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24 Andrea Rzihacek und Christoph Egger
besuchte Michael Tangl zunächst die Volksschule in Wolfsberg, um danach in das Gym-
nasium des Benediktinerklosters St. Paul im Lavant zu wechseln. Nach eigener Aussage
waren es die in St. Paul im Lavanttal aufbewahrten Handschriften- und Urkundenschätze
der Abtei St. Blasien im Schwarzwald, die sein Interesse weckten und seine Studienwahl
beeinflussten3.
Nach Abschluss der gymnasialen Ausbildung am elitären Schottengymnasium in
Wien4 begann Tangl zunächst – wohl auf Wunsch seiner Eltern – in Wien ein Studium
der Rechtswissenschaften, das er indessen schon nach kurzer Zeit abbrach, um Geschichte
zu studieren. Schon bald konzentrierte er sich auf das Gebiet der historischen Hilfswis-
senschaften und durchlief in den Jahren 1885–1887 den 16. Ausbildungskurs am IÖG5.
Seine wesentliche Prägung erfuhr er durch Lehrer wie Theodor von Sickel und Engelbert
Mühlbacher, sie förderten ihn im Hinblick auf eine streng hilfswissenschaftliche Ausrich-
tung, die seine gesamte spätere berufliche und wissenschaftliche Laufbahn bestimmen
sollte6. Aufenthalte als Stipendiat am Österreichischen Historischen Institut in Rom in
den Jahren 1888–1889 und 1891 weckten sein Interesse für die Geschichte der päpstli-
chen Kanzlei, mit der er sich zeitlebens intensiv beschäftigen und aus deren Bereich er
auch das Thema seiner Dissertation wählen sollte, die er Ende 1889 vorlegte und die in
erweiterter Form eine seiner drei Habilitationsschriften7 bildete. Neben einer ersten be-
Kaiserthums Österreich 43 (1881) 50–54, die zitierte Stelle ebd. 51, und [Franz] von Krones, Art. „Tangl,
Karlmann“, in : ADB 37 (1894) 370–371.
3 Michael Tangl, Antrittsrede, in : SB der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1918, 2. Halbbd. (Berlin
1918) 702–704, hier 702f.
4 Seine Tochter Georgine formulierte : „Die Vollendung seiner Gymnasialbildung am Wiener Schottengym-
nasium […] brachte ihn früh zu den besten geistigen Kreisen der Hauptstadt in Beziehung.“ Siehe Georgine
Tangl, Michael Tangl. Zur Lebensgeschichte, in : Michael Tangl, Das Mittelalter in Quellenkunde und
Diplomatik. Ausgewählte Schriften 1–2 (Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte 12, Berlin 1966) (=
Tangl, Mittelalter 1–2) 1 9–12, hier 9.
5 Zu seinen Kurskollegen zählten Berthold Bretholz, Wilhelm Erben, Wladimir Milkowicz, Alfred Schnerich,
sowie Anton Chroust, Julius Schönherr und Fritz Stöber als außerordentliche Mitglieder, vgl. Leo Santifal-
ler, Das Institut für österreichische Geschichtsforschung. Festgabe zur Feier des zweihundertjährigen Bestan-
des des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Veröff. des IÖG 11, Wien 1950) 112f.; Alphons Lhotsky,
Geschichte des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 1854–1954 (MIÖG Erg.-Bd. 17, Graz/Köln
1954) 187–192.
6 Das Verhältnis Tangls zu seinen zwei großen Lehrern charakterisiert Paul Kehr, Michael Tangl. Ein Nachruf,
in : NA 44 (1922) 139–150, hier 139f.: „Tangl ist beider Schüler, Sickels und Mühlbachers ; von jenem emp-
fing er die stärkeren wissenschaftlichen Anregungen ; diesem schloß er sich persönlich näher an, denn Mühl-
bacher war ihm im Alter und in der Gemeinsamkeit der Heimat vertrauter als der alte Meister, dessen Strenge
das Alter nicht gemildert hatte […] die Worte, die er [Tangl] Mühlbacher [in dessen Nachruf] widmete,
zeugten von den herzlichen Gefühlen, die er für den geschiedenen Freund und Berater hegte.“
7 Michael Tangl, Das Taxwesen der päpstlichen Kanzlei vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts, in :
MIÖG 13 (1892) 1–106.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien