Page - 20 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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20 Karel Hruza
Die Anregung, den Kreis der aufzunehmenden Historiker grundlegend zu erweitern
und etwa „das ‚deutschösterreichische‘ Kriterium“ zugunsten eines „wenigstens ‚cislei-
thanischen‘ Rahmen(s)“ aufzugeben, um so „tschechische Partner und Gegenspieler“ der
sudetendeutschen Historiker zu porträtieren (Konrád), würde die konzeptionelle Basis
des Vorhabens „Österreichische Historiker 1900–1945“ wohl in ein internationales, mit
noch größerer Arbeitsbelastung verbundenes Großprojekt verschieben. Vielleicht mögen
sich aber tschechische Historiker ermuntert fühlen, das sicher höchst verdienstvolle Vor-
haben einer zusammenhängenden wissenschaftsgeschichtlichen Galerie tschechischer und
deutschböhmischer Historiker anzugehen.
Die Idee, „generell die Bedeutung des Instituts für österreichische Geschichtsforschung
für die moderne Mittelalterforschung stärker auszuarbeiten“ (Kolář), ist sehr zu begrüßen,
doch kann das eine Sammlung einzelner, auf die Zeitspanne von 1900 bis 1945 begrenzter
Historikerporträts nicht leisten, sondern hierzu nur fallweise wertvolle Bausteine bieten33.
Das Gleiche gilt auch für den Vorschlag, „das Wechselspiel von großdeutscher und pro-
nonciert ‚österreichischer‘ Denkhaltung bei den Österreichern“ und „die spannungsreichen
Beziehungen zu Deutschland allgemein“ zu untersuchen (Hausmann).
Zuletzt bin ich als Herausgeber selbstverständlich verpflichtet, auf eine Aussage Hans-
Christof Kraus’ einzugehen, dessen Rezension wie folgt schließt : „Zu kritisieren ist eben-
falls, daß in anderen Beiträgen […] z. T. schwerwiegende Vorwürfe [bezüglich der „Ver-
strickung“ porträtierter Historiker in das NS-Regime] erhoben, aber nicht belegt werden.
Man mag es einem einschlägig bekannten ‚Volkshistoriker‘ wie Harold Steinacker vielleicht
zutrauen, daß er bis ins hohe Alter den Holocaust ‚verleugnete‘ (S. 223) – aber für derart
gravierende Behauptungen sollte der Nachweis dann auch nicht fehlen.“34 Bei der ent-
sprechenden Stelle im Beitrag Renate Spreitzers hat Kraus richtig gesehen, dass eine An-
merkung fehlt, was sowohl der Autorin als auch mir bei der Redaktion bedauerlicherweise
entgangen ist. Der Verweis sei an dieser Stelle nachgetragen35. Da Kraus aber den Plural
verwendet, nämlich von „anderen Beiträgen“ spricht, in denen nicht belegte „schwerwie-
gende Vorwürfe“ gegen die Porträtierten erhoben würden, habe ich, um jene vermeintli-
chen Vorwürfe zusammen mit den Autorinnen und Autoren berichtigen oder nachweisen
33 Mehr Material zur Beantwortung der Frage liefert immer noch Alphons Lhotsky, Geschichte des Insti-
tuts für österreichische Geschichtsforschung 1854–1954 (MIÖG Erg.-Bd. 17, Graz/Köln 1954), als Manfred
Stoy, Das Österreichische Institut für Geschichtsforschung 1929–1945 (MIÖG Erg.-Bd. 50, Wien 2007).
Siehe zuletzt auch die relevanten Stellen bei Pavel Kolář, Geschichtswissenschaft in Zentraleuropa. Die Uni-
versitäten Prag, Wien und Berlin um 1900 1–2 (Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur im 20. Jahr-
hundert 9, Berlin 2008).
34 Kraus (wie Anm. 2).
35 Anna Schader, Harold Steinacker (1875–1965) – Sein Weg in den Nationalsozialismus (ungedr. Diss. Kla-
genfurt 1997) 86f.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien