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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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Page - 27 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2

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Michael Tangl (1861–1921) 27 schaftliche Studien16, sondern gab sein Wissen auch in mehreren Lehrveranstaltungen17 an seine Studenten weiter. Im Jahr 1902 wurde Tangl schließlich einstimmig in die Zentraldirektion der MGH gewählt und zum provisorischen Leiter der Epistolae-Abteilung bestellt. Die Ende 1903 nach dem Tod Engelbert Mühlbachers erfolgte Berufung Emil von Ottenthals als Nach- folger auf dessen Wiener Lehrstuhl, ließ Tangl die bis dahin gehegte Hoffnung, nach Wien zurückkehren zu können, wohl endgültig begraben. Jedoch übertrug ihm die Zentraldi- rektion der MGH Anfang 1904 die Leitung der Diplomata Karolinorum. In Wien wurde, um am dortigen Standort die weitere Mitwirkung an den MGH zu gewährleisten, eine Diplomata-Abteilung, die sich der Edition der Stauferurkunden bis Friedrich II. widmen sollte, eingerichtet, als deren Leiter Ottenthal bestellt wurde18. Durch die Übersiedlung 16 Vgl. unten S. 53 f. 17 So in den WS 1900/01, 1906/07, 1910/11 und im SS 1914 ; vgl. das Verzeichnis der akademischen Lehr- veranstaltungen Tangls an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin bei Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 376–380. Eine neuerliche Beschäftigung mit den tironischen Noten, diesmal in Form eines Privatissimums im Rahmen der „Übungen für Archivaspiranten“, plante Tangl für das Wintersemester 1921/1922, wie er am 06.08.1921 in einem seiner letzten Briefe an Kehr schrieb : Mir läge vor allem daran, die Tradition im Be- trieb dieses abgelegenen und doch wichtigen Sondergebiets nicht abreißen zu lassen. Und soweit ich sie vermitteln kann, ists vielleicht letztes oder vorletztes Läuten. München, Archiv der MGH, 338/200 (Personalakten Michael Tangl), fol. 30v-31r. 18 Noch vor seiner Bestellung zum Ordentlichen Professor in Berlin im Jahr 1900 hatte Tangl ernsthafte Ver- handlungen bezüglich der Stellung des Direktors des Finanzarchivs in Wien geführt, die jedoch letztlich wohl daran scheiterten, dass er mit der Übernahme des Direktorsposten ein Ordinariat an der Universität Wien ge- fordert hatte, vgl. Schaller, Tangl (wie Anm. 1) 112f. Bereits Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 142, beurteilte die damals getroffenen Entscheidungen sehr kritisch : „Tangl selbst hat unter diesen Verhältnissen schwer gelitten und am meisten unter den Vorgängen nach Mühlbachers Tod. Kein Zweifel, er wäre dessen berufener Nach- folger in Wien gewesen, wohin ihn sein Herz zog, und der geborene Leiter der dortigen Diplomataabteilung.“ Weiter bemerkt Kehr, ebd. 143, dazu : „[…] wie hätten diese Karolingerdiplome unter seiner Leitung in Wien, am Sitze der Sickelschen Tradition, unbeeinträchtigt durch die vielen Pflichten und Geschäfte, wie Berlin sie unserm geplagten Freunde aufbürdete, gefördert werden können ! So ließ er schweren Herzens die Dinge bei den Diplomata gehen, so gut sie wollten […].“ Lhotsky, Geschichte des Instituts (wie Anm. 5) 191 und 292 Anm. 17, resümierte nach einer kurzen Darstellung des wissenschaftlichen Wirkens Tangls : „Man muß sehr bedauern, daß die Rückgewinnung dieses Mannes für Wien nach Mühlbachers Tod nicht möglich war“, und deutete an, dass Tangl schon zu einem frühen Zeitpunkt aus persönlichen Gründen nicht mehr in Erwägung gezogen wurde. Seine Einschätzung teilte auch Fichtenau, Diplomatiker (wie Anm. 13) 38f.: Für die Wei- terführung der Karolingerdiplome hätte „sich als weitaus beste Lösung eine Rückberufung Michael Tangls von Berlin nach Wien auf die freie Lehrkanzel Mühlbachers“ angeboten. Zur Annahme der Beauftragung mit den Karolingerdiplomen seitens der Monumenta habe sich Tangl auch nur deshalb entschlossen, „weil er hoffte, damit seine Rückkehr in die Heimat vorzubereiten“. Die Vorgänge rund um die Nachbesetzung der Lehrkan- zel Mühlbachers hatten letztlich nicht nur für Tangl bittere persönliche Konsequenzen, sondern : „Das sach- liche Ergebnis war auch für das Institut nicht günstig und trug mit dazu bei, bestehende Abneigungen gegen die Wiener Schule zu vertiefen.“ Von diesem Blickpunkt aus sei es zu „bedauern, daß dabei sehr menschliche
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
2
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
678
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien
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