Page - 2469 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Image of the Page - 2469 -
Text of the Page - 2469 -
Passrugger | P 2469
verdiente gut und konnte sich zwei Almen und das Haidegg-Gut kaufen. Er starb am
24. 9. 1941. Mutter: Anna Hofer. B. wurde als achtes Kind geboren, die Mutter starb neun
Tage nach ihrer Geburt. Sie kam zur Ziehmutter Maria Salchegger (1931 verstorben), die
ein Kind mit dem Namen Barbara verloren hatte und – wie damals teilweise üblich – wie-
der ein Kind namens Barbara aufnehmen wollte. Brüder: Alois, Hans, Stefan (starb am
26. 5. 1946 an den Folgen eines Kriegsunfalls); Florian, Jäger, geb. am 2. 2. 1907, der als Pa-
zifist desertierte, in ein Straflager kam und an die russische Front geschickt wurde (am
29. 4. 1943 gefallen) und Franz; Ziehschwestern: Anna und Maria, Ziehbrüder: Leonhard
(Briefträger), Lois, Georg, Josef (geb. 31. 8. 1888, gest. 19. 3. 1918).
LebenspartnerInnen, Kinder: War verlobt mit Rupert, der im September 1941 gefallen ist.
Heiratete am 21. 10. 1946 Johann Passrugger. Die Ehe war nicht sehr glücklich, da ihm seine
Frau zu selbständig war. Sie trennte sich ohne Scheidung 1983 von ihrem Mann, er starb 1996
im 87. Lebensjahr. Kinder: Franz Hofer, geb. 1944; Hans, geb. 15. 7. 1947; Barbara, geb. 20. 4. 1952,
Sekretärin; Maria, geb. 15. 11. 1953, Hausfrau, drei Kinder; Sepp (Josef), geb. am 25. 3. 1949
(Tischlermeister, starb 1981 an Krebs); Steffi (Stefanie), geb. 2. 8. 1955, Bäuerin und Hausfrau.
Ausbildungen: Sie durfte die Schule nur bis zu ihrem 14. Geburtstag am 1. Mai 1924 besu-
chen, ein weiterer Schulbesuch, wenigstens bis zu den Ferien wurde vom Oberlehrer verbo-
ten. Mit 16 Jahren wollte sie Nähen lernen und in die Lehre gehen, was ihr jedoch vom Vater
untersagt wurde. Sie absolvierte 1938–1939 die Haushaltungsschule in Oberalm bei Hallein.
Laufbahn: Musste seit ihrer frühen Kindheit am Oberhofgut und nach der Hofübergabe
1919 am Bögrein der Ziehmutter mitarbeiten. Sie war durch ihren Vater verpflichtet nur
gegen Kost und Logis bis zum Tod der Ziehmutter für sie zu arbeiten, also „abzudienen“.
Besonders die Ferien dienten der Arbeit am Feld. Später war sie im Sommer als Sennerin
auf der Alm tätig. Nebenbei verdiente sie sich als Schnitterin Geld, die Hälfte davon musste
sie jedoch ihrem Vater abliefern. Mit 21 Jahren gelang ihr, getarnt in Männerkleidung, in
Begleitung ihres Bruders, als erster Frau die Besteigung der Dachstein-Südwand von der
steirischen Ramsau aus. Der Vater hat es nicht wissen dürfen, denn für ihn galt der Spruch
„Wenn die Weiberleut‘ in die Berg steigen, entweihen sie den Gipfel“. Wegen einer Liebes-
beziehung zu einem verheirateten Mann und den darauffolgenden Schmähungen im Dorf,
erlaubte ihr der Vater Filzmoos zu verlassen und die Haushaltungsschule in Oberalm zu
besuchen. B. P. arbeitete nach der Haushaltungsschule 1939 –1946 auf einem Hof in Rad-
stadt, nach dem Tod ihres Bruders Stefan ging sie auf das Haidegg-Gut am Obersberg
und kümmerte sich um die Landwirtschaft. Da ihr die Arbeit bald zu viel wurde, heiratete
sie. Nach der Hochzeit musste sie ihrem Mann den Hof übergeben, da er nicht als unbe-
zahlter Knecht bei ihr arbeiten wollte, Lohn konnte sie ihm jedoch keinen bezahlen. Als
Bergbäuerin im „Haidegg“ führte sie ein hartes, karges Leben, das sie mit 78 Jahren in
ihrem Erfolgsroman „Hartes Brot“ beschrieb. Das entbehrungsreiche Leben führte zu einer
Magenkrankheit, die 1966 in einem Magendurchbruch gipfelte. Zu dieser Zeit begann sie
das erste Mal umzudenken und selbstbewusster zu werden. Nicht nur als Bergsteigerin und
Skifahrerin war sie Pionierin, sondern auch in ihrer selbstbestimmten Art als Frau ihren
Weg zu gehen, so trennte sie sich vom Vater ihrer Kinder. Als ihr Ehemann, eine Scheidung
kam aus sozialen und ökonomischen Gründen nicht in Frage, mit der jüngsten Tochter
nach Oberösterreich zog, blieb sie mit ihrem Sohn Hans auf dem Hof zurück. Nach der
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika