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Freundschaften: Gratiana Pichler-Pemberger, Widerstandskämpferin, Oberschwester im
Krankenhaus Leoben, Mithäftling in Ravensbrück.
Ausbildungen: Wuchs in Armut auf. Da ein Verwandter ihre Begabung erkannte, wechselte
sie von der Hauptschule in das Akademische Gymnasium in Graz. Sie maturierte 1936,
studierte Medizin. 1941 Promotion an der Universität Graz, Fachausbildung für Frauen-
heilkunde.
Laufbahn: Schloss sich sehr früh nationalsozialistischen Jugendgruppen an, als diese noch
illegal waren, wurde BDM-Führerin in Graz-Lend. Trat eine Stelle im Kinderheim auf
der Stolzalpe bei Murau an, übernahm Vertretungen von praktischen Ärzten. 1943 wech-
selte sie in die gynäkologische Abteilung des Krankenhauses Leoben. Als sie einem Par-
tisanen Medikamente gab, wurde sie verhaftet und in das Gestapo-Gefängnis nach Graz
gebracht, dennoch war sie immer noch begeisterte Nationalsozialistin. Am 5. 11. 1944 wurde
sie nach Ravensbrück gebracht, einerseits als Häftling und andererseits als Ärztin. Aufgrund
der unmenschlichen Bedingungen und der Tatsache, dass die Menschen als medizinische
Versuchskaninchen betrachtet wurden, solidarisierte sie sich schließlich mit den Lagerin-
sassinnen. Nach der Befreiung am 30. 4. 1945 blieb sie gemeinsam mit der Oberschwester
in Fürstenburg an der Weser um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Nach vielen
Schwierigkeiten konnte sie nach Graz zurückkehren und bewarb sich schließlich um eine
Stelle in Weissenbach im Ennstal. Dort eröffnete sie am 13. 12. 1945 ihre Praxis. Bis zu ih-
rem 80. Lebensjahr praktizierte sie. Ein Teil ihres Hauses ließ sie 1966 umbauen, um auch
dort eine Entbindungsstation zu führen. Einen Buben, den eine Frau zurückgelassen hatte,
adoptierte sie.
L.: Brauneis 1974, Welzig 2006, http://www.ravensbrueck.at/: Mitteilungsblatt der Öster-
reichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück 2005
Reich Annie, geb. Pink, verh. Rubinstein; Psychoanalytikerin
Geb. Wien, 9. 4. 1902
Gest. Pittsburgh, Pennsylvania, USA, 5. 1. 1971
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Alfred Pink, wohlhabender jüdischer Geschäftsmann;
Mutter: Theresa Singer; ein Bruder.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1922 Heirat mit Wilhelm Reich (1897–1957), in Berlin Tren-
nung; Töchter: Eva (* 1924), Lore (* 1928). 1938 Heirat mit Arnold Rubinstein, Historiker.
Ausbildungen: Seit 1921 Studium der Medizin, im Dezember 1926 Abschluss, danach Be-
ginn der psychoanalytischen Ausbildung.
Laufbahn: A. R. kam über ihren Bruder zur Wiener Jugendbewegung, wo sie die jungen
Intellektuellen Siegfried Bernfeld, Otto Fenichel und Wilhelm Reich kennenlernte. Über
ihre Bekanntschaft mit Fenichel und Reich kam sie zur Psychoanalyse. Nach dem Studium
zunehmendes politisches Engagement an der Seite ihres Mannes; Mitarbeiterin in der von
Wilhelm Reich und Marie Frischauf Ende 1928 gegründeten „Sozialistischen Gesellschaft
für Sexualberatung und Sexualforschung“, Leitung von einer der sechs Sexualberatungsstel-
len, publizierte zur Abtreibungsfrage und über Sexualaufklärung. 1930 ging sie mit ihrem
Mann nach Berlin und war dort kurze Zeit wegen antifaschistischer Aktivitäten inhaftiert.
In New York Arbeit in freier analytischer Praxis sowie am Mount Sinai Hospital, 1960 – 62
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika