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munds, darunter auch Johann Werner von Zimmern, involviert. Die Folge war, dass 1488 die
herzoglichen Räte geächtet und ihr Besitz konfisziert wurde. Johann Werner von Zimmern
musste das Reichsgebiet verlassen und suchte Zuflucht in der Eidgenossenschaft. Seine
Frau, seine acht Kinder und der uneheliche Sohn Hensle, der zusammen mit den legitimen
Kindern erzogen wurde, wurden von Schloss Meßkirch vertrieben. Zunächst bot Gottfried
von Zimmern, der Großonkel und Vormund der Kinder, Zuflucht in seinem Schloss in See-
dorf, bis die Familie in Weesen am Walensee wieder vereint war. Die beiden ältesten Brüder
K.s Veit Werner und Johann Werner waren bereits zur entsprechenden standesgemäßen
Erziehung und Ausbildung an den Hof des Pfalzgrafen und Kurfürsten Philipp († 1508)
in Heidelberg gebracht worden. Die prekäre finanzielle Lage der Familie zwang dazu, dass
auch der jüngste Bruder in die Obhut einer weitläufig verwandten Familie, nämlich zu
Graf Georg von Werdenberg-Sargans in Graubünden kam. 1491 setzen Bemühungen ein,
nicht zuletzt auf Empfehlung des angesehenen Dekans der Abtei Eindsiedeln Albrecht
von Bonstetten (1442–1504), K. und ihre ältere Schwester Anna in der Fraumünsterabtei
in Zürich unterzubringen. 1491 erscheinen die Fräulein von Zimmern in den Akten des
Zürcher Rates zusammen mit ihrer Cousine Ottilie von Bitsch als Anwärterinnen auf eine
Chorfrauenstelle im Fraumünster. In den Rechnungsbüchern des Fraumünsters sind auch
seit 1494 die Schwestern von Zimmern als Chorfrauen genannt. Als Ende Januar 1496 die
Äbtissin Elisabeth von Wyssenberg starb, wurde wenige Tage danach die erst 18-jährige
K. als jüngste der nur vier wählbaren Chorfrauen zur Nachfolgerin bestimmt. Am 17. Juni
1496 wurde K. feierlich in ihr Amt eingesetzt. K. stand nun fünfundzwanzig Jahre der Frau-
münsterabtei vor, bis zu deren von K. selbst vollzogenen Übergabe an die Stadt Zürich. Über
ihre Amtsführung als Fürstäbtissin ist wenig bekannt. Ohne Mitwirkung der Stadt bzw. des
Konvents konnte sie über das Stiftsvermögen verfügen. In den Ratsakten der Stadt Zürich
ist sie ganz selten genannt, was darauf schließen lässt, dass ihr Regiment kaum je zur Miss-
billigung Anlass gab. Zu Beginn ihrer Amtszeit bemühte sich K. die Zahl der Chorfrauen
zu heben. Bis 1503 traten vier junge Frauen ein. Der Chorgesang dürfte ihr ein Anliegen
gewesen sein; dafür gewann sie eine Verwandte, eine Nonne aus Sankt Blasien, die mit ihrer
schönen Stimme den Chorgesang fördern sollte.
Als Äbtissin bemühte sich K. auch um bauliche Maßnahmen und Neuausstattung von Kir-
che und Stift. 1500/1501 sind teure Arbeiten an einer großplastischen, mehrfigurigen Öl-
berggruppe nachgewiesen, für dessen Bemalung Hans Leu der Ältere (†1507) belegt ist.
Ferner wurden die Marien- und Dreikönigskapelle im Erdgeschoß des romanischen Süd-
turms neu ausgemalt, Fenster und Türen der Kirche erneuert. 1518 wird eine 1467 erwähnte
Messglocke umgegossen; die Inschrift in der Krone erinnert an K. v. Z.
Darüber hinaus wurden umfangreiche und kostspielige Bauarbeiten im Bereich der Abtei-
gebäude vollzogen. Von 1497 bis 1501 wurde ein neues Haus gebaut, doch lassen sich we-
der dessen Lage noch Funktion bestimmen. Im Bereich des äußeren Hofes wurden mit dem
zwischen 1506 und 1508 veranlassten Neubau der Prälatur die einschneidendsten baulichen
Veränderungen getroffen. War die äußere Gestaltung der curia abbatiae mehr oder weniger
schlicht gehalten, so wurde bei der inneren Ausstattung kein Aufwand gescheut, wie die mit
Schnitzfriesen reich verzierten Decken in den Korridoren und die Vertäfelungen zweier Zim-
mer heute noch bezeugen. Das Gebäude wurde 1898 abgerissen. Zwei Zimmer wurden 1892
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika