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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
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T | Trksak3330 darauf geachtet worden ist, keine Menschen zu verletzen. An allen diesen Aktivitäten waren auch Frauen beteiligt. 1941, nach einer großen Verhaftungswelle durch die Gestapo, fanden insgesamt 69 tschechische Widerstandskämpfer den Tod im KZ, im Gefängnis oder durch Hinrichtungen. Die Frauen aus dieser Gruppe überlebten, obwohl auch sie Gefängnisstra- fen verbüßen mussten und in Konzentrationslager eingeliefert wurden. I. T. war von den Ak- tionen gegen die tschechischen Widerstandsgruppen persönlich stark betroffen. Ihr Verlob- ter Ludvik Stepanik ist im Außenlager Loiblpass umgekommen, ihr Bruder Jan Trksak ist wegen Widerstandsaktivitäten ins KZ eingeliefert worden und stirbt in Mauthausen. Auch I. T.s zweiter Bruder, Stefan, sollte den Krieg nicht überleben, er kommt in Stalingrad um. I. T. wird im September 1941 verhaftet und verbringt ein Jahr in Einzelhaft im Gefängnis auf der Roßauer Lände. An ihrem 25. Geburtstag, dem 2. Oktober 1942, wird sie gemein- sam mit zwölf anderen Frauen vom Gefängnis in das Frauenkonzentrationslager Ravens- brück überstellt, mit dem Aktenvermerk „Rückkehr unerwünscht“. Sie kommt in denselben Block wie Rosa Jochmann. Drei Jahre lang muss sie in Ravensbrück Zwangsarbeit in den der dort ansässigen Niederlassung der Siemenswerke verrichten. Da sie auch dort durch Sabotage akte Widerstand leistet, wird sie zur Strafe nach Uckermark gebracht, einem Ne- benlager von Ravensbrück, ursprünglich ein Jugendlager, das ab Ende 1944 zu einem Ver- nichtungslager wird. Durch Vermittlung ihrer Mitgefangenen aus Ravensbrück kann sie der drohenden Ermordung entgehen und wird wieder nach Ravensbrück zurückgebracht. Am 29. April 1945 wird das Lager aufgelöst. Für I. T. und einige ihrer Mitgefangenen beginnt eine chaotische Flucht zu Fuß und per Bahn. Erst einen Monat später kommt sie über Katto witz und Bratislava nach Wien. Die Wohnung der Eltern in der Brigittenau ist zerstört, die Eltern lassen sich nach dem Krieg repatriieren. I. T. leidet unter der feindseligen Haltung der Wiener Bevölkerung gegenüber ehemaligen KZ-InsassInnen. 1945/49 (re)migrieren ungefähr fünfzehntausend Wiener Tsche- chInnen in die Tschechoslowakei, auch I. T. plant, eine Stelle als Lehrerin in Karlsbad zu über- nehmen. Als sie aber 1946 eine Stellung in der tschechischen Gesandtschaft in Wien angeboten bekommt, entschließt sie sich zu bleiben. Sie arbeitet bis 1950 als Sekretärin des Kulturattachés. Die tschechischen WiderstandskämpferInnen gründen bald nach dem Krieg einen eigenen KZ-Verband, in dem I. T. als Sekretärin arbeitet. Durch diese Tätigkeit und durch ihre Mitglied- schaft bei der KPÖ identifiziert sie sich immer stärker mit dem tschechischen Milieu und dem Kommunismus. I. T. wird Redakteurin einer prokommunistischen Zeitung, die in tschechischer Sprache erscheint. Diese Stelle hat sie bis 1951 inne, in diesem Jahr kommt auch ihr Sohn zur Welt. Weil I. T. die Zweckentfremdung von Spendengeldern für Kinder durch die KP aufdeckt, wird sie aus dem tschechischen Minderheitenverein ausgeschlossen und muss zum Verhör zur Kaderleitung der KPÖ. Dort hat sie sich gegen den Vorwurf zu behaupten, sie hätte jüdische SlowakInnen über die Grenze in den Westen geschmuggelt, außerdem wird sie der Spionage für den Westen verdächtigt. I. T. wird von der Partei gerügt und verliert auch ihre Stellung bei der Zeitung. Es beginnt für sie eine schwere Zeit als arbeitslose Alleinerzieherin. Später wird sie bei Siemens angestellt, wo sie bis zu ihre Pensionierung 1972 bleibt. Die Eltern sind zu dieser Zeit noch in der Tschechoslowakei, übersiedeln aber bald darauf zu I. T.s Schwester, die in England lebt. 1968, nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staa- ten in die Tschechoslowakei, tritt I. T. endgültig aus der KPÖ aus.
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
3, P – Z
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1238
Category
Lexika
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