Page - 55 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau

Küstenlandes als den erbittertsten Gegner des herrschenden Regimes. Das eine sowohl wie das andere unterblieb je- doch, weil sich der Monarch auf Veranlassung Inzaghis gegen ein weiteres Interim und bereits für die Berufung Franz Stadions entschieden hatte. Wie sehr es diesem ernst war, in dem entlegenen Winkel der Monarchie gründlich aufzuräumen und den- noch in versöhnlichem Sinne zu wirken, erhellte aus zwei Denkschriften, die er dem Kaiser am 27. Mai unter- breitete.^'*') Er schilderte darin die trostlose Lage der Pro- vinz, die Ohnmacht und Zerfahrenheit der Behörden. Er hielt »ein ruhiges Regieren« für ein Ding der Unmöglich- keit, so lang die Hetzer und Wühler noch im Lande weilten; er beantragte daher, um nicht durch Erschießen oder Hängen Märtyrer zu schaffen, die Ausweisung der Unruhstifter: »Algier, Amerika — so meinte Stadion — dürfte für solche LeuteRaum bieten.« Anderseits empfahl er die Begnadigung der zahlreichen Häftlinge^^^), damit endlich der bange Zweifel über deren ferneres Schicksal sowohl wie die allgemeine Erbitterung über ein vermeint- liches Unrecht schwinde und die Regierung durch einen Akt der Großmut ihre Stellung kräftige. Stadion wies ferner darauf hin, daß die politische Verwaltung Galiziens »desorganisiert« und der Einfluß der Beamten groß und unheilvoll sei; er wünschte daher— wohl veranlaßt hiezu durch die Adelspartei— eine Erweiterung seines Wirkungs- kreises in der Weise, daß er unbotmäßige und schädlich oder nicht entsprechend wirkende Beamte schneller als auf dem bisher gesetzlichenWege versetzen oder ihres Dienstes entheben könnte.-^^^) Das Komitee, welches die Denkschriften Stadions zu prüfen hatte^^^^, erklärte sich gegen die zwei ersten An- träge: der eine widersprach dem Auswanderungspatent, wonachman Inländer nicht ausweisen durfte-''^); der andere wurde mit Berufung auf die zu erlassenden Organisierungs- maßregeln abgelehnt und bloß der dritte gebilligt.3'^) In der 55