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Wehinger | W 3475
genannten „Dunkeltransport“ nach Bernburg, wo sie vergast wurde. Mit den Schuhen hat es
noch etwas Besonderes auf sich: Am 9. Mai 1940 bittet A. W. in einem Brief: „Bitte schickt
mir sofort meine Halbschuhe. Holt die Leisten für meine Schuhe und hebt sie gut auf.“
Nach Kriegsende bleiben die vier Zeuginnen Jehovas bis zu einer möglichen Rückkehr nach
Deutschland noch eine Zeitlang bei Familie Zeil einquartiert. A. W. gehörte bis vor Kurzem
zu jenen vergessenen Frauen, die aus religiöser Motivation dem NS-Regime von Anfang
an Widerstand leisteten. Am 22. August 2007 werden für sie und ihren Mann jeweils ein
„Stolperstein“ vor ihrem letzten Wohnort in der Landstraße 12, Salzburg verlegt.
Qu.: DÖW 1776; 18792, Jehovas Zeugen Österreich/Geschichtsarchiv: Briefe von A. W. aus
dem KZ Ravensbrück.
L.: Dokumentationsarchiv 1991, Dokumentationsarchiv 1998a, Hesse/Harder 2001, Jahrbuch
der Zeugen Jehovas 1941, Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1989, http://www.stolpersteine-salz-
burg.at, http://www.ravensbrueck.de/mgr/Archiv/deutsch/ausstellung/sonderausst/lila
winkel.
htm Heidi Gsell
Wehinger Anna Maria, geb. Kirchmann; Gastwirtin, Köchin und Kochbuchautorin
Geb. Gestratz, Bayern (Deutschland), 2. 6. 1854
Gest. Dornbirn, Vbg., 4. 5. 1922
W. entstammt einem Westallgäuer Bauerngeschlecht. Ihr Mädchenname war Anna Maria
Kirchmann. Der Vorname lautet meist nur Anna, insbesondere auch im Zusammenhang
mit ihrer Autorschaft am „Dornbirner Kochbuch“.
W. wurde am 2. 6. 1853 in Gestratz (Lkr. Lindau, Schwaben, Bayern) geboren. Sie war das erste
von sieben Kindern; fünf von sechs Töchtern haben sich nach Österreich (Dornbirn, Nenzing,
Bludenz) verheiratet. W. war die Tochter des Augustin Kirchmann und seiner Ehefrau Anna
Maria Bildstein. Kirchmann betrieb in Gestratz bei Franzebube im Ried eine Landwirtschaft.
W.s Geburtshaus steht heute noch. W. ist am 4. 5. 1922 in Dornbirn gestorben.
Am 2. Januar 1874 heiratete W. den Bäcker und Wirt Josef Hermann Wehinger, geboren in
Dornbirn am 17. 4. 1847, gestorben in Dornbirn am 10. 1. 1911. Im August 1875 wurde als
erstes Kind eine Tochter Maria geboren, die jedoch bereits im Februar 1876 verstarb. Am
10. 7. 1876 wurde ihr Sohn Josef geboren, ein Jahr später ihre Tochter Anna. Von ihrem Sohn
Josef hatte W. drei Enkelkinder: Friedrike Eugenia (* 1906), Hertha Franziska (* 1907) und
Maria Anna Antonia (* 1908). Ihr Sohn Josef († 8. 5. 1934) gab 1924 nach ihrem Tod die
achte Auflage des „Donbirner Kochbuchs“ heraus.
W. führte ein Leben für die Gastronomie. Sie begann nach dem Besuch der Volksschule in
Gestratz ihre berufliche Laufbahn in dem heute noch führenden Hotel „Bayerischer Hof“
in Lindau, wo sie ihre grundlegenden Fachkenntnisse erwarb. Nach ihrer Heirat 1874 mit
einem Mann, der ebenfalls vom Fach war, führte sie mit diesem, teilweise auch selbständig
das Gasthaus „Rössle“ an der Sägen in Dornbirn bis 1879, um sich dann der Erziehung ihrer
Kinder zu widmen. 1889 riefen Industrielle in Dornbirn Koch- und Haushaltungskurse für
Fabrikarbeiterinnen ins Leben. Die ersten (dreiwöchigen) Kurse führte seit dem 2. 9. 1889 die
Schweizerin Alwine Bosshart nach schweizerischem Vorbild durch. Von Anbeginn an stand
ihr W. als Assistentin zur Seite. Vom 3. Kurs an übernahm W. die Leitung, die sie bis zum
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika