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56 Andrea Rzihacek und Christoph Egger
Monumenta, […] welche nicht nur eine stetige Personalpolitik, sondern auch die Durch-
führung eines rationellen Editionsplanes, wenn nicht verhinderten, so doch immer wieder
störten : das Opfer ist in gewissem Sinne Tangl selbst geworden. Schließlich wurde, daß er
die Placita liegenlassen mußte, […] unvermeidlich.“148
Der jüngste von Tangl für die MGH übernommene Aufgabenbereich war zugleich je-
ner, in welchem er am erfolgreichsten arbeitete149. Nach dem Tod Ernst Dümmlers im
September 1902 war nicht nur die Position des Vorsitzenden der Zentraldirektion, sondern
auch jene des Leiters der Scriptores- sowie der Epistolae-Abteilung nachzubesetzen. Bis
die endgültigen Personalentscheidungen getroffen waren, wurde Tangl zum provisorischen
Leiter der Epistolae-Abteilung ernannt150. Da dieser zunächst noch durch seine Arbeiten
an den beiden anderen MGH-Projekten gebunden war, überließ er die bereits laufenden
Briefeditionen, die Briefe der Päpste Nikolaus’ I. (858–867) und Hadrians II. (867–872),
Fedor Schneider, dem damals einzigen Mitarbeiter der Epistolae-Abteilung, der 1904 nach
seinem Wechsel an das Preußische Historische Institut in Rom durch Perels ersetzt wurde.
Nach der kurzfristigen Leitung der Epistolae-Abteilung durch Albert Werminghoff vom
Sommer 1906 bis Herbst 1907 wurde Tangl 1908 erneut provisorisch, im April 1909
schließlich endgültig zum Leiter der Abteilung bestellt. In der Folgezeit gelang es Tangl
unter Mitarbeit seiner Schüler Perels und Caspar, die Editionen der Briefe Nikolaus’ I. und
des Briefregisters Johannes’ VIII. vorzulegen151. Durch die Einberufung beider Mitarbeiter
zum Militärdienst kam es auch hier während des Ersten Weltkrieges zu einer Unterbre-
chung der Arbeiten. Tangl selbst wandte sich immer stärker den „Epistolae selectae in
usum scholarum ex Monumentis Germaniae Historicis separatim editae“, einer als Schul-
ausgabe konzipierten Nebenreihe der Epistolae, zu. Für diese Reihe, die nicht dem chrono-
148 Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 142f. – Zur Beschäftigung Tangls mit den Placita vgl. Schaller, Tangl (wie
Anm. 1) 124–128.
149 Kehr, Tangl (wie Anm. 6) 143–144 : „[…] die Epistolae, deren Bearbeitung auch mehr [als jene der Karo-
lingerurkunden] seinen wissenschaftlichen Neigungen entsprach […] Hier sind nun in der Tat unter seiner
Leitung und dank seiner eigenen Mitarbeit große Fortschritte gemacht worden. Er zeigte sich hier als ein
ebenso gewissenhafter Abteilungsleiter wie als eifriger Herausgeber.“ Zur Edition der Briefe des Bonifatius
und Lullus : „Diese vorzügliche Arbeit wird ihm immer einen ehrenvollen Platz in der Reihe der Editoren der
Monumenta sichern.“
150 Zu den Vorgängen innerhalb der MGH nach dem Tod Dümmlers vgl. Schaller, Tangl (wie Anm. 1)
150–153, zum Wirken Tangls im Rahmen der Epistolae-Abteilung ebd. 233–250.
151 Nicolai I. papae epistolae, hg. v. Ernst Perels (MGH Epistolae in Quart 6 = Epistolae Karolini aevi 4, Ber-
lin 1902–1925, ND 1995) 257–690 ; Registrum Iohannis VIII. papae, ed. Erich Caspar (MGH Epistolae
in Quart 7 = Epistolae Karolini aevi 5, Berlin 1912–1928, ND 1993) 1–333. Vgl. Dietrich Lohrmann,
Das Register Papst Johannes’ VIII. (872–882). Neue Studien zur Abschrift Reg. Vat. 1, zum verlorenen
Originalregister und zum Diktat der Briefe (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 30,
Tübingen 1968).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien