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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
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Mechthild | M 2209 jungfrauen und zahlreichem Gesinde. Die Gründung der Universität Freiburg im Breisgau durch Albrecht 1457 unterstützte sie von hier aus kräftig. Mit ihrer Zustimmung wurden der Universität auch Pfarreien zur Dotation der Lehrstühle zugewiesen, die ihrem Heiratsgut entstammten; besonders die Rottenburger Pfarrkirche besoldete einzelne Lehrstühle. Albrecht starb 1463 unvermutet in Wien. M. ließ ihm aufwändige Trauerfeierlichkeiten zuteilwerden. Nach Albrechts Tod, versuchte M. die Grafschaft Hohenberg für Eberhard zu sichern (Geheimvertrag von 1475); es kam jedoch zum Konflikt mit Herzog Siegmund von Österreich-Tirol (reg. 1446–1490; †1496), bei dem Eberhard schließlich einlenkte. Nach M.s Tod fiel die gesamte Herrschaft Hohenberg und auch das verpfändete Haigerloch wie- der an das Haus Österreich zurück. Ihr Hof in Rottenburg war Treffpunkt sowohl spätmittelalterlich-ritterlich als auch frühhu- manistisch gebildeter Dichter, Künstler und Gelehrter. Als ihr Kanzler fungierte der Jurist Bernhard Schöfferlin, der Eberhard bei seiner Brautwerbung an den Hof der Gonzaga in Mantua begleitet hatte und durch seine Bildung und feinen Umgangsformen guten Ein- druck machte. Ihr Hofkaplan war Antonius von Pforr (†1483). Er war ein ausgezeichneter Latinist, der für M. aus dem Lateinischen das Pancantantra, das „Buch der Beispiele der al- ten Weisen”, eine Fabelsammlung auf einen altindischen Fürstenspiegel basierend, übersetz- te. Zu M.s Umkreis gehörten auch drei Schriftsteller. An ihrem Hof nahm Niklas von Wyle (†1479) längere Zeit Aufenthalt. Vier seiner Translationen (auch „translatzen” oder „tüt- schungen“), Übersetzungen mit jeweils einen Widmungsbrief an adelige Gönner, widmete er Mechthild. Er übersetzte ein Werk von Francesco Petrarca (1304 –1374) sowie mehrere Arbeiten des italienischen Humanisten Aeneas Silvio Piccolomini (1405–1464), seit 1458 Papst Pius II. In der 16. Translation „Lob der Frauen” zeichnet er M. als Idealgestalt im Stile der mittelalterlichen Hochepik, die aller Weisheit Tugend verkörpere, die eine unendlich große Menschlichkeit auszeichne, Kunst und feine Sitten liebe. Ebenfalls eine Hommage an die Fürstin ist der „Ehrenbrief” von Jacob Püterich von Reichartshausen (†1469). Jacob Pü- terich beschreibt auch M.s Büchersammlung von insgesamt 94 Büchern, die in ihrem Testa- ment keine Erwähnung findet und deren Verbleib ungeklärt ist. Hermann von Sachsenheim (†1458), dessen Arbeiten in der Tradition der Minnerede stehen, widmet Mechthild und ihrem Bruder Friedrich „Die Mörin” von 1453 sowie die 1444 entstandenen „Unminne”; im „Spiegel” von 1452 wird sie mit ihrem zweiten Ehemann Albrecht von Österreich genannt. Das in Dichtungen verherrlichte freie Sinnenleben und geschilderte ausgelassene Treiben wurde auf den Rottenburger Hof M.s bezogen, der nicht nur als „Musenhof” gerühmt, sondern auch als „Venusberg” geschmäht (Zimmersche Chronik) wurde. Insgesamt muss jedoch die in der Forschung M. zugeschriebene Rolle als Mäzenin von Literaten und För- derin von Literatur revidiert werden (Wand-Wittkowski 2005). Als eine kulturpolitische Leistung ersten Ranges ist M.s. Mitwirkung an der Gründung der Universität Tübingen 1477 zu würdigen. Sie unterstützte ihren Sohn Eberhard aufs vortreff- lichste bei dem Wagnis, in dem kleinen und armen Landesteil Württemberg-Urach eine Universität zu etablieren. Das Sindelfinger Chorherrenstift, das Teil ihres Heiratsgutes aus ihrer ersten Ehe war, wurde an die St. Georgskirche in Tübingen verlegt. Tübingen wurde zum bedeutenden Zentrum des Frühhumanismus in Württemberg. Sie engagierte sich zudem bei der Reform der Klöster und dotierte zahlreiche fromme Stif-
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
2, I – O
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1026
Category
Lexika
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