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Schotkovsky-Storfer | S 2967
terreich. Der heldenhafte Aufstand des österreichischen Proletariats“ die Februarereignisse
des selben Jahres. 1935 vertritt sie unter dem Namen „Hertha Müller“ die Internationale
Rote Hilfe in Paris. Immer wieder ist sie in verschiedenen Missionen für die Organisation in
Schweden, Mexiko, Japan und Moskau unterwegs. 1938 fungiert sie als KPÖ-Vertreterin der
„Fédération des Émigrés provenant d’Autriche“; später wird sie nach Moskau berufen, wo sie
Mitglied des Exekutivkomitees der „Internationalen Roten Hilfe“ wird. Nach Kriegsende
arbeitet sie für die KP-Presseabteilung. 1961 stirbt sie.
M. Sch. war als Person umstritten. Ruth v. Mayenburg beschreibt sie in ihren Memoiren
„Blaues Blut und Rote Fahnen“: „In unserer Partei gab es eine alte Junggesellin: Malke
Schorr. Seit vielen Jahren schon steckte sie ihre spitze Vogelnase in alle Angelegenheiten der
KPÖ hinein, die privaten Dinge nicht ausgenommen. Ein abgetragenes Kominternmöbel
aus Rote-Hilfe-Zeiten, bald in die Ecke gestellt wegen Tratschsucht und Hineinmische-
reien, bald hervorgeholt wegen unbändiger Vitalität und Kaderkenntnis […]“ Doch wäh-
rend Ruth Mayenburg noch „urmütterliche Gefühle, Wärme und Weisheit“ in ihr vermutet,
äußert sich Hilde Koplenig, die Frau des langjährigen KPÖ-Vorsitzenden Johann Kople-
nig, in ihren Lebenserinnerungen überwiegend negativ über sie: „Malke Schorr hat sich
als ‚Berufsrevolutionärin’ und Apparatschik immer wohl gefühlt wie ein Fisch im Wasser.
Ungewöhnlich hässlich, hatte sie dafür einen lebhaften, sehr wendigen Verstand, und war
amüsant, so dass man sie für intelligent hielt, obwohl sie immer nur geschickt nachredete,
was gerade auf der Tagesordnung vorgebracht wurde. Außerdem war sie eine ausgezeichne-
te, temperamentvolle Rednerin – also zur zentralen Funktionärin prädestiniert. Für sie war
Kommunist sein nicht eine Gesinnung oder Weltanschauung, sondern ein Beruf wie jeder
andere, und sie setzte alles daran, in diesem Beruf Karriere zu machen, was ihr auch gelang,
ohne Rücksicht auf Grundsätze oder Personen.“
Anderen Aussagen zufolge war M. Sch. „temperamentvoll und klug, voll Enthusiasmus und
Initiative“.
W.: „(Müller, Hertha): „Galgen über Österreich. Der heldenhafte Aufstand des österreichi-
schen Proletariats“ (1934)
L.: BLÖF, Dictionnaire Biographique 1971, Dokumentationsarchiv 1984a, Frauenreferat
der KPÖ 1989, Korotin/Nusko 2008, Mayenburg 1969, ÖNB 2002, Röder/Strauss 1980 –83,
Stadler 1966, Steiner 1968
Karin Nusko
Schotkovsky-Storfer Herma; Schriftstellerin und Büchereileiterin
Geb. Kirchberg, Kärnten, 25. 3. 1928
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Franz Storfer (1899–1974), stammte aus sehr armer
Familie, wurde Schuhmacher, wechselte aus gesundheitlichen Gründen den Beruf und war
als Gemeindesekretär tätig. Beide Eltern waren sehr musisch, der Vater war als „Dorfpoet“
(Ps. Franz Bergbauer) bekannt und verfasste Gedichte zu allen Gelegenheiten; die Mutter,
sie starb 1993, hatte mit 68 Jahren zu schreiben begonnen. Verfassten zusammen mehrere
Mundart-Erzählungen, die auch im Radio gesendet wurden. Drei Geschwister. Die Familie
war wegen der Aktivitäten des Vaters während des Nationalsozialismus für einige Zeit in
einem Notquartier untergebracht.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika