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gewagtes Unterfangen. Die Reise samt Vorbereitungen und Informationsbeschaffung in
verschiedenen europäischen Städten dauerte von Mai 1856 bis September 1858. In eine
missglückte Verschwörung gegen die Königin verwickelt und schließlich des Landes ver-
wiesen, musste sich I. P. glücklich schätzen, mit dem Leben davongekommen zu sein. Sie
erholte sich jedoch nicht mehr von den Strapazen dieser Reise. Kurz nach ihrer Heimkehr
starb sie, in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober 1858, in der Wohnung ihres Bruders
Carl „auf der Landstraße No. 488“ (heute Beatrixgasse 10 bzw. Münzgasse 1). Todesursache
war Leberkrebs, eine Folge ihrer schweren Fiebererkrankung (vermutlich Malaria). Begra-
ben wurde sie auf dem St. Marxer Friedhof, im dritten Wiener Gemeindebezirk (heute Ge-
denkstein der Stadt Wien), später wurde sie in ein Ehrengrab der Stadt Wien umgebettet.
Für die Wissenschaft sind I. P.s Reisen in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Die Pub-
likationen, die sie verfasste, geben nicht nur Einblick in die Weltsicht einer Frau des ge-
hobenen Bürgertums des 19. Jahrhunderts, sie enthalten auch wichtige Informationen für
die historische sowie ethnohistorische Forschung. Ihre wissenschaftliche Sammeltätigkeit
brachte beachtliche Ergebnisse, nachweislich befinden sich mehr als 4.200 Objekte von
I. P. im Naturhistorischen Museum in Wien. Unter den von ihr mitgebrachten Objekten
befanden sich, wie ein Förderer I. P.s, Vincenz Kollar, einige Zeit Leiter der Zoologischen
Abteilung des Wiener Naturalien-Kabinetts, mehrmals festhielt, zahlreiche, für das Mu-
seum neue Exemplare, aber auch insgesamt für die Wissenschaft neue Arten, sogenannte
Typen. Einige davon wurden nach I. P. benannt. So gibt es einen Reiher aus Madagaskar
namens „Ardeola idae“ oder eine Stabheuschrecke aus Ambon, die „Myronides pfeifferae“
heißt. Einige wenige Ethnographica befinden sich heute im Weltmuseum in Wien, eine
etwas größere Sammlung von zirka dreißig Objekten im Heimatmuseum in Waidhofen an
der Ybbs in Niederösterreich.
I. P. gelangte bereits zu Lebzeiten zu beachtlicher Berühmtheit, es beeindruckten der
Umfang ihrer Reisetätigkeit sowie ihre Reiseziele, aber auch die Tatsache, dass sie ihre
gewagten Unternehmungen im Alleingang absolvierte. Dies spiegelt sich in zahlreichen
zeitgenössischen Medienberichten wider, die insbesondere ab ihrer zweiten Weltreise –
sowohl im Inland als auch im Ausland
– erschienen. Zwar konnte P. diese Publizität auch
zum eigenen Vorteil nutzen, sie hatte aber auch Schattenseiten: reisende Frauen stellten
in der europäischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ein gewisses Kuriosum dar und
wurden auch ablehnend beurteilt. Deshalb lehnte es die Wienerin zunehmend ab, sich
durch öffentliche Vorträge zu exponieren. Ihr privates „Naturalien- und Kunstcabinet“,
das ursprünglich allgemein zugänglich war, konnte schließlich nur noch auf Empfehlung
besichtigt werden.
Die Fachwelt wusste P.s Leistungen allerdings durchaus zu schätzen, insbesondere im An-
schluss an ihre erste Weltumrundung: 1857 ernannte sie die k.k. geographische Gesellschaft
in Wien zum Ehrenmitglied (obwohl sich I. P. immer wieder über die mangelnde Unter-
stützung und Anerkennung ihrer Landsleute beklagte), auf Empfehlung von Alexander von
Humboldt und Carl Ritter im März 1858 auch die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
(Mitglied ab 1858, Ehrenmitgliedschaft nicht verifiziert). Nach eigenen (unbestätigten) An-
gaben wurde sie auch von der Société de Géographie de Paris als Ehrenmitglied aufgenom-
men. Sie nahm auch erfolgreich Kontakt zu führenden Wissenschaftern und Forschungsrei-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika