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Ausbildungen: Keine nachweisbar.
Laufbahn: Die in Spital/Pyhrn geborene und aufgewachsene ledige M. wird nach dem Tod
der Eltern Stiftspupillin in der Pfarre, sie lebt „im Häusl an der Kronawetten“. Am 3. Jänner
1753 wird sie vom Hof- und Landgericht Spital in puncto triplicis fornicationis vernommen.
Sie gibt an, schwanger zu sein vom Hausknecht Jakob Knittler, den sie seit Sonnwend des
Jahres kennt. Sie gesteht, „mit ihm also 3 mahl gesündiget“ zu haben. Außerdem ist sie
schon dreimal in puncto fornicationis vom Hofgericht mit Strafe belegt worden. Ihr erstes
Kind „ist mit Todt abgegangen“ (ebenda), ihr zweites, die Tochter Maria, lebt in Pflege. Die
Mutter weiß nichts über ihr Befinden, außer dass diese „befind sich noch am Leben“. Das
Gericht verurteilt M. Sch. zu dreimaliger „Stehung in der Brechl“, einer Ehrenstrafe, nicht
wie sonst üblich, zu einer Geldstrafe.
Qu.: OÖLA/Stiftsarchiv Spital/Pyhrn, in Criminali 1703–1755, Sch. 631, Akt 43, anno 1753,
Fol. 43 ff.
L.: Labouvie 1998, Mitterauer 1983, Nekolny 2001 Carina Nekolny
Scholl Thea, geb. Werner; Zeitzeugin
Geb. Wien, 6. 5. 1916
Gest. Wien, 25.9.2015
Herkunft, Verwandtschaften: Aufgewachsen in jüdischer, sozialdemokratischer Arbeiterfami-
lie im 2. Wiener Gemeindebezirk. Vater: Eisenbahner, der sich vom einfachen Arbeiter zum
Verwaltungsbeamten emporarbeitete. Mutter: Hausfrau; drei ältere Schwestern, ein jüngerer
Bruder, der als Säugling starb.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heirat in England mit Dr. Friedrich Scholl, einem jungen
Mediziner aus Österreich, der vor allem wegen seiner politischen Einstellung – Kommu-
nist – vor den Nationalsozialisten flüchten musste. Drei Kinder: Sohn Tony (geb. 1941),
Töchter Emmy (geb. 1944) und Susanne (geb. 1949).
Laufbahn: Volks-, Haupt- und Handelsschule in Wien. Engagement in sozialdemokra-
tischer Jugendbewegung. Arbeit als Kontoristin in einer jüdischen Holzhandelsfirma in
Wien bis zum „Anschluss“ 1938. Zu Weihnachten 1938 unterstützt durch die Israelitische
Kultusgemeinde Flucht nach England gemeinsam mit zwei ihrer Schwestern mit „dome-
stic permit“, wo alle drei als Hausgehilfinnen arbeiteten. Kontakt zum „Austrian Centre“,
Schreibkraft für die Kleinkunstbühne „Laterndl“. Nach einem Zerwürfnis mit ihrem Vorge-
setzten wegen eines gescheiterten Versuches, die Eltern aus NS-Deutschland herauszuholen
Kellnerin im Restaurant des „Austrian Centre“, wo sie ihren späteren Mann kennen lernte.
Lebte gemeinsam mit ihrem Mann, der im Gesundheitswesen tätig war, in verschiedenen
britischen Städten, ehe die junge Familie am 21. September 1946 nach Wien zurückkehrte,
wohin der Ehemann als Autor eines bedeutenden medizinischen Werkes zurückberufen
worden war.
L.: Bollauf 2010
Traude Bollauf
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika