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Schneider | S 2931
erhöhte durch den Dreißigjährigen Krieg verursachte Steuerlast. All diese Maßnahmen und
die damit verbundenen Aufgaben dürften sie an die Grenzen ihrer Kapazitäten gebracht ha-
ben. Als im Sommer 1625 in Salzburg die Pest ausbrach, wurde dem Beichtvater, dem Prior
von St. Peter P. Martin Steinegg aus St. Blasien im Schwarzwald († 1659), gestattet, in der
Klausur zu bleiben, wodurch er Einblick in das innere Leben des Konvents bekam. Sein Be-
richt an den Erzbischof vom Leben im Kloster bedeutete für M. M. das Ende ihrer Karriere.
Das Kloster war durch die Umbauten finanziell in große Schwierigkeiten geraten, wodurch
sich auch Missstände eingeschlichen hatten. Die alte Dame wurde daraufhin bewogen, ihr
Amt niederzulegen, was sie am 21. November 1625 auch tat. Erst zehn Jahre später ist sie im
hohen Alter von 90 Jahren gestorben.
Aus dem Besitz von M. M. v. Sch. haben sich auch Gebet-und Andachtsbücher (Salzburg,
Stiftsarchiv Nonnberg, Codex 23 A 18 und Codex 23 A 14) erhalten, die im letzten Dezen-
nium des 16. Jahrhunderts geschrieben wurden.
L.: Birnbacher/Wild 2012, Bolschwing 1946, Esterl 1841, Hahnl 2003, Jaksch/Fischer/
Kroller 1992, Lang 2004, Schmidt-Sommer/Bolschwing 2002, Tietze 1913
Ingrid Roitner
Schneider Brigitta; Köchin
Geb. Wien, Datum unbekannt
Gest. unbekannt, sie lebte um 1772
LebenspartnerInnen, Kinder: Gatte: Matthias Schneider, Schneidermeister aus Vorder-
österreich.
Ausbildungen: Seit ihrer frühesten Jugend war sie als Dienstbotin tätig. In dieser Zeit hat sie
wahrscheinlich auch die Grundkenntnisse des Pastetenbackens erworben.
Laufbahn: B. Sch. wurde als Kind sehr armer Eltern geboren und ging sehr früh ihrem Le-
bensunterhalt als Dienstbotin nach. Sie selbst blickte auf diese Zeit als harte Lehre zurück
und war sehr stolz darauf, dass sie es geschafft hatte, sich aus dieser schwierigen Situation
hinaufgearbeitet zu haben. Sie meinte, dass sehr viele Frauen in ihrer Lage aufgegeben hät-
ten und nun einen „unsittlichen Lebenswandel“ führen würden. Sie hatte vor einiger Zeit
den Schneider Matthias Schneider geheiratet, der als nicht in Wien Gebürtiger mit der
Wiener Zunft um ein Gewerbe kämpfen musste. Da das Schneidergewerbe zu dieser Zeit
aber hoffnungslos überlaufen war, und natürlich die Söhne Wiener Schneidermeister bevor-
zugt wurden, ein schwieriges und hoffnungsloses Unterfangen.
Also lebte das Ehepaar von den Einkünften der B. Sch. aus ihren Pastetenbäckereien. Sie
musste für die Zutaten jeden Tag den Markt am Spittelberg besuchen, um Fisch- und
Fleischreste aufzukaufen, die auch nicht besonders teuer sein durften, da sonst der Gewinn
für sie zu gering ausfallen würde. Das bot natürlich eine breite Angriffsfläche für die Wirte
und Gastgeben der Umgebung, die sich gegen die billige Konkurrenz zur Wehr setzten.
Sie warfen ihr oftmals vor, sie würde nur Abfälle und bereits stinkendes Fleisch aufkaufen
oder aber Dienstboten (die sie ja aufgrund ihrer eigenen beruflichen Vergangenheit gut
kannte) dazu auffordern, der Herrschaft Lebensmittel zu entwenden. Und damit die Wirte
sich auch der Zustimmung der Nachbarschaft versichern konnten, warfen sie ihr vor, durch
ihre „Backerei“ die Feuersgefahr erheblich zu beeinflussen. Zu ihrem Glück konnten diese
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika