
ritan Hospital tätig. R. K. deckte das ganze Spektrum der praktischen und theoretischen
Augenheilkunde ab: Sie praktizierte, forschte, publizierte und lehrte. Von großer Bedeutung
für sie war auch eine Verbesserung der Rechte der Frauen. In Publikationen und Vorträgen
forderte sie wiederholt die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium und beschäftigte
selbst auch immer junge Ärztinnen, wenn sie leitende Positionen inne hatte.
Ausz., Mitglsch.: R. K. reiste zu den großen internationalen Kongressen für Ophthalmolo-
gie (z. B. 1888 nach Heidelberg, 1900 referierte sie in Utrecht) und nahm an Sitzungen der
Ophthalmologischen Gesellschaft teil. Sie war Mitglied der Kaukasischen Medizinischen
Gesellschaft und der Medical Society of the State of California. Verkehrsflächenbenennung:
Ihr zu Ehren wurde 2008 in Salzburg eine Straße benannt.
Qu.: Salzburger Landesarchiv.
W.: „(R. Putiata): Über Sarcom der Lymphdrüsen. Diss. Sonderabdruck aus: Virchows Ar-
chiv, Bd. 69“ (1877), „Bericht über die Augenheilanstalt in Salzburg über das Jahr … 1878–
82, mit Berichten über 50 Staroperationen, gem. mit F. Kerschbaumer“ (1879 –83), „ Al-
tersveränderungen der Uvea. In: Graefes Archiv für Ophtalmologie 34/4, 1888, 38/1 (1892),
„Die ärztliche Berufsbildung und Praxis der Frauen. In: 1. Jahresbericht des Vereins für er-
weiterte Frauenbildung“ (1888/89), „Prof. Albert und die weiblichen Ärzte. Sonderabdruck
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika