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Wilhelm Neumanns Witwe Barbara verwaltete im Rahmen der Vormundschaft für ihre
Kinder seine gesamte Hinterlassenschaft. Die Handelsgeschäfte führte sie nicht weiter, viel-
mehr trachtete sie danach, durch den Erwerb von Grund und Boden den Besitz zu erwei-
tern. Unterstützt wurde sie dabei vom bambergischen Rat und Amtmann in Villach sowie
Pfleger zu Federaun, Hans Seenuß († 1569), den sie nach 13jährigem Dasein als Witwe
schließlich auch ehelichte.
Bekanntheit erlangte A. N. aufgrund ihrer sechs Eheschließungen sowie ob ihres beträcht-
lichen Vermögens, das sie teils ererbte, aber das auch ihrer eigenen wirtschaftlichen Tüch-
tigkeit zu verdanken ist. Zudem trat sie als Förderin der reformatorischen Lehre in Erschei-
nung, der sie sich mit etwa 20 Jahren zugewandt hat. Die erste Ehe ging A. N. im Alter
von 22 Jahren am 8. Oktober 1557 mit dem Freiherrn Hans Jakob von Thannhausen, dem
Sohn des Kaiserlichen Rates, Hauptmanns und Salzburger Vizedoms zu Friesach Franz
von Thannhausen, ein. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Elisabeth und die nach
der Großmutter benannte Barbara. Doch das Eheglück währte nur drei Jahre, dann starb
A.s Mann am 23. September 1560. In der von der Familie Thannhausen gestifteten Kapelle
in der Dominikanerkirche in Friesach fand er seine letzte Ruhestätte. Einige Jahrzehnte
später ließ ihm A. ein imposantes Grabdenkmal aus weißem Marmor an der Nordwand der
Dominikanerkirche setzen; es zeigt den Verstorbenen und seine Familie in reformatorischer
Manier vor dem Gekreuzigten knieend, links Hans Jakob in Ritterrüstung und rechts A.
mit ihren beiden Töchtern Barbara (die kleinere) und Elisabeth (Abb.: Wieland, 37, Nr. 8;
Hanisch-Wolfram, S. 80).
A. blieb vier Jahre im Witwenstand, bevor sie erneut eine Ehe einging. Bei der Heirat mit
Christoph von Liechtenstein-Murau hat wohl ihre Mutter ein gewichtiges Wort mitgeredet.
Sie war es auch, die die Heiratsabrede vom 10. Jänner 1565 unterzeichnet hatte. Chris-
toph entstammte einer Familie, die seit dem Mittelalter zu den führenden Ministerialenge-
schlechtern der Steiermark gehörten, benannt nach dem Stammsitz der Burg Liechtenstein
(südöstlich von Judenburg). Der Hauptsitz der Familie war Murau in der Steiermark. Als
Christophs Vater Otto VII. 1564 starb, war die Familie hochverschuldet; A.s Mutter war mit
37.000 Gulden die Hauptgläubigerin. Seit ihrer Heirat Anfang 1566 wohnte A. auf Schloss
Murau. Während ihrer vierzehnjährigen Ehe mit Christoph von Liechtenstein hatte sie eine
Reihe von Todesfällen in ihrer Familie zu beklagen. Am 17. März 1569 starb ihr Stiefvater
Hans Seenuß, im Jahr darauf ihr Bruder Georg (29. Mai 1570), dann auch noch ihr Bruder
Wilhelm (vor 1572) und ihre Mutter Barbara (22. Dezember 1572). Ihr Bruder Moritz war
schon am 29. Jänner 1565 verschieden. Aufgrund des Testaments von Hans Seenuß, das die
Familie Neumann begünstigte, und da auch die Bestimmung des letzten Willen von Hans
Neumann spruchreif geworden war, nachdem alle männlichen Mitglieder verstorben waren,
wurde nun A. zur Alleinerbin eines recht großen Vermögens. Mit ihrer Halbschwester Ka-
tharina hatte bereits ihre Mutter einen Vergleich gefunden.
A. gehörten nun die Herrschaften Wasserleonburg und Treffen, der adelige Sitz Leonstein
in Pörtschach am Wörthersee, der Edelmannsitz in Vorderberg im Gailtal, die Bergwerk-
santeile in Idria und am Bleiberg sowie das Bargeld und die Pfandbriefe zahlreicher angese-
hener Persönlichkeiten. Die Erbschaft machte A. zur Hauptgläubigerin der Liechtensteiner.
Christophs Brüder waren aber nicht zahlungsfähig, und daher kam es zu einem Verkauf der
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika