Page - 3455 - in biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Image of the Page - 3455 -
Text of the Page - 3455 -
Wamser | W 3455
Hauses in Prein eingesperrt. Durch Intervention eines ihr bekannten Volkssturmführers
wurde sie als einzige enthaftet, die übrigen wurden im Keller ihres Hotels hingerichtet. Ihr
Mann wurde von einem improvisierten Standgericht erschossen, seine Leiche misshandelt.
L.: Dokumentationsarchiv 1987
Wamser Anna, geb. Zingl; Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 18. 8. 1908
Gest. Wien, 23. 1. 1990
Herkunft, Verwandtschaften: A. W. wurde 1908 in Wien als Tochter von Franz und Berta
Zingl geboren. Der Vater war Betriebsleiter einer Spinnerei, die Mutter starb als A. 13 Jahre
alt war. Nach Absolvierung der Volks- und Hauptschule führte sie den Haushalt des Vaters.
Diese Tätigkeit setzte sie auch nach ihrer Verehelichung am 1. Oktober 1938 mit dem Satt-
lergehilfen Franz Wamser fort.
Laufbahn: Laut Gerichtsurteil des Oberlandesgerichts Wien war A. W. seit 1926/27 Mitglied
der SPÖ und des Arbeiterturnvereins. Nach dem Verbot der SPÖ habe sie sich der kommu-
nistischen Partei zugewandt und für führende KommunistInnen – wie etwa dem Leiter der
KP für das Wiener Gebiet, Josef Csarmann
– Räumlichkeiten organisiert, die als Anlaufstelle
genutzt und in denen Schriftstücke abgefasst werden konnten. Weiters wurde A. W. der Ver-
vielfältigung und Verteilung einer kommunistischen Resolution „Der Kampf Österreichs um
die Befreiung von der Fremdherrschaft, Resolution des Zentralkomitees der KPÖ“ beschuldigt.
In dieser Resolution heißt es: „Zur Führung eines erfolgreichen Kampfes gegen die nationale
Verhetzung und Irreführung des Volkes, insbesondere der Jugend durch den grossdeutschen
Chauvinismus, ist es notwendig, die unter der KP., dem komm. Jugendverband gesammelte
Arbeiterbewegung im Geiste Marx’s, Engels, Lenin’s und Stalin’s zu erziehen. Anknüpfend
an die Kampftradition des österreichischen Volkes gilt es, in der Jugend das Bewusstsein zu
wecken und zu fördern, da es eine Ehrenpflicht und ein Fortschritt ist, das österreichische Volk
von der Fremdherrschaft zu befreien. […] Im Kampfe um das Selbstbestimmungsrecht des
Volkes ist es notwendig und möglich eine breite österreichische Freiheitsfront zu schaffen. Die
ganze strategische Orientierung der österreichischen Arbeiterklasse muss darauf gerichtet sein,
eine feste Einheit des österreichischen Volkes gegen den Hitlerfaschismus für ein unabhängi-
ges, demokratisches freies Österreich herzustellen […].“
A. W. wurde am 19. November 1938 festgenommen und am 17. Dezember 1940 vom Ober-
landesgericht Wien zu zwei Jahren und neun Monaten Haft sowie zu drei Jahren „Ehr-
verlust“ verurteilt. Die Haft verbüßte sie zunächst in Wien, später im Frauenzuchthaus
Aichach. Im Herbst 1941 wurde sie nach Ravensbrück überstellt und bekam die Häftlings-
nummer 8283 zugewiesen. A. musste dort in der Schuh- und Bekleidungskammer arbeiten,
bis sie nach insgesamt fünfeinhalb Jahren Haft Ende April 1945 befreit wurde.
Sie kehrte am 20. Juli 1945 mit dem von Friedl Sinclair und Rosa Jochmann organisierten
Transport nach Wien zurück. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie zunächst als Bürokraft,
später war sie ausschließlich Hausfrau. A. W. verstarb am 23. Jänner 1990 in Wien im 82.
Lebensjahr.
Qu.: Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.830/617; 50.901/688; 50.993/778; 50.211/61b;
50.403/241, DÖW: 20.000/w301 (Anklageschrift des Generalstaatsanwalts v. 16. 8. 1940),
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika