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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
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R | Rostosky2760 BdM einberufen, doch ein Gefälligkeitsattest von einem befreundeten Arzt verhinderte die Aufnahme (sowohl die Familie Rostosky als auch der Arzt waren Mitglieder der Christen- gemeinschaft, die sofort nach dem Einmarsch der Deutschen verboten wurde). Als geborene „Sudetendeutsche“ wurde ihre Mutter Käthe Rostosky automatisch Reichs- deutsche, ebenso die Tochter H. R. 1945, im Chaos der unmittelbaren Nachkriegszeit, kam Käthe deshalb in ein tschechisches Internierungslager, zusammen mit einer jüdischen Freun- din, die gerade Ravensbrück überlebt hatte (!). Um die Groteske auf die Spitze zu treiben: Befreit wurde sie von einem tschechischen Arbeiter und ehemaligen Auschwitz-Häftling. Auf die Tochter H. R. hatten all diese Ereignisse eine traumatische Wirkung. Ein großer Teil der Familie Rostosky wurde ausgesiedelt. Hans Rostosky als bekannter An- tifaschist durfte bleiben, aber H. R. wollte in die deutsche Mittelschule gehen, was in der Tschechoslowakei nach dem Krieg nicht mehr möglich war. Die Sechzehnjährige verließ illegal die Heimat und schlug sich allein im Nachkriegs-Wien mühsam durch, um hier die Schule abschließen zu können. Das Geld, das ihr die Eltern über fremde Reisende zukom- men ließen, gelangte nicht immer in ihre Hände. Sie hätte altersmäßig die 6. Klasse absol- vieren sollen. Es fehlte ihr aber nachkriegsbedingt die 5. Klasse, sodass sie die Prüfungen in allen Gegenständen ablegen musste. 1947 kam die Mutter nach Wien, 1948 auch der Vater. Er verlor dadurch jeden Anspruch aus seiner Tätigkeit in der Unionbank, suchte vergeblich nach Arbeit und starb 51jährig in einem Untermietzimmer. H. R. maturierte 1950. Ihr Studium, Germanistik und Theaterwissenschaften, finanzierte sie durch Nachhilfeunterricht und freie journalistische Tätigkeit. 1953 heiratete sie den Physiker und Mathematiker Dr. Helmut Watzke; die Ehe wurde 1971 geschieden. Ihre ursprünglich geplante Dissertation befasste sich mit dem „Untertan im Zeitroman des 2. Kaiserreichs“ und war von Univ.-Prof. Oskar Benda (1886–1954) akzeptiert. Dieser hat- te  – noch in seiner Funktion als Landesschulinspektor für Wien  – 1931 eine der ersten Anti-Nazi-Kampfschriften verfasst und war 1938 nach dem „Anschluss“ seines Postens enthoben worden. Ab 1945 lehrte er bis zu seinem Tod als ordentlicher Professor an der Universität Wien österreichische Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaft. Von ihm ist der Ausspruch überliefert: „Solange ich hier unterrichte, kommen mir keine Nazis herein.“. Nach seinem Tod 1954 übernahm Prof. Moriz Enzinger, der 1945 wegen NS-Zugehörigkeit suspendiert worden war, Bendas Lehrkanzel und lehnte in der Folge viele Arbeiten ab, die Benda angenommen hatte. Auch H. R. musste, obwohl sie ihre Dis- sertation bereits zur Hälfte ausgearbeitet hatte, auf ein anderes, von Enzinger vorgegebenes Thema umsteigen: „Die soziologische Problematik bei Max Kretzer“. Sie promovierte 1958 und begann als Verlagslektorin bei Ueberreuter. 1960 ging sie zu Do- nauland. Dort betreute sie editorisch die sogenannte „Moderne Reihe“, die einen Quer- schnitt durch die Weltliteratur des 20. Jahrhunderts bot, von Anouilh bis Zuckmayer, von Böll bis Wilder. Eine schwere Erkrankung unterbrach die Verlagsarbeit für Jahre. Es folgten Anstellungen beim Bergland Verlag, bei Zsolnay und beim Österreichischen Bundesverlag. 1973 begann sie, zunächst als Freie Mitarbeiterin, in der Wissenschaftsredaktion des ORF mit der Präsentation von Sachbüchern. Mitgestaltung der täglichen Sendereihe „Umkreis“, die sich vorwiegend mit Umwelt- und Denkmalschutz befasste; Moderation und Redak-
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
3, P – Z
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1238
Category
Lexika
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