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Rimek | R 2717
Spätantike und in der Merowingerzeit häufig zu beobachten ist, aber im zehnten Jahrhun-
dert nicht mehr generell üblich war, wurde sie standesgemäß versorgt. Überliefert ist ein
Tauschgeschäft mit der Salzburger Kirche von 924, zu Beginn des Episkopats Odalberts.
Die edle Frau R. verzichtete auf Teile ihres Allods (Eigengutes), und bekam dafür etliches
mehr an Besitz und für eine Generation vererbbar von der Salzburger Kirche übertragen:
Güter zwischen Rosenheim und dem Chiemsee und in der Gegend von Gars am Inn. Im
letztgenannten Ort wurde ihr eine cella und dessen Einkünfte, vermehrt um Zehente, zu-
gewiesen. Drei Jahr später wurde die Transaktion erneuert und die Besitzübertragung etwas
zugunsten von Salzburg korrigiert. R. hatte wohl, da ihr Mann Geistlicher geworden war,
selbst den Schleier genommen und war zur abbatissa des Klösterchens geworden. Aufgrund
der Begünstigungen R.s auf herzoglichen Befehl hin wird eine Abkunft aus der Familie der
Luitpoldinger angenommen (anders Störmer 1973). Die spärliche Überlieferung lässt eine
exakte Genealogie nicht zu. R. war auch im Besitz eines hantgimali (Hantgemal), ein Recht,
davon die Schenkungen an Salzburg ausgenommen blieben. Was dies allerdings darstellt ist
bislang ungeklärt. Es muss sich um ein dingliches Symbol gehandelt haben, − die Theorien
gehen von Familienstammgut bis zu einem Totempfahl −, das die Adelsqualität einer Perso-
nengruppe ausmachte, das nicht an eine geistliche Institution fallen konnte.
L.: Brunner 1994, Dopsch 1970/71, Reindel 1953, Störmer 1973
Ingrid Roitner
Rimek Marie; Hausgehilfin und Widerstandskämpferin
Geb. Stepanow, Böhmen (Trhový Štěpánov, Tschechien), 9. 2. 1877
Gest. Wien, 1954
M. R. kam im Alter von sechzehn Jahren nach Wien und arbeitete als Hausgehilfin. Sie war
christlich-sozial, legitimistisch eingestellt und Mitglied der „Österreichischen Legitimisti-
schen Arbeitsgemeinschaft“.
Im Herbst 1939 wird sie von Leopold Eichinger für die „Illegale Österreichische Kaisertreue
Front“ (IÖKF) angeworben. Die IÖKF wurde von Leopold Hof und Leopold Eichinger ge-
gründet. M. R. war „Bezirksfrauenschaftsleiterin“, sie warb Mitglieder für die Organisation
und kassierte Spenden. Mit dem gespendeten Geld wurde Papier zur Herstellung von Flug-
und Streuzettel gesammelt. M. R. wurde am 19. Oktober 1942 vorläufig festgenommen und
war ab 29. April 1943 in Untersuchungshaft. In der Anklageschrift vom Oberreichsanwalt
beim Volksgerichtshof Berlin vom 27. September 1943 heißt es: Die IÖKF „erstrebt den
Sturz der nationalsozialistischen Regierung und die Wiederherstellung einer österreichi-
schen Monarchie […]“ M. R. bestreitet gewusst zu haben, dass es sich bei der IÖKF um eine
illegale Organisation handle.
M. R. wird am 16. November 1943 vom Volksgerichtshof Wien wegen „Beihilfe zur Vorbe-
reitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Aus dem Urteil: „Das gegen-
ständliche Verfahren umfasst eine Gruppe von Angeklagten, die in den Jahren 1939 bis 1942
eine illegale legitimistische Organisation unter dem Namen IÖKF aufgezogen haben, die
bei ihrer Aufdeckung im September 1942 etwa 80 Mitglieder zählte.“
Als Milderungsgrund sieht der VGH, dass sie „wenig intelligent“, „stumpf“ und „senil“ er-
scheint. Sie hat außerdem ein Geständnis abgelegt und Reue gezeigt. Die Untersuchungs-
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika