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Kraupa | K 1793
gastierte sie an der Wiener Hofoper als Elsa in Wagners Lohengrin. Ab 1904 war sie am
Stadttheater Köln engagiert.
L.: Eisenberg 1903, Kosch 1953, ÖBL, ÖML
Kraupa Ferdinanda, geb. Matschek; Beamtin, Zeugin Jehovas und Gegnerin des NS-
Regimes
Geb. Wien, 18. 3. 1896
Gest. 22. 8. 1963
Über Kindheit und Familie von F. K. gibt es nur mündliche Überlieferungen von Personen, die
sie kannten. Ihr Vater soll Kurier beim Kaiser gewesen sein, weshalb sie im Reichskanzleitrakt
der Wiener Hofburg aufwächst. F. K. besucht in Wien die Volks-, Bürger- und Handelsschule.
Danach ist sie von 1914 –1918 als Beamtin im Wiener Postsparkassenamt angestellt. Anschlie-
ßend ist sie im Haushalt ihrer Eltern tätig. 1922 wird sie eine Zeugin Jehovas. 1933 heiratet sie
den am 6. Mai 1901 geborenen Zeugen Jehovas Franz Kraupa und wohnt mit ihm in Berndorf.
Ihr Mann ist bis Juli 1938 Prokurist bei den Kruppwerken in Berndorf, danach bis Juni 1940
Buchhalter in Mödling. F. K. ist Hausfrau. Die Ehe bleibt kinderlos. F. K. ist eine zierliche Frau
von 1,60 Meter Größe und oft kränklich. Beide bleiben auch während des Verbots der Zeugen
Jehovas ab dem Jahr 1935 aktiv und lesen und verbreiten unter besonderen Vorsichtsmaßnah-
men verbotene Literatur der Zeugen Jehovas. Ihr Mann Franz wird wegen dieser Tätigkeit bis
März 1938 bereits drei Mal verhaftet, aber nie angeklagt. Am 21. Juni 1940 wird das Ehepaar
Kraupa von der Gestapo verhaftet und ins Wiener Polizeigefängnis eingeliefert. Es wird ihnen
bei Unterschriftsleistung der sogenannten „Erklärung“ die Freiheit angeboten, was aber beide
ablehnen. F. K. wird am 29. Jänner 1941 von einem Sondergericht wegen Wehrkraftzersetzung
aufgrund ihrer Betätigung als Zeugin Jehovas, zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt, wobei bereits
nach der Urteilsverkündung durch die Gestapo Schutzhaft beantragt wird. Am 4. März 1941
wird sie ins Zuchthaus Aichach überstellt. Sie erhält Einzelhaft und hat nur im Falle von
Fliegeralarm Kontakt mit Mithäftlingen, die dann in ihre Zelle gebracht werden. Bei völliger
Dunkelheit nützt sie die Gelegenheit, um ihnen von ihrer religiösen Überzeugung und Hoff-
nung zu erzählen. Eine besondere Hilfe ihre geistige Einstellung zu bewahren ist ein „Neues
Testament“, das sie von der Bibliothekarin nach zweimonatigem Bitten erhält und bis zu ihrer
Entlassung geborgt bekommt. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich aufgrund ihres be-
reits bestehenden schweren Magen- und Darmleidens und durch die schlechte Gefängniskost
zusehends. Sie wiegt bei 1,60 Meter Körpergröße nur noch 32 kg. Sie bekommt schließlich
Magermilch, die ihr das Überleben ermöglicht. Nach Beendigung ihrer Zuchthausstrafe am
21. Juni 1942 wird sie vom Anstaltsdirektor wiederum nach ihrer Gesinnung befragt. F. K. wird
erneut der Gestapo übergeben und nach Wien zurückgebracht. Am 31. Jänner 1943 wird sie
ins KZ Ravensbrück transportiert. Dort wird sie zur Nummer 16428. Als sich ihr gesundheit-
licher Zustand wieder bedrohlich verschlechtert, tritt abermals eine Änderung ein. F. K. wird
dem Sonderkommando im SS-Lebensbornheim Steinhöring bei Wiesbaden zugeteilt, das
sich aus mehreren Zeuginnen Jehovas zusammensetzt. Sie muss harte Arbeit im Garten und
am Feld durchführen, bricht aufgrund ihrer mangelnden Kräfte zusammen und erkrankt an
Gelbsucht. Da sie die Arbeitsanforderungen nicht mehr erfüllen kann, soll sie wieder zurück
ins KZ Ravensbrück rücküberstellt werden. Kurz vor Weihnachten soll eine Oberaufseherin
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika