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Simon Maria Dorothea, geb. Pollatschek; Sozialarbeiterin und Psychologin
Geb. Wien, 6. 8. 1918
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Rudolf Pollatschek (aus Münchengrätz, Nordböhmen),
Mutter: Juliane Pollatschek (geb. Grossfeld, Wien); erste weibliche Hörerin an der Wiener
Exportakademie (heutige Wirtschaftsuniversität Wien).
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1944 Joseph T. Simon; Vier Kinder.
Ausbildungen: 1936 Wien: Abschluss als Kindergärtnerin, 1940 London: Externisten-Reife-
prüfung, 1941–1944 Oxford: Diplom in Sozialarbeit, 1945 London: Bachelor of Science in
Economics and Politics, 1947–1952 Wien: Dr.phil. Psychologie und Anthropologie, 1948–
1953: Wiener Psychoanalytische Vereinigung: Psychoanalyse-Ausbildung.
Laufbahn: M. D. S. wurde am 6. August 1918 als Tochter des Ingenieurs Rudolf Pollatschek
und seiner Frau Juliane in Wien geboren und wuchs in einer assimilierten jüdischen Familie
in der Wiener Innenstadt auf. Während ihrer Gymnasialzeit schloss sie sich einer Gruppie-
rung der linken jüdischen Jugendbewegung an (Hashomer Hatzair).
M. D. S. verließ das Gymnasium und absolvierte von 1934 bis 1936 eine Kindergärtnerin-
nenausbildung, im Zuge derer sie zum ersten Mal auf Anna Freud aufmerksam wurde. Etwa
zur gleichen Zeit wandte sie sich vom Hashomer ab und pflegte mehr Kontakt zur sozialis-
tischen Bewegung, wie etwa den sozialistischen Mittelschülern.
1937 ging M. D. S. nach Prag, um an der von der amerikanischen Rockefeller Foundation fi-
nanzierten Masarykschule für Sozial- und Gesundheitsfürsorge eine Ausbildung zur Sozial-
arbeiterin zu absolvieren. Aufgrund der politischen Entwicklungen in der Tschechoslowakei
1938 (Münchner Abkommen) konnte sie diese Ausbildung allerdings nicht abschließen und
verbrachte die nächsten Jahre in England.
In England arbeitete sie sowohl als Erzieherin, Kindermädchen, Stubenmädchen als auch
als Putzfrau, und machte 1940 den Schulabschluss (ähnlich der Externisten-Reifeprüfung).
Sie begann in Anna Freuds „Hampstead Nursery“ zu arbeiten und studierte Sozialarbeit
an der Universität von Oxford, was schwerpunktmäßig auf Politikwissenschaft, Volkswirt-
schaft und Philosophie ausgerichtet war. Zusätzlich hörte M. D. S. noch weitere Vorlesun-
gen, etwa in Psychologie. 1944 schloss sie ihr Studium mit einem Diplom in Sozialarbeit
ab. Die nächste Station in M. D. S. Laufbahn war die englische Armee, in der sie Soldaten
unterrichtete und gleichzeitig via Fernstudium Politik- und Wirtschaftswissenschaften an
der Universität London belegte (Abschluss 1945).
1944 hatte sie in England den Exilösterreicher (und mittlerweile amerikanischen Staatbür-
ger) Joseph T. Simon geheiratet. 1945 – 46 verbrachte M. D. S.
– nunmehr Mutter eines Soh-
nes – ein Jahr bei der Pflegefamilie ihres Mannes in Dänemark, bevor sie 1946 in die USA
weiter reiste, um in Seattle als Sozialarbeiterin für das Jewish Welfare Service zu arbeiten;
1947 erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Aus familiären Gründen ging M. D. S. 1947 zurück nach Wien, wo sie eine Ausbildung zur
Psychoanalytikerin absolvierte und an der Universität Psychologie (Nebenfach Anthropo-
logie) studierte, wofür sie 1952 das Doktorat verliehen bekam. In den Folgejahren war sie
als Kinder-Psychotherapeutin tätig und widmete sich ihrer Familie, die mittlerweile vier
Kinder umfasste. Trotz ihrer herausragenden Ausbildung und internationalen Erfahrung
fand M. D. S. im Wien der 1950er Jahre kaum berufliche Möglichkeiten. Daher machte
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika