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Levetus | L 1973
kolonie in Heiligenstadt und Volksbildungsverein nicht fehlen. Ihre Schilderung eines Ta-
gesablaufes des Kaisers findet weltweite Beachtung.
A. L. fungiert als Korrespondentin der in London, Paris und New York erscheinenden, der
Reformbewegung in der bildenden Kunst und im Handwerk verpflichteten Zeitschrift „The
Studio“. Kritik und Förderung zeitgenössischer Kunst in Wien, Information über Gegen-
wartsarchitektur, Kunstgewerbe, modernes Design greifen ineinander. Die reich illustrier-
ten Ausgaben nutzen neueste Techniken der anschaulichen Wissensvermittlung, dienen der
Verständigung von Fachleuten, wie der breiten ästhetischen Bildung: „The Studio“ hatte vor
allem bei den kultivierten Jungen schlagartig Erfolg, nicht nur in Wien, sondern in allen
Teilen Mitteleuropas.“
1902 schreibt A. L. ihren ersten Beitrag über eine Ausstellung der Wiener Secession. Sie berich-
tet über Gemälde von Gustav Klimt und Franz Stuck und die von einer Reise nach Japan ange-
regten Holzschnitte des Emil Orlik. Im gleichen Jahr folgt eine Reportage über österreichisches
Design bei der internationalen Ausstellung für Dekorative Kunst in Turin. 1905 werden dem
Publikum die Landschaftsgemälde von Karl Mediz und Emilie Mediz-Pelikan vorgestellt. Die
nächste Ausgabe handelt von Kunstgewerbeschulen in Österreich, antiken Möbeln, darunter
auch Puppenmöbeln des 16. Jahrhunderts aus der Sammlung von Albert Figdor.
Im Juli 1906 geht es um bäuerliche Stickereien aus einem Österreich, zu dem noch Slowe-
nien, Dalmatien und Herzegowina, Ungarn und das Egerland gehören. L. stellt den Innen-
architekten und Kunsthandwerker Otto Prutscher vor, der an der Graphischen Lehr- und
Versuchsanstalt wirkt. Sie präsentiert den talentierten Nachwuchs der „Kaiserlichen Kunst-
gewerbeschule“ am Stubenring. Im September geht es um Wiener Spielzeug. Im Dezember
folgt ein Aufsatz über österreichisch-ungarische Bauernmöbel.
L. bemerkt in ihrem Beitrag über „Modern decorative Art in Austria“ über die neuesten
Werke von Loos, Hoffmann, Olbrich, Josef Urban, Otto Wagner, Franz Messner und die
Wiener Werkstätte: „Ein echtes Gefühl für Kunst und Dekoration ist den Österreichern
angeboren. Ihre nationale Kunst ist Beweis genug dafür.“ Das Magazin „The Studio“ habe
die Wiener Moderne entscheidend geprägt: „Wie Herr Muthesius in seinen Vorlesungen
über das ‚English Home‘ im Österreichischen Museum vor ein paar Wochen sagte, bahnte
‚The Studio‘ den Weg zu einer neuen Ordnung der Dinge dadurch, dass es resolut nur das
zeigte, was am besten war.“
L. würdigt als eine der Ersten die Begabung Kolo Mosers, das Genie des jungen Dagobert
Peche und setzt dem Palais Stoclet in Brüssel ein literarisches Denkmal. „Eine der bemer-
kenswertesten Errungenschaften auf dem Gebiet der modernen heimischen Architektur
und Dekoration ist die Villa oder der ‚Palast‘, der in Brüssel nach den Plänen von Prof. Josef
Hoffmann Wien jüngst errichtet wurde für Monsieur Stoclet, einen reichen Magnaten der
belgischen Hauptstadt und Besitzer einer erlesenen Sammlung antiker Kunstwerke.“
L. zeigt 1908 den „Klimt Room at the ‚Kunstschau’ Exhibition“ und nimmt seine Werke vor
einer skandallüsternen Massenpresse in Schutz: „Klimt ist im Wesentlichen eine Kunst für
die Wenigen: die Menge kann die subtilen Qualitäten nicht schätzen. Aber wie groß ist die
Freude, die sie denjenigen gibt, die sie verstehen!“
Für das Kunsthandwerk der „Klimt-Group“ als Vorbild für „Austrian Architecture and De-
coration“ gilt: „Der große Reiz von Arbeiten der modernen Schule liegt in ihrer Einfachheit,
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika