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Freundschaften: Schülerin von Alexander Römpler, Ferdinand Gregori, Burgschauspieler,
Alfons Petzold, Arbeiterdichter (geb. 24. 9. 1882 in Wien, gest. 26. 1. 1923 in Kitzbühel),
Hedwig Petzold, geb. Gamillscheg, Christiane Esders, geb. Petzold, Valerie Laufer, Verfolg-
te des NS-Regimes, Else Feldmann, Schriftstellerin (geb. 25. 2. 1884, gest. 14. 6. 1942 Sobibor,
ermordet), Lehrerin von Gerda Maurus.
Laufbahn: F. M. wirkte an verschiedenen Bühnen in Österreich und Deutschland als Schau-
spielerin, bevor sie sich ausschließlich der Vortragskunst widmete. Auf Vortragsreisen, die sie
u. a. nach Italien und Frankreich führten, rezitierte sie aus Werken österreichischer Dichter.
Mit besonderem Engagement betätigte sich F. M. als Rezitatorin in Wiener Arbeiterbildungs-
vereinen. Bei einem dieser Vortragsabende lernte sie im Dezember 1907 den noch unbekann-
ten Arbeiterdichter Alfons Petzold kennen, den sie fortan in großzügiger Weise unterstützte
und so maßgeblich zur erfolgreichen Laufbahn des Dichters beitrug. Zu Petzolds 1911 er-
schienener Gedichtsammlung „Seltsame Musik“ verfasste F. M. das Geleitwort. Nach dem Tod
Petzolds im Jahr 1923 blieb sie seiner Witwe Hedwig und den drei Kindern eng verbunden.
Während der NS-Herrschaft beherbergte F. M. von Sommer 1942 bis Kriegsende Valerie
Laufer (geb. Brünn 25. 6. 1883, gest. Wien 18. 1. 1958), die nach den Nürnberger Gesetzen
als Jüdin galt und nach der Deportation ihrer Schwester untergetaucht war, in ihrer Woh-
nung in Wien-Neubau. Dank der Mithilfe von Hedwig Petzold, deren ältester Tochter
Christiane Esders und der Hausmeisterin Josefa Jäger gelang es, Valerie Laufer das Überle-
ben zu ermöglichen. Nach der Befreiung blieb Laufer, die wie so viele Opfer der NS-Berau-
bungspolitik ihre Wohnung nicht zurückerhielt, bei F. M. wohnen, mit der sie mittlerweile
eine tiefe Freundschaft verband.
F. M. rettete außerdem Manuskripte der Schriftstellerin Else Feldmann, die diese ihr vor
der Deportation zur Aufbewahrung anvertraut hatte, für die Nachwelt. Im Juni 1949 be-
stritt sie einen Österreich-Abend der Anglo-Austrian Society in London, bei dem sie aus
einem Manuskript über die österreichische Widerstandsbewegung las. Außerdem trug sie
aus Werken verfolgter und exilierter Schriftsteller und Widerstandskämpfer vor.
Biograph. Mitteilungen, Hinweise: Andreas Esders, Wien.
Qu.: Tagblattarchiv, Mappe F. M., DÖW 20.699/10, Esders, Andreas: „Le Collier Des
Miracles oder, wie gute Taten fortleben“, Typoskript, Januar 1993, Esders, Andreas: Entwurf
für eine Grabinschrift für Frida Meinhardts Grab (Zentralfriedhof), Typoskript, Meldeaus-
kunft MA 8 vom 8. 10. 2008.
W.: „Geleitwort zu Petzold, Alfons: Seltsame Musik“ (1911), „(Vorwort). In: Petzold, Alfons:
Das rauhe Leben. Autobiographischer Roman. Ergänzt durch ein Tagebuch vom 1. Jänner
1907 bis 5. November 1922. Mit einem Vorwort von Frieda von Meinhardt“ (1947), „Er-
innerung an Alfons Petzold. In: Austro-American Tribune, New York, Nr. 11, Juni 1947,
Beilage“
L.: Braun-Prager 1955, Exenberger 2003a, Exenberger/Hüser/Schroth 1972, Grossmann
1961, Pataky 1898, Petzold 1947
Christine Kanzler
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika