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Kuchar1830
dem „Anschluss“ Österreichs 1938 fand Peter Kuchar wieder Arbeit, bis er 1940 zur deut-
schen Wehrmacht eingezogen wurde.
Ihre anfängliche Sympathie für die neuen Machthaber schwand rasch, als H. K. die Diskri-
minierung der slowenischen Bevölkerung und die ersten Vertreibungen durch die National-
sozialisten erlebte. Im Oktober 1943 zog sie mit ihren Kindern – kurz zuvor war Tochter
Bredica auf die Welt gekommen – auf den Hof ihres Bruders Miha Haderlap. Sie betreute
dort dessen Söhne, die allein zurückgeblieben waren, nachdem ihr Vater zu den Partisanen
gegangen und ihre Mutter ins Konzentrationslager verschleppt worden war. Auch H. K. fand
Anschluss an die Befreiungsbewegung. Sie organisierte Essen, Kleidung und Medikamente
für die Partisanen, gewährte ihnen Unterschlupf und baute eine „lebende Post“ zwischen
Eisenkappel /Železna Kapla und Leppen/Lepena sowie ein Netz von Vertrauensleuten auf.
Sie trat auch als politische Agitatorin unter der slowenischen Bevölkerung in Erscheinung.
Nach einer Denunziation floh sie am 12. Oktober 1944 in das von der „Osvobodilna Fronta
(OF)“ kontrollierte Gebiet im Savinja-Tal auf der jugoslawischen Seite der Karawanken.
Dort besuchte „Jelka“ (slowenisch: Tanne), so ihr Partisanenname, eine Parteischule und
trat der Kommunistischen Partei bei. Anschließend wurde sie dem Bezirkskomitee Völ-
kermarkt/Velikovec als Funktionärin zugeteilt. Zwei Monate später eröffnete die Deutsche
Wehrmacht im Savinja-Tal eine Großoffensive und die Partisanen mussten den Rückzug
antreten. In einer dramatischen Flucht kehrte Jelka mit ihrem Sohn Peter, der ebenfalls
bei den Partisanen kämpfte, nach Kärnten zurück, wo sie ihre illegale Tätigkeit fortsetzte.
Im Februar 1945 kam es zu einem Feuergefecht zwischen der Polizei und in ihrem Haus
befindlichen Partisanen und H. K. wurde festgenommen. Im Gefängnis unternahm sie ei-
nen Selbstmordversuch, der jedoch missglückte. Bei ihrer Einvernahme durch die Gestapo
war sie schweren Misshandlungen ausgesetzt, blieb aber bei ihrer Behauptung, sie sei von
den Partisanen verschleppt und zur Mitarbeit gezwungen worden. Gemeinsam mit anderen
inhaftierten Frauen wurde sie einem Arbeitskommando zur Räumung von Bombenschutt
in Klagenfurt/Celovec zugeteilt. Dank einer List ihrer Tochter Zofi, die vor der Gestapo be-
hauptet hatte, ihr Vater sei im Krieg gefallen, kam H. K. aus dem Gefängnis frei und kehrte
am 1. Mai 1945 auf den Hof ihres Bruders zurück. Ihr eigenes Haus fand sie zerstört vor.
Nach dem Ende des Krieges musste sie mit den Kindern nach Eisenkappel/Železna Kapla
flüchten, weil jugoslawische Faschisten, die sie wegen Plünderung ihres Hauses bei der eng-
lischen Besatzungsbehörde angezeigt hatte, ihr nach dem Leben trachteten. Ihr Sohn Peter,
der bei einem der letzten Gefechte der Partisanen schwer verwundet worden war, blieb in
Jugoslawien, um dort ein Studium zu beginnen. H. K. schickte auch ihre Tochter Zofi dort-
hin, da sie ihr eine bessere Zukunft ermöglichen wollte. Nach der Heimkehr ihres Mannes
aus der Kriegsgefangenschaft konnte die restliche Familie in ihr Haus zurückkehren. Wäh-
rend H.s Schwestern Malka Blais-Tatjana und Dragica (Köchin bei den Partisanen) sowie
ihre Schwägerin die KZ-Haft überlebt hatten, waren eine weitere Schwester, Katrca, und
ihre Nichte Mici in Konzentrationslagern umgekommen.
H. K. war nach der Befreiung weiterhin als Funktionärin der OF tätig. 1947 wurde sie zur
Vorsitzenden der Antifaschistischen Frauenfront gewählt. Die Nachkriegsjahre waren von
Auseinandersetzungen zwischen der slowenischen Bevölkerung und der politischen Rech-
ten, die im Windschatten der britischen Besatzungsmacht auch vor Überfällen auf poli-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika