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Lüdeke | L 2041
Herkunft, Verwandtschaften: H. L. wuchs als Tochter von Prof. Dr. Heinrich Carl Mo-
ritz (ab 1902 Ritter von) Richter (1841–1923) und Hedwig Elisabeth geb. Hoffmann
(1850 –1929) in Wien auf. Ihr Vater, ein deutschliberaler Kulturhistoriker mit jüdischem
Familienhintergund, unterrichtete an verschiedenen Lehranstalten, zuletzt an der Theresia-
nischen Militärakademie in Wiener Neustadt und war u. a. als Redakteur der Wiener „Neu-
en Freien Presse“ tätig. H. L.s Bruder Heinrich (1875–1958) schlug die Laufbahn eines
Berufsoffiziers ein.
LebenspartnerInnen, Kinder: H. L. heiratete 1905 den Verwaltungsjuristen Dr. Max August
Eduard Lüdeke (1858–1934) und folgte ihm nach Hannover. 1912 ließ sich die Familie in
Berlin nieder, wo Max Lüdeke die Stelle des Vizepräsidenten am Provinzial-Schulkollegi-
um übernahm. Das Ehepaar hatte drei Söhne: August Heinrich Max (1906 –1985), Hein-
rich Georg Wilhelm (1909–1989) und Georg Eberhard Hermann (1916 –1945, im Krieg
verschollen).
Freundschaften: H. L. war enge Vertraute des Neogräzisten und Volkskundlers Fritz Wil-
helm Victor Boehm (1880 –1943) in dessen letzten Lebensjahren; in ihm fand sie einen
kongenialen Partner, vor allem bei der Beschäftigung mit der Volksdichtung im griechisch-
sprachigen Raum.
Ausbildungen: In Kindheit und früher Jugend wurde H. L. in Wien im Sinne „schön-
geistiger Erziehung“ und im Einklang mit dem damaligen Frauenideal aufgezogen. Früh
schon zeigte sich ihre Affinität zur Dichtung, ihre Freude an der Rezitation. H. L. erhielt
bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr ausschließlich Privatunterricht. Anschließend be-
suchte sie zwei Jahre lang ein Oberlyzeum. Mit Sprachstudien – Englisch, Französisch,
Alt- und Neuitalienisch, später kam Ungarisch hinzu – begann sich H. L. im Alter von
15 Jahren zu beschäftigen. Sie hatte ein bemerkenswertes sprachmusikalisches Talent
und brachte sich mit beeindruckendem Elan die verschiedenen Sprachen im Wesentli-
chen – auch in späteren Jahren – autodidakt bei. Ihrem Wunsch nach einer Gesangsaus-
bildung wurde familiär nicht entsprochen, ein Philologiestudium an der Universität blieb
ihr gleichfalls verwehrt.
Als ihre ältesten Söhne im Zuge des Schulunterrichts Alte Sprachen erlernten, begann auch
H. L. sich damit zu beschäftigen. Ab 1926 wandte sie sich bereits dem Neugriechischen zu.
Ergänzend zum Privatunterricht – insbesondere um sich mit verschiedenen griechischen
Dialekten vertraut zu machen – besuchte sie zwei Semester lang Sprachkurse am Orientali-
schen Seminar der Universität Berlin.
Laufbahn: H. L. war zeit ihres Lebens nicht im klassischen Sinne berufstätig. In ihren
Muße stunden widmete sich die Hausfrau und Mutter den Sprachstudien, Übersetzun-
gen und dem Verfassen eigener Werke. Gegen Ende der 1920er Jahre stellte sie die Erfor-
schung der neugriechischen Dichtung in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. H. L. erstellte
in Deutschland Abschriften von Volksliedsammlungen und legte umfangreiche Wortver-
zeichnisse zu verschiedenen griechischen Dialekten an, was sich für ihre Feldaufenthalte als
vorteilhaft erweisen sollte.
Nach dem Tod ihres Gatten – die Kinder waren inzwischen volljährig – begann die mittler-
weile 55-Jährige erstmals in größerem Umfang zu reisen. Zwischen 1935 und 1939 unter-
nahm H. L. vier Reisen, auf welchen sie Griechenland, den (damals noch nicht zu Griechen-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika