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Lanzer1918
Bürgerschule und absolvierte ein Jahr im Mädchenlyzeum. Im Jahre 1911 übersiedelte die
Familie Landau nach Lemberg. Dort maturierte W. L. und erteilte anschließend in einem
Mädchengymnasium Unterricht in deutscher Sprache.
Die Mutter, Helene Landau, trennt sich in dieser Zeit von W.s Vater und heiratet nach dem
Ersten Weltkrieg Otto Bauer (1881–1938), sozialdemokratischer Politiker und führender
Theoretiker des Austromarxismus..
1922 kehrt W. L. nach Wien zurück und besucht die Universität. 1924 promoviert sie zur
Dr.phil.. Ihre Dissertation schreibt sie über „Marxistische Krisentheorie“. Kurz nach ihrer
Rückkehr nach Wien ist W. L. Referentin der Sozialdemokratischen Zentralstelle für das
Bildungswesen. In dieser Funktion gibt sie den entscheidenden Anstoß zur Gründung des
„Mittelschulkurses Sozialistischer Arbeiter“. Dieser Mittelschulkurs wird zum Vorläufer der
Arbeitermittelschule, aus der sich 1951 das „Abendgymnasium für Berufstätige“ entwickelt.
1925 heiratet W. L. den Juristen Felix Lanzer, einen Magistratsbeamten der Gemeinde Wien.
Aus dieser Ehe stammen zwei Töchter, die 1931 bzw. 1933 geboren werden. W. L. arbeitet
von 1927–1934 als Bibliotheksbeamtin in der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek
der Wiener Arbeiterkammer.
1938 fand in der Wohnung der Familie Lanzer eine Hausdurchsuchung statt, danach be-
ging Felix Lanzer Selbstmord. W. L. kann über die Intervention von Richard Sandler, einem
schwedischen Sozialdemokraten, nach Stockholm emigrieren. Auch W.s Mutter, Helene
Bauer kann sich kurz danach nach Stockholm retten. Den Lebensunterhalt bestreitet die
Familie in dieser Zeit hauptsächlich mit Hilfe einer kleinen Unterstützung, die Helene
Bauer von der Sozialistischen Internationale erhält. Die deutschen und österreichischen
Emigranten standen in regelmäßigem Kontakt zueinander. Zu diesen Emigranten zählte
auch die Gruppe, die in Rasunda, einem Vorort von Stockholm, wohnte. Mitglieder dieser
Gruppe waren Bruno Kreisky, Ernst Winkler, Franz Novy und Josef Pleyl.
Helene Bauer setzte ihren Emigrationsweg 1941 in die USA fort. Durch den Wegfall der
ohnehin kleinen finanziellen Unterstützung ihrer Mutter folgten für W. L. Jahre der Ent-
behrung und Not. In dieser Zeit arbeitet W. L. in Archiven des Stockholmer Stadthauses.
1945 wird sie als Dolmetscherin und Fürsorgerin zur Betreuung geretteter KZ-Insassen an-
gestellt, wobei ihr ihre Sprachkenntnisse in Deutsch, Polnisch, Französisch und Schwedisch
zugutekommen. 1949 wird W. L. im Stockholmer „Arbetarröelsens Arkiv“, dem Archiv der
schwedischen Arbeiterbewegung, angestellt. Dort bleibt sie bis 1964.
Nach der Rückkehr nach Wien arbeitet W. L. ab 1964 in der Wiener Arbeiterkammer. Sie
bearbeitete die Nachlässe von Victor und Friedrich Adler, die 1970 dem „Verein für Ge-
schichte der Arbeiterbewegung“ zur Betreuung übergeben werden. Auch bei der Heraus-
gabe der Werkausgabe ihres Stiefvaters Otto Bauer arbeitete W. L. mit. Bis zu ihrem Tod
gehörte W. L. zum Vorstand des „Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung“.
W. L. starb am 17. November 1980 im 84. Lebensjahr in Wien.
L.: Pasteur 1986, AZ 26. 5. 1976, Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der
Arbeiterbewegung. Wien, Jänner 1981
Karin Nusko
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika