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Klein | K 1659
Ausbildungen: Ab 1899 Studium der Kunst und Geschichte, ohne Abschluss; Psychoanalyse
bei Sandor Ferenczi (Budapest), Lehranalyse bei Karl Abraham (Berlin).
Laufbahn: Nach ihrer Heirat zieht M. K. nach Rosenberg, dann nach Budapest, wo sie mit
Schriften Sigmund Freuds in Berührung kommt und in Therapie zu einem von dessen engs-
ten Freunden, Sándor Ferenczi, geht. Dieser ermutigt sie, selbst als Psychoanalytikerin tätig
zu werden, sie beginnt mit der Analyse ihrer eigenen Kinder. Durch ihre Aufnahme in
die „Ungarische Psychoanalytische Vereinigung“ erhält sie 1919 offiziell die Anerkennung
als Psychoanalytikerin. M. K. beschäftigt sich vor allem mit der frühkindlichen Persönlich-
keitsentwicklung und entwickelt in der praktischen Arbeit eine Spieltherapie, in der sie
jede Aktion des Kindes als eine Symbolhandlung auffasst und diese Symbole deutet und
aufklärt. Die berufliche Karriere ihres Mannes führt M. K. 1921 nach Berlin und zu Karl
Abraham. Nach dem Scheitern der Ehe ist M. K. gezwungen, ihren Lebensunterhalt zu
verdienen und arbeitet als Psychoanalytikerin auch mit anderen Kindern. Sie schreibt meh-
rere Artikel und erhält Eintritt in die „Berliner Psychoanalytische Vereinigung“. Innerhalb
der Vereinigung stößt ihre theoretische Arbeit zunehmend auf Kritik, gegen die sie Karl
Abraham bis zu seinem Tod 1925 zu bewahren sucht. Eine von Ernest Jones organisierte,
sehr erfolgreiche Vortragsreihe M. K.s in England ermöglicht es ihr, 1926 von Berlin nach
London zu wechseln. Die „British Psycho-Analytical Society“ nimmt sie als Mitglied auf
und M. K. gibt dieser durch ihre theoretische und praktische Arbeit ihr eigentliches Profil.
Erst der Streit mit der kinderanalytischen Schule Anna Freuds 1927 stellt ihre herausragen-
de Position innerhalb der Gesellschaft in Frage. Jede der beiden Frauen gründet ein eigenes
Ausbildungsinstitut mit eigenen Richtlinien – M. K. die Tavistock-Klinik und Anna Freud
die Hampstead-Klinik −, eine Spaltung der psychoanalytischen Bewegung wird so verhin-
dert. In letzter Zeit werden ihre Ansichten auch von „Nachkommen“ früherer Gegner als
anregend angesehen und schulenübergreifend weitergeführt. M. K. trug mit ihren Schriften
wesentlich zur Entwicklung der modernen Psychoanalyse und insbesondere zur Ausbildung
der Objektbeziehungstheorie bei.
Qu.: Melanie-Klein-Trust, London.
W. u. a.: „Aus dem infantilen Seelenleben. Der Familienroman in statu nascendi. In: Inter-
nationale Zeitschrift für Psychoanalyse“ (1920), „Eine Kinderentwicklung. In: Imago 7“ (1921),
„The Importance of Symbol-Formation in the Development of the Ego. In: Intern. J. Psycho-
anal. 11“ (1930 dt: Die Bedeutung der Symbolbildung für die Ich-Entwicklung. In: Int. Ztschr.
Psychoanal. 16, 1930), „Frühe Angstsituationen im Spiegel künstlerischer Darstellungen. In:
Int. Ztschr. Psychoanal. 17“ (1931), „The Psycho-Analysis of Children“ (1932. dt: Die Psycho-
analyse des Kindes. 1934), „Gem. mit Joan Riviere: Love, Hate and Reparation“ (1937 dt: See-
lische Urkonflikte. Liebe, Hass und Schuldgefühl. 1937/1974), „Narrative of a Child-Analysis“
(1961 dt: 1975), „The Writings of Melanie Klein. Vol. I: Love, Guilt and Reparation and Other
Works, 1921–1945; The Psychoanalysis of Children; Vol. III: Envy and Gratitude and Other
Works, 1946–1963; Vol. IV: Narrative of a Child Analysis. Ed. R. E. Money-Kyrle, B. Joseph,
E. O’Shaugnessy & H. Segal“ (1975), „Frühstadien des Ödipus-Komplexes. Frühe Schriften
1928–45“ (1985), „Gesammelte Schriften. Drei Bände“ (2000)
L.: Bott Spilius 1990/91, Dick/Sassenberg 1993, Frank 1999, Gast 2002, Grosskurth 1993,
Mühlleitner 2002, Olvedi 1992, Peters 1992, Segal 1974, Stephan 1992
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika