Page - 99 - in Aus Österreichs Vormärz - Galizien und Krakau
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berger Landrechts über einige Güterabtretungen vor, die unmittelbar
vor dem Aufstande stattgefunden hatten. Er zweifelte nicht, daß sie mit
den revolutionären Ereignissen zusammenhingen, da sie großenteils von
kompromittierten Persönlichkeiten herrührten. Ferner meldete er, daß die
Wechselschulden, um deren Verbuchung vom 22. Februar bis 12. März
angesucht worden sei, die Summe von 1,357.800 fl. CM. überstiegen.
Die Belastungen betrafen zumeist Güter, die in den Kreisen Tarnow,
Rscscowa, Jaslo und Sanok lagen. Diese Daten zeigten, nach Kriegs
Dafürhalten, »wie tief der Adel bei der Insurrektion verflochten war und
zu welchen Geldopfern er entschlossen war, da nicht zu zweifeln ist, daß
wenigstens der größere Theil der fraglichen Schulden zur Aufbringung
von Geldern zum Zweck der Beförderung der Insurrektion bestimmt war«.
»Ich betrachte dieß als möglich — so äußerte sich hingegen Fürst
Metternich —
, wahrscheinlicher scheint mir, daß sich compromittirt
fühlende Gutsbesitzer Intabulationen vornahmen, welche nicht auf der
numerata pecunia ruhen, sondern zum Zwecke haben, den Gutsbesitzern
zur Sicherstellung eines Theiles ihres Vermögens zu dienen.« (Staats-
konferenz, Z. 417 ex 1846. vSt. A.)
200) (26) . . . Paris, Brüssel, London, Posen, Krakau, alle diese
Punkte spielen eine Rolle im Drama; man muß, um dasselbe zu ver-
stehen, alle diese Punkte ins Auge fassen. . . .« (Metternich an Erzherzog
Ludwig, 25. Februar 1846. Staatskonferenz, Z. 743 s. ex 1846. St. A.)
"") (37) Siehe »Aphoristische Betrachtungen über die dermaligen
Zustände in Galizien«. (Metternich, VII, 204ff., Nr. 1545.)
"°") (37) » • . • Meine Stellung, mein gnädigster Herr — so schrieb
Metternich dem Erzherzog Ludwig am 27. Februar 1846 — , ist hier
eine ganz eigenthümliche. Höchstdieselben sind gewohnt, mich dort, wo es
gilt, ungescheut voranstellen zu sehen; thun kann ich nur das. Ich finde
aller Orten den besten Willen, bei den Departements aber nichts von
dem, was den Werth einer thatkräftigen Idee hat. Direct gehen mich
viele Dinge an, andere nicht. Alles kann ich nicht thun, obgleich ich
15 Stunden auf 24 arbeite. Graf Kolowrat will, wie es scheint, keinen
Theil am Geschäfte nehmen; hiedurch verbreitet sich im Publikum der
Anschein, als sei die Regierung in der obersten Sphäre gespalten, und
eine gespaltene ist keine Regierung. Hier können nur E. kais. H. Ord-
nung schaffen und heute gilt es die Monarchie!« (Staatskanzlei, Provinzen,
F. 107b. St. A.)
"''^) (37) Jacob Szela, Gemeindebevollmächtigter in Smarzowa (Tar-
nower Kreis), hatte den Behörden durch kräftige Handhabung polizei-
licher Maßregeln und durch die Verfolgung der Insurgenten große Dienste
erwiesen; nun mißbrauchte er seinen Einfluß, indem er die Gemeinden
zur Verweigerung der Frondienste aufforderte. (Vgl. über ihn Mises, 115,
Anm. I, wo sich auch die Literatur angeführt findet. Siehe auch Stanislaus
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Aus Österreichs Vormärz
Galizien und Krakau
- Title
- Aus Österreichs Vormärz
- Subtitle
- Galizien und Krakau
- Author
- Hanns Schlitter
- Publisher
- AMALTHEA- VERLAG
- Location
- Zürich - Leipzig - Wien
- Date
- 1920
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.0 x 18.89 cm
- Pages
- 148
- Keywords
- Epoche, 19. Jahrhundert, Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus
- Categories
- Geschichte Vor 1918