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Qu.: Judaica-Archiv/ÖNB, Deutsches Exilarchiv 1933 –1945 Frankfurt am Main: Archiva-
lien. Library of Congress, Washington.
W.: Zahlreiche Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften wie z. B. Journal of the
American Chemical Society, Journal of Nutrition, Biochemical Journal, Lipids.
L.: Röder/Strauss 1980 –1983
Otley Helen, geb. Schlesinger Helene, verh. Beck; Physikerin und Bibliothekarin
Geb. Wien, 13. 10. 1911
Gest. Rockville, USA, 13. 1. 2003
Herkunft, Verwandtschaften: H. O. wurde als erstes Kind des Juristen und Bahnbeamten
Moriz Schlesinger und seiner Frau Helene in Wien im Jahre 1911 geboren. Der Großvater
mütterlicherseits stammte aus dem Banat und betrieb eine Imkerei in Klosterneuburg, die
so genannte und von der kleinen H. geliebte Bienenburg. Vater Moriz war eines der vielen
Kinder aus dem Haushalt Sigmund Schlesingers, Lustspieldichter und Feuilletonredakteur,
verheiratet mit Marie Pokorny, der Tochter von Franz Pokorny, Besitzer des Theaters an
der Wien und des Josefstädter Theaters. Moriz Schlesinger schilderte diesen Junggesellen-
haushalt, der zufällig mit einer Frau und zwölf Kindern versehen war, auf Anregung seiner
Kinder in der 1993, lange nach seinem Tod erschienenen, amüsanten und die Wiener Fin de
Siècle Gesellschaft treffend charakterisierenden Autobiographie „Das verlorene Paradies“.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe mit Karl Beck, 1951. 2. Ehemann: Kurt Österreich (Ot-
ley), 1962.
Ausbildungen: H. lernte sehr früh anderssprachige Familien und Kinder kennen und be-
suchte auch die erste Klasse der Volksschule in Agram (Zagreb, jetzt Kroatien), da ihr Vater
dort Bahnbeamter war. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr war die Schule in der Rahlgasse im
6. Bezirk der Mittelpunkt ihrer Kindheit und Jugend. Ein faszinierend und unorthodox
lehrender Physiker entfachte in H. die Leidenschaft für die Naturwissenschaften. Nach
der Matura inskribierte sie Mathematik und Physik und studierte unter anderem auch bei
Hans Thirring. Während ihrer Studienzeit war sie Mitglied und Funktionärin des Verbandes
sozialistischer Studenten. Kurze Zeit engagierte sich H. auch nach dem Putsch und Staats-
streich des Jahres 1934 bei den Revolutionären Sozialisten, gab dies aber aus Rücksicht auf
die Position des Vaters als Pensionist und Alleinerhalter der Familie auf.
H. liebte es, Klavier zu spielen, obwohl sie zugeben musste, dass ihr im Jahre 1925 geborener
Bruder Otto das absolute Gehör besaß und dafür geeigneter war als sie. H.s Leidenschaft
für Musik bewirkte eine Änderung in ihren Studienplänen. Nicht mehr das Lehramt ist ihr
Ziel, sondern die Forschung, speziell die Zusammenhänge zwischen Physik und der Klang-
erzeugung mit dem Klavier. Nach ihrer Promotion bei Stefan Meyer im Jahre 1937 fand H.
Sch. keine Anstellung als Physikerin, ihre politische Gesinnung war ja bekannt.
Nach dem „Anschluss“ war sie gezwungen zuzusehen wie ein Großteil ihrer Freunde Wien
verlassen musste. Einer der letzten war Kurt Österreich. Da sie in Wien keine regulär be-
zahlte Anstellung bekam, ihr Freundeskreis bereits sehr reduziert war, nahm sie die ihr an-
gebotene Stelle im Kabelwerk Vogel in Köpenick, Berlin an, 1940 bei Zeiss in Dresden.
Sowohl in Berlin als auch in Dresden gewann sie FreundInnen mit politisch linkem Hin-
tergrund. Sie verließ Dresden und ging wieder nach Berlin zurück zu Siemens, vor allem um
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 2, I – O
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 2, I – O
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1026
- Category
- Lexika