Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Page - 3308 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 3308 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z

Image of the Page - 3308 -

Image of the Page - 3308 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z

Text of the Page - 3308 -

T | Tolnay3308 Als ihr Mann zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde, wandten sich die Freunde von ihr ab um sich nicht zu gefährden. Nach dem Krieg ließ sie sich taufen, um dazuzugehören. Erst im Alter näherte sie sich wieder dem Judentum an und machte sich auf die Suche nach ihren jüdischen Wurzeln. Zitate: „Ich habe mir immer die Taufe gewünscht  – es war ein Kindertraum. Ich bin in Parsch auf den Knien zum Taufbecken gekrochen. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für eine Erschütterung das war, das ich eintrete in das Reich des Heiligen Geistes; davon war ich maßlos erschüttert. Ich war nur eine geborene Jüdin, aber mein Schicksal war anders“. Zurück in Salzburg wurde I. R. T.s Mann mehrfach aufgefordert, sich von seiner „nicht- arischen“ Frau scheiden zu lassen. Nach seiner beharrlichen Weigerung wurde er zur Straf- arbeit in das Arbeitslager Gera gebracht. Von da an lebte I. R. T. in Todesangst. Sie dachte sogar an Selbstmord, um den Mann und die Kinder zu retten. Jedes Treppenknarren konnte das Ende bedeuten. Nun wurde auch sie zu Zwangsarbeit verpflichtet und musste Uni- formen nähen. Die Kinder brachte sie bei Bauern unter. Als bei Franz Schmeisser TBC diagnostiziert wurde, wurde er entlassen und kam nach Salzburg zurück. 1944 tauchte die Gestapo auf und wollte I. R. T. zur Deportation abholen. Zum Glück war sie zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung. Nachdem sie von ihrer Vermieterin, einer NSDAP-An- gehörigen, informiert worden war, übersiedelte sie mit ihrer ganzen Familie in ein „Zuhäusl“ bei einem Bauern auf dem Schlenken (Rengerberg). Leider war die dort erhoffte Sicherheit ein Trugschluss, denn die Gegend um den Schlenken war auch bei den Nazis beliebt. Die Angst vor der Gestapo hielt an, aber die Familie wurde von niemandem denunziert. I. R. T. überlebte, aber beinahe alle ihre Verwandten kamen in NS-Konzentrationslagern um. Nach dem Krieg begann für I. R. T. ein neues Leben. Sie tauchte aus dem Untergrund auf und begann zu malen. Sie nutzte vorerst die Sonntage, wenn ihr Mann mit den Kindern spazieren ging, und malte vor allem Naturerlebnisse, Wiesen, den Göll. „Ich musste einfach von innen heraus malen, es war für mich ein Erkenntnisweg.“ Zu jener Zeit nahm sie ihren Künstlernamen Toledo an. 1951 waren erstmals Bilder von ihr im Künstlerhaus ausgestellt, 1952 fand sie Aufnahme in die legendäre „Salzburger Gruppe“. Sie arbeitete bis ins hohe Alter als Malerin, lehrte auch in Kursen und war eine interessan- te Atelier-Gesprächspartnerin. Sie bestritt nationale und internationale Ausstellungen und widmete ihren künstlerischen Nachlass der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“. Die Künstlerin malte nie unmittelbar vor der Natur, sie konzentrierte sich mit den Jahren immer bewusster auf die Innenschau und ließ sich von geistig-religiösen Beweggründen motivieren. Ein Selbstportrait ist im Besitz des Salzburg Museums. L.: Embacher 1993, http://www.salzburg.com/wiki/…/Irma_Rafaela_Toledo, http://digital. belvedere.at/emuseum/ Tolnay Emilie, geb. Müller; Friseurin, Hilfsarbeiterin und Widerstandskämpferin Geb. Iglau, Mähren (Jihlava, Tschechien), 6. 10. 1901 Gest. Wien, 5. 7. 1944 E. T. war nach dem Besuch der Pflichtschulen ab 1916 in verschiedenen Industriebetrieben als Hilfsarbeiterin tätig. 1922 lernt sie den Beruf einer Friseurin und ist in diesem Beruf bis 1926 tätig. In diesem Jahr heiratet sie den Bäckergehilfen Anton Tolnay (geb. 1893). Das
back to the  book biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z"
biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
3, P – Z
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1238
Category
Lexika
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
biografiA.