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Rachmanowa | R 2637
A. R. wurde am 27. 6. 1898 als Galina Nikolaevna Djurjagina (Älteste von drei Töchtern
des Nikolai Djurjagin, Eisenbahnbeamter und Serafina Michailowna Timofejewa) in Kasli
(Ural, Russland) geboren.
Studium der Philosophie, Psychologie und Literatur in Perm und Omsk.
Im Zuge der Russischen Revolution Flucht nach Sibirien. 1921 Heirat mit dem österreichi-
schen Kriegsgefangenen Arnulf v. Hoyer (1891–1970) in Omsk. Arnulf v. Hoyer war Lektor
für die deutsche Sprache und Dozent für Sprachwissenschaften. Er blieb freiwillig in Russ-
land, A. R. wurde durch die Ehe mit ihm Österreicherin. A. R. war russisch-orthodox, kon-
vertierte später zum Katholizismus. 1922 wurde der einzige Sohn Alexander (Jurka) geboren.
1925 kam es
– ohne Angabe der Gründe – zur Ausweisung der Familie aus Russland.
1925 –1927 lebt die Familie in Wien, Währing, Hildebrandgasse 16, wo A. R. ein kleines
Milchgeschäft führte. Arnulf v. Hoyer besuchte die Lehrerbildungsanstalt und musste seine
Studien wiederholen. Er promovierte (Germanistik und Romanistik) und erhielt eine Leh-
rerstelle in Salzburg.
1931 kommt es zur großen Wende, da es A. R. gelingt ihre Tagebücher im Otto Müller Ver-
lag, Salzburg zu veröffentlichen. Die Tagebuchtrilogie („Studenten, Liebe, Tscheka und Tod“,
„Ehen im Roten Sturm“, „Milchfrau in Ottakring“) wurde ein großer Erfolg, erschien in
hoher Auflage und in 21 Sprachen. A. R. schrieb alle Bücher in Russisch, Arnulf von Hoyer
übersetzte. A. R. wurde zu einer der bekanntesten Schriftstellerinnen und Zeitzeuginnen ih-
rer Zeit. 1939 –1945 wurden die Bücher von den Nationalsozialisten verboten. In Deutsch-
land blieb das Verbot durch die Alliierten bis 1948, in Österreich bis 1950 aufrecht.
1945 fiel Alexander (Jurka) v. Hoyer in der Nähe von Wiener Neustadt, wenige Tage später
ging das Ehepaar Hoyer – aus Angst vor der russischen Invasion – in die Schweiz. (Aufent-
halt im Flüchtlingslager Winterthur, später in Privatzimmern und schließlich ab 1949 im
Eigenheim in Ettenhausen/Kanton Thurgau).
A. R. verfasste nach ihren autobiografischen Werken gemeinsam mit ihrem Mann Biografien
über russische Persönlichkeiten.
Arnulf v. Hoyer starb 1970, A. R. 1991 in Ettenhausen. Die Urnen befinden sich im Fami-
liengrab Hoyer auf dem Salzburger Kommunalfriedhof (Gruppe 42), wo auch Jurka begra-
ben wurde.
Der Nachlass befindet sich in der Kantonsbibliothek in Frauenfeld (http://www.kantonsbi-
bliothek.tg.ch/documents/Riggenbach_Nachlass_Rachmanowa_2010.pdf).
W.: „Studenten, Liebe, Tscheka und Tod“ (1931), „Ehen im Roten Sturm“ (1932), „Milchfrau
in Ottakring“ (1933), „Geheimnisse um Tataren und Götzen“ (1933) Jugenderlebnisse, „Die
Fabrik des neuen Menschen“ (1935), „Tragödie einer Liebe“ (Tolstoi) (1937), „Jurka. Tage-
buch einer Mutter“ (1938), „Wera Federowna“ (1940), „Einer von vielen“ (Das Leben Jurkas)
(1946), „Das Leben eines großen Sünders“ (Dostojewski) (1947), „Sonja Kowalewski“ (1950),
„Jurka erlebt Wien“ (1951), „Die Liebe eines Lebens“ (Turgenjew – Pauline Viardot) (1952),
„Die falsche Zarin“ (Prinzessin Tarakanowa) (1954), „Im Schatten des Zarenhofs“ (Puschkin)
(1957), „Ein kurzer Tag“ (Tschechow) (1961), „Tiere begleiten mein Leben“ (1963), „Die
Verbannten“ (Frauenschicksale in Sibirien z. Zt. Nikolaus I), (1964), „Tschaikowskij“ (1972)
L.: Stahr 2012
Ilse Stahr
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika