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LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit dem Schriftsteller Heinz Markstein (1924–
2008). Drei Töchter.
Ausbildungen: Absolvierte eine Moskauer Mittelschule, studierte 1946 bis 1953 Slawistik
und Osteuropäische Geschichte an den Universitäten Wien und Moskau, Dr.phil.
Laufbahn: Aufgrund seiner Aktivität in der KPÖ wurde Johann Koplenig von den Austro-
faschisten verfolgt. Er flüchtete 1933 mit seiner Frau Hilde nach Prag. E. K. verlebte deshalb
ihre ersten 6 Lebensjahre bei Pflegefamilien und in einem Kinderheim in Zürich, Reichen-
berg und Prag. Nach ihrem Schulbesuch in Prag emigrierte sie 1936 mit ihrer Familie nach
Moskau. Wie alle anderen führenden Persönlichkeiten der Kommunistischen Internationa-
le waren auch die Koplenigs im Hotel Lux untergebracht. Sie wohnten Tür an Tür mit Titos
Sohn Mirko, dem Ehepaar Ulbricht sowie Ruth Fischer, die noch in den 1920er-Jahren
die KPD führte. Während einer Reise auf dem Moskau-Wolga-Kanal erkrankte E. K. an
Kinderlähmung. Georgi Dimitrow, Chef der Komintern, setzte sich für ihre Behandlung
in Frankreich ein, wo die Mutter E.s bereits in der Illegalität agierte. Über Südfrankreich,
Zagreb und Belgrad (wo sie neue Dokumente bekam) floh sie mit ihrer Mutter weiter über
Kischinjew und Kiew zurück nach Moskau. Um sich für den revolutionären Kampf abzu-
härten, schlief die begeisterte Pionierin in ihrem Zimmer im Hotel Lux neben dem Bett auf
dem Fußboden. Die folgenden eineinhalb Jahre verbrachte sie mit ihrer Mutter auf einem
ehemaligen Landgut. Im Jahr 1945 kehrte Johann Koplenig nach Wien zurück. Als Vize-
kanzler der provisorischen Regierung Renner unterschrieb er die österreichische Unabhän-
gigkeitserklärung, das Gründungsdokument der Zweiten Republik. Im Sommer desselben
Jahres folgten E. zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder sowie Ruth Fischer nach.
Zur Matura kehrte E. K. nach Moskau zurück, dort erlebte die Slawistikstudentin 1947/48
auch den Ausbruch des Kalten Krieges. Sie pflegte Kontakt zu russischen Dissidenten und
Emigranten und wurde 1968 aus der KP ausgeschlossen. Sie schmuggelte Briefe Alexander
Solschenizyns aus der UdSSR. Als dies bekannt wurde, wurde E. K. von der Sowjetunion
mit einem mehrjährigen Einreiseverbot belegt. 1953 promovierte sie am Dolmetschinstitut
in Wien mit einer Arbeit über „Gorki und den Sozialistischen Realismus“. 1956 bis 1958
am Dolmetschinstitut Wien tätig, arbeitete als Diplomdolmetscherin für Russisch, zunächst
freiberuflich tätig. Gab ab 1966 am Dolmetschinstitut in Wien, Graz und Innsbruck Un-
terricht, hielt Gastseminare in Innsbruck. In den 1970er-Jahren wurde sie zu einer An-
laufstelle für prominente russische Emigranten-Schriftsteller, wie Jossif Brodskij, Wassili
Aksjonow, Lew Kopelew. E. K. war 1975/76 Gastlektorin an der Universität Texas in Austin.
1973 Mitherausgeberin des Sammelbandes „Über Solschenizyn“, veröffentlichte zahlreiche
Beiträge in russischen und deutschen Fachzeitschriften.
Ausz.: 1989 Österreichischer Staatspreis für literarische Übersetzungen.
W.: „Moskau ist viel schöner als Paris. Leben zwischen zwei Welten“ (2010), Ü.: „Alexander
Solschenizyn: Archipel Gulag (unter Ps. Anna Peturnig)“, „Teile von Wassili Grossman:
Leben und Schicksal“, „Fjodor Dostojewski: Der Spieler“, „Janusz Meissner: Wracks“, „Über
Solschenizyn. (Mit-Hg.)“
L.: ÖNB 2002
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika