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Laufbahn: M. E. P. war eine der vielen Soldatenfrauen in den Regimenten des kaiserlichen
Heeres. Im Gegensatz zu der landläufigen Annahme, die Soldatenfrauen würden zu Hause
auf ihre Männer warten, begleitete sie ihren Gatten auf seinen diversen Feldzügen, wahr-
scheinlich sogar mit den Kindern, da sie diese unmöglich im zarten Alter zurücklassen
konnte. Insgesamt diente auch sie 22 Jahre hindurch beim Militär, nur sieben Jahre kürzer
als ihr Ehemann. Auf ihrer Wanderschaft erlernte sie in Schlesien das Krapfenbacken und
in den Niederlanden die Zubereitung von einer Art Kaffee aus gebrannter Gerste, der mit
Sirup gesüßt wurde. Wie hart die Militärzeit für sie war, lässt sich daran erkennen, dass
sie aus ihren und ihres Mannes Einkünften von nur fünf Kreuzern pro Tag sich selbst
und alle Kinder ernähren musste (zum Vergleich: sie selbst gibt an, ein Seidel, also 0,33 l
Gerstenwasser um einen Kreuzer verkaufen zu wollen). Nachdem ihr Mann 1773 aus dem
Heeresdienst entlassen wurde und außer dem Soldatenleben über keinerlei brauchbare Be-
rufserfahrung verfügte, suchte M. E. P. um die Erlaubnis an, sich und ihre Familie mit dem
Verkauf ihrer Krapfen und des „Gerstenwassers“ vor dem Burgtor ernähren zu können.
Zur Versorgung blieben noch drei Kinder in ihrem Haushalt, der älteste Sohn war bereits
Korporal im Ferarischen Regiment, der zweite, erst elfjährige Sohn war ebenfalls diesem
Regiment versprochen und zwei Töchter verheiratet. Auch der ehemalige Vorgesetzte ih-
res Mannes im Rang eines Majors stellte ihr ein gutes Zeugnis aus und meinte, sie hätte
beides bereits für die Heereszugehörigen zur vollsten Zufriedenheit zubereitet. Außerdem
sehe auch er keine andere Möglichkeit für sie, die übrigen Kinder ernähren und kleiden
zu können. Unter diesen Umständen gestattete man ihr bereitwillig das Krapfenbacken,
allerdings nicht die Erzeugung und den Verkauf des Gerstenwassers. Der Grund lag im
Veto der Wiener Kaffeesieder, die sich über den sehr hohen Konkurrenzdruck in ihrem
Gewerbe beschwerten und auch ein kaiserliches Privileg aufweisen konnten, das solange
dem außerzünftischem Zuwachs den Weg versperrte, bis auch das ärmste Zunftmitglied
sein eigenes Gewerbe erhalten hatte. Der wahre Grund aber dürfte darin gelegen sein, dass
viele ehemalige Soldatenfrauen solche und ähnliche Getränke sehr günstig vor den Stadt-
mauern (mit und ohne Privileg dazu) verkauften, mit deren Preisen die Kaffeesiederzunft
nicht mithalten konnte.
Qu.: WStLa, Alte Registratur. Bericht vom 10. August 1773.
L.: Kretschmer 2000 Sigrid Kretschmer
Peche Therese, verh. de Jauzat; Schauspielerin
Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien) 12. 10. 1806
Gest. Wien, 16. 3. 1882
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter eines österr. Offiziers und einer Französin.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1840 Heirat mit dem Franzosen Vimal de Jauzat.
Laufbahn: Wegen misslicher familiärer Umstände schloss sich die Mutter mit ihren beiden
Töchtern einer Kunstreitergesellschaft an, deren Direktor auch eine kostbare Menagerie mit
sich führte. Die 10-jährige Th. führte bei den Vorstellungen Schlangen vor und begeisterte
auch durch ihre Schönheit, bis sie nach dreijähriger Wanderung bei einer günstigen Gele-
genheit zur Bühne kam. Th. P. war als „Tragische Liebhaberin“ und „Salondame“ 1820 –24
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika