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lebte die Familie in Szeged/Szegedin, dann übersiedelten die Herzbergs nach Wien. Fried-
rich Herzberg verstarb 1878.
Ausbildungen: J. besuchte die Lehrerinnenbildungsakademie, die sie mit Auszeichnung ab-
solvierte, und war fast ihr ganzes Leben als Lehrerin tätig.
Laufbahn: Bereits als Kind wurde durch ihre Mutter Aurora ihre Liebe zum Alpinismus
geweckt. Ausgehend von ersten Bergwanderungen im Gebiet um Payerbach wandte sie
sich schließlich immer anspruchsvolleren Bergtouren zu, welche sie fast immer in Be-
gleitung ihrer Mutter, zum Teil auch ihrer Schwester, unternahm. In den Jahren 1886
und 1887 bestiegen J. und Aurora Herzberg unter anderem den Sonnblick, den Groß-
glockner und den Großvenediger. J. H. fühlte sich bald durch das mangelnde Vertrauen
in die Leistungsfähigkeit der Frau seitens ihrer männlichen Alpinistenkollegen frustriert.
Im führerlosen Bergsteigen, einer damals noch jungen Strömung des Alpinismus, konnte
sie ihre alpinistische Erfahrung ungehindert verwerten. 1888 machte sie sich gemeinsam
mit ihrer Mutter an die erfolgreiche Ersteigung des Triglav. Damit waren J. und Aurora
Herzberg die ersten Frauen, die führerlos diesen höchsten Gipfel der Julischen Alpen
erreicht hatten. Im selben Jahr wurde J. H. in den Österreichischen Alpenklub aufge-
nommen. Systematisch begingen J. und Aurora Herzberg in der Folge sämtliche wichtige
Berggruppen der österreichischen, deutschen und Südtiroler Alpen, so etwa der Zillerta-
ler Alpen, der Hohen und Niederen Tauern, des Dachstein, des Karwendel, der Allgäuer
Alpen, der Julischen Alpen, der Dolomiten und der Ortlergruppe. J. H. bewältigte auf
diese Weise rund hundert Gipfel der Ostalpen. Sie trat auch als literarisch anspruchsvolle
Berichterstatterin der gemeinsamen Bergfahrten in alpinistischen Zeitschriften hervor.
In ihren stark subjektiv gefärbten, humorvollen Berichten stellt sie immer wieder die ur-
tümlichen Lebens- und Umgangsformen auf dem Lande dem von ihr als inhaltsleer und
oberflächlich empfundenen urbanen bürgerlichen Gesellschaftsleben entgegen. Während
ihrer Aufenthalte in den Bergen kleidete sie sich gerne in der ortsüblichen Tracht und
begeisterte sich für die ländlichen Tänze.
1898 heiratete sie den Prokuristen Rudolf Winkler von Forazest, der eine Tochter, Augus-
tine, in die Ehe mitbrachte. 1899 wurde Tochter Erika geboren, 1900 Hedwig und 1902
Sohn Rudolf. Mit ihrem Mann teilte sie die Liebe zu den Bergen. J. W. versuchte auch ihren
Kindern das Bergsteigen, das sie als pädagogisch wertvoll erachtete, nahe zu bringen. Ihre
letzte Bergfahrt machte sie mit ihren Kindern im Jahr 1916 auf die Raxalpe.
Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit brachten J. W. zahlreiche Schicksalsschläge.
1914 fiel ihr Bruder, General Herzberg. Im März 1919 starb ihr Mann Rudolf, wenige Wo-
chen darauf ihr zweiter Bruder Theodor Herzberg. Am 24. Juli desselben Jahres starb J. W.,
die kurz zuvor als Lehrerin pensioniert worden war, an den Folgen der Mangelernährung
und der Entbehrungen während des Krieges.
Qu.: Archiv des Österreichischen Alpenklubs.
W. u. a.: „Der Triglav (2864 m). In: Der Tourist, 21. Jg., Nr. 14, 15. 7. 1889, 15, 1. 8. 1889 (=
Vortrag, gehalten in der Sektion ,Austria‘ des Deutschen und Österreichischen Alpenver-
eins am 2. 1. 1889)“, „Aus den Julischen Alpen. In: Österreichische Alpenzeitung, 12. Jg.,
21. 3. 1890, Nr. 292“, „Wanderungen in den Lechthaler und Allgäuer Alpen. In: Österrei-
chische Alpenzeitung, 16. Jg., 12. 10. 1894, Nr. 411, 16. 10. 1894, Nr. 412, 9. 11. 1894, Nr. 413“,
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika