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Kjäer | K 1651
einmal einer Akademikerfamilie stammte, waren die Hürden noch höher. Dennoch gelang es
ihr, nach dem Gerichtsjahr passende Stellen zu finden: Zunächst trat R. B. in die Kanzlei von
Dr. Sigismund Sonderling (geb. 10. 12. 1881 Lipine, Oberschlesien/Lipiny, heute Stadtteil von
Świętochłowice, Polen
– ermordet in der Shoah in Maly Trostinec 18. 9. 1942) ein, wo sie 1923
und 1924 als Rechtsanwaltsanwärterin tätig war. Nach ihrer Eheschließung wechselte sie in
die Kanzlei ihres Schwagers Dr. Nathan Norbert Kiwe und absolvierte die letzten Monate der
vorgeschriebenen Praxiszeiten in der Kanzlei ihres Ehemanns Dr. Heinrich Kiwe.
Laufbahn: Am 13. 2. 1929 erfolgte die Eintragung R. K.s in die Verteidigerliste, am 19. 5. 1931
die Eintragung in die Rechtsanwaltsliste. R. K. betrieb fortan die Rechtsanwaltskanzlei ge-
meinsam mit ihrem Mann Heinrich Kiwe an der Adresse Wien 1, Am Hof 5. Kurz nach
dem „Anschluss“ flüchteten die Kiwes nach Palästina, mit Ablauf des Jahres 1938 wurden
R. K., ihr Ehemann und dessen Bruder aufgrund der 5. Verordnung zum Reichsbürgergesetz
als „Juden“ aus der Rechtsanwaltsliste gelöscht. Über R. K.s Berufstätigkeit im Exil ist bis-
lang nichts bekannt, ihr Ehemann wurde 1939 in Tel Aviv als Rechtsanwalt zugelassen und
unterrichtete ab 1940 auch an der juridischen Fakultät der Hebrew University in Jerusalem.
Im Oktober 1946 kehrten die Kiwes nach Wien zurück, R. K.s Wiedereintragung in die
Rechtsanwaltsliste erfolgte am 14. 2. 1947 gleichzeitig mit der ihres Schwagers, während
Heinrich Kiwe erst am 25. 7. 1947 neuerlich in die Liste der Wiener Rechtsanwälte auf-
genommen wurde. Sie vertrat in ihrer Kanzlei, die sich nunmehr, ebenso wie die Privat-
wohnung an der Adresse Wien 1, Reichsratstraße 5 befand, unter anderem ehemalige
NS-Verfolgte gegenüber den österreichischen Behörden, darunter seinerzeitige Rechtsan-
waltskollegen, die in ihren Exilländern verblieben waren. Zudem war sie als Rechtsberaterin
für den United Nations High Commissioner for Refugees in Austria tätig. Nach dem Tod
ihres Ehemannes betrieb sie die Kanzlei noch bis Ende 1968 weiter.
Qu.: Archiv der RAK Wien, WStLA (Meldeunterlagen), ÖStA/AdR (Vermögensanmel-
dung), Archiv der IKG Wien.
L.: Nijhoff 1955, Sauer/Reiter-Zatloukal 2010 Barbara Sauer
Kjäer Illy; Malerin
Geb. Budapest, Ungarn, 3. 10. 1887 (1889)
Gest. Wien, 21. 12. 1959
Ausbildung: I. K. studierte an der Wiener Frauenakademie bei H. Tichy und A. F. Seligmann.
Sie kehrte 1935 nach einem einjährigen Berlin-Aufenthalt wieder nach Wien zurück, wo sie
bei A. Friedrich, V. Schufinsky und R. C. Andersen studierte und von 1953 an Gastschülerin
an der Akademie für angewandte Kunst war.
Laufbahn: I. K. lebte und arbeitete in Wien und Tirol als Porträt- und Genremalerin. Sie
schuf figurale Bildnisse mit einer Tendenz zu monumentaler Gestaltung. In ihren Darstel-
lungen des Lebens von Tiroler Bauern wird der starke Einfluss von A. Egger-Lienz deutlich.
L.: Hofmann 1936, Pappernig / Reiter/Kahler 1995, http://digital.belvedere.at
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika