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Suttner | S 3241
Neben Tätigkeiten u. a. als Musik- und Sprachlehrerin eröffnete sich B. v. S. in dieser Zeit
eine schriftstellerische Laufbahn. Den Beginn setzte ein unter Pseudonym (B. Oulot) ver-
fasstes Feuilleton („Fächer und Schürze“,1878), welches völlig unerwartet von der „Neuen
Freien Presse“ gedruckt wurde. Es folgten zahlreiche Artikel u. a. für die „Neue Illustrirte
Zeitung“, „Die Gartenlaube“, für das „Neue Wiener Tagblatt“, das „Berliner Tagblatt“, die
„Deutsche Romanbibliothek“ sowie für „Ueber Land und Meer“. Dem folgten zwischen
1882 und 1911 rund dreißig weitere Romane sowie eine Vielzahl von Novellen, Vorträgen,
Tagebuchblättern, Erzählungen, Aphorismen, Sachbücher
– ihre ab 1907 erschienenen „Ge-
sammelten Werke“ umfassten schließlich 12 Bände.
Nach Aussöhnung der Familien Kinsky und Suttner kehrte das Ehepaar 1885 nach Wien
zurück und bezog das Gut und Familienschloss der Suttners in Harmannsdorf /NÖ (nahe
Eggenburg) – wenngleich B., wie ihre 1909 veröffentlichten „Memoiren“ offenbaren, dort
stets eine Fremde blieb. Erst nach dem Tod ihres Mannes 1902 und nach der notwendigen
Versteigerung des Gutshofes zog B. v. S. nach Wien.
1887 nahm B. v. S. Kontakt mit der einzigen damaligen Friedensorganisation, der „Interna-
tional Arbitration and Peace Association“ (London) auf und machte sich mit dem Pazifis-
mus vertraut. 1889, nachdem zahlreiche Verlage eine Drucklegung aus politischen Gründen
abgelehnt hatten, erschien ihr Hauptwerk, der Roman „Die Waffen nieder!“, welcher in fast
alle europäische Sprachen übersetzt wurde, der Autorin Weltruhm brachte und wesentlich
zur Popularisierung der Friedensidee in Europa und Amerika beitrug. Bis 1917 erschienen
vierzig Auflagen, zahlreiche Nachdrucke und Teilabdrucke. 1913 kam es sogar zu einer Ver-
filmung dieser fiktiven Autobiografie der verwitweten Baronin Martha Tilling, deren Leben
durch die vier Kriege von 1859, 1864, 1866 und 1870/71 bestimmt und zerstört wurde. B. v. S.
konnte sich mit diesem mutigen Aufruf zur Humanität, welcher eindeutig gegen den Zeit-
geist gerichtet war, nachhaltig in der pazifistischen Szene etablieren und wurde mehr und
mehr zu deren Leitfigur. Der Aufbau einer internationalen Friedensfront und die Analyse
der Kriegsursachen wurden zu B. v. S.s lebensbestimmenden Aufgaben. Friedensforschung
und Friedensarbeit waren für sie untrennbar miteinander verbunden.
Nach einem mit überwältigendem Erfolg durchgeführten Gründungsaufruf in der „Neuen
Freien Presse“ vom 3. September 1891 wurde die „Österreichische Gesellschaft der Frie-
densfreunde“ ins Leben gerufen, zu deren erster Präsidentin B. v. S. gewählt wurde. Die
„Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“ war im Übrigen die einzige derartige
europäische Organisation, die von einer Frau geleitet wurde.
Gemeinsam mit dem späteren Friedensnobelpreisträger (1911) Alfred Hermann Fried
(1864 –1921), den sie 1891/92 in Berlin kennen gelernt hatte, gab sie 1892–99 die Zeitschrift
„Die Waffen nieder!“ Monatsschrift zur Förderung der Friedens-Idee“, welche später als
„Die Friedens-Warte“ weitergeführt wurde, heraus und begründete mit ihm die „Deutsche
Friedensgesellschaft“. B. v. S. nahm in der Folge an fast allen Weltfriedenskongressen und
Interparlamentarischen Konferenzen teil.
Auf ihre Anregung hin fand 1899 auch die „Erste Haager Friedenskonferenz“ (Den Haag,
Niederlande) statt, wo seitens der Regierungsvertreter Fragen der nationalen wie internatio-
nalen Sicherheit, des Abrüstens und der Einrichtung eines internationalen Schiedsgerichts
behandelt wurden. B. v. S. nahm an der Konferenz als Korrespondentin der „Neuen Freien
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika